Aus heutiger Perspektive wirken die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie für viele Menschen weit entfernt und surreal. Vor drei Jahren trat in Deutschland und damit auch in Dortmund einer der tiefgreifendsten Maßnahmen in Kraft. Der 25. April 2021 war der erste Tag, an dem die Ausgangssperre in Dortmund vollumfänglich umgesetzt wurde. Eine Rückschau auf die Ereignisse dieser Zeit:
24. April 2021: Einführung der Ausgangssperre
Am 23. April tritt die Bundesnotbremse in ganz Deutschland in Kraft, sie sieht in allen Kommunen Deutschlands Ausgangssperren vor, wenn bestimmte Inzidenzwerte überschritten werden. In der Nacht zum 24. April gilt ab 0 Uhr erstmals die Ausgangssperre in Dortmund. Es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass eine solche Maßnahme verhängt wurde. Damals galt sie zur Zeit der britischen Besatzungszeit zum Ende des Krieges.
In der Corona-Pandemie erhoffte man sich durch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit eine Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus. Markig wird die umfassende Maßnahme von der Bundesregierung als „Bundesnotbremse“ betitelt. Sie galt für Städte, deren Inzidenz über 100 lag.
Die Ausgangssperre, die von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens galt, erlaubte es den Bürgerinnen und Bürgern nur aus triftigen Gründen, wie etwa dem Weg zur Arbeit, medizinischen Notfällen oder einer Gassirunde mit dem Hund, das Haus oder die Wohnung zu verlassen.
Dortmund wurde in dieser Nacht zu einer Geisterstadt. Die Innenstadt, die in einer Nacht von Freitag auf Samstag sonst belebt ist, war an vielen Orten menschenleer. Stille hatte sich über die Straßen gelegt. Lediglich eine Gruppe an der Möllerbrücke hatte offenbar die Zeit vergessen – die Personen waren dort mit einem Kasten Bier zusammengekommen. Die Polizei notierte sich die Personalien und löste das Treffen auf.
Ansonsten erleben die Beamten eine ruhige Nacht. Das Ordnungsamt fertigte in dieser Nacht vereinzelte Anzeigen wegen Verstößen gegen die Ausgangssperre. Die meisten Menschen hielten sich aber daran.
24./25. April 2021: Die erste „komplette Nacht“ mit Ausgangssperre
Die Nacht auf den 25. April ist die erste „komplette Nacht“ mit Ausganzsperre. Das öffentliche Leben kommt nach 22 Uhr nahezu zum Erliegen. Die Polizei meldete, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger sich an die Vorgaben gehalten hätten, lediglich kleinere Gruppen habe man daran erinnern oder sie auflösen müssen.
Das Ordnungsamt stellte 49 Personalien fest, sechsmal wurde eine mündliche Verwarnung ausgesprochen. 22-mal wurden Ordnungswidrigkeiten zur Anzeige gebracht. Eine Strafanzeige gab es wegen einer Schlägerei. Bei Verstößen gegen die Ausgangssperre verhängt die Stadt ein Bußgeld von 150 Euro. Anfangs drücken Mitarbeiter aber noch einige Augen zu.

9. Mai 2021: Lockerungen für Geimpfte und Genesene
Die Ausgangssperre bleibt bestehen, jedoch mit wichtigen Anpassungen. Geimpfte und Genesene genießen Lockerungen. Sie dürfen sich auch nach 22 Uhr außerhalb ihrer Wohnung aufhalten und zählen zudem nicht mehr als „Kontakte“ bei Treffen.
Bundestag und Bundesrat hatten das beschlossen. Am 9. Mai um 0 Uhr tritt diese Neuregelung erstmals in Kraft. In Dortmund betrifft sie zu diesem Zeitpunkt rund 50.000 Personen. Die Zahl der Zweitimpfungen (rund 38.000 Menschen) stieg damals langsam, aber stetig. Eine Pflegekraft im Erna-David-Seniorenzentrum am Rombergpark hatte am 27. Dezember 2020 als erste Dortmunderin eine Corona-Impfung bekommen.
13. Mai 2021: BVB-Anhänger feiern Pokalsieg trotz Ausgangssperre
Trotz der geltenden Ausgangssperre versammelten sich nach dem Sieg des BVB im DFB-Pokalfinale rund 200 BVB-Anhänger am Borsigplatz, um den Erfolg ihres Teams zu feiern. Die Polizeikräfte, die vor Ort waren, kesselten die Gruppe teils ein.
Mehrere Anzeigen wegen des Abbrennens von Pyrotechnik wurden gefertigt. Die Stadtverwaltung und der Oberbürgermeister hatten im Vorfeld zur Zurückhaltung aufgerufen und betont, dass Feiern und Freude dieses Jahr anders, nämlich zu Hause, stattfinden müssen.
Vor dem Spiel hatte Dortmund einen ruhigen Pokalfinal-Tag erlebt: Es waren nur wenige Fans in der City unterwegs. Lediglich im Umfeld einiger Kneipen mit Fensterverkauf, etwa im Saarlandstraßenviertel und im Kreuzviertel, standen Fans in BVB-Trikots und tranken sich warm für das Finale.
18. Mai 2021: Aussicht auf Lockerungen
Die wichtige Marke ist erreicht: Am 18. Mai fiel die Sieben-Tage-Inzidenz für Dortmund nach den Berechnungen der Stadt erstmals seit Anfang April unter 100 Fälle pro 100.000 Einwohner. Damit stehen wichtige Lockerungen der Corona-Regeln in Aussicht. Denn die „Bundesnotbremse“ gilt dann nicht mehr.
Die Lockerungen treten aber erst in Kraft, wenn die Inzidenz „stabil“ unter 100 liegt. Nach den Vorgaben des Landes muss die 100er-Marke an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unterschritten sein.
27. Mai 2021: Die Ausgangssperre wird in Dortmund aufgehoben
Die Dortmunder dürfen ab sofort nachts wieder auf die Straßen. Aufgrund einer stabilen Senkung der Inzidenz auf unter 100 Infektionen pro 100.000 Einwohner über mehrere Tage hinweg, fällt die Ausgangssperre. Sie wird im Laufe der Pandemie nicht wieder erneuert. Andere Corona-Maßnahmen gelten zu diesem Zeitpunkt aber weiter.
28. Mai 2021: Stadt Dortmund zieht Bilanz
In 32 Nächten durften die Dortmunder ihre Wohnung nur mit gutem Grund verlassen. Die 7-Tage-Inzidenz ist in diesem Zeitraum von 208 auf 53 gesunken.
Die allermeisten Dortmunder haben sich an die abendlichen Einschränkungen gehalten - oder sie sind zumindest nicht erwischt worden. Die Stadtverwaltung teilte mit, dass von 24. April bis 26. Mai insgesamt in 3034 Fällen Personalien festgestellt worden seien. Beim Großteil ist es offenbar bei Ermahnungen geblieben. 1224 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten gab es. In der Regel zogen sie ein Bußgeld von 150 Euro nach sich.
Zudem wurden 405 Platzverweise erteilt, 15 Verwarngelder von normalerweise je 55 Euro wurden berechnet. Rechnet man diese Regelsätze zusammen, kommt man auf 184.425 Euro, die die Stadt Dortmund während der Ausgangssperre eingenommen hat.
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