Vor 14 Jahren wurde Mehmet Kubaşık in Dortmund vom NSU ermordet
NSU-Mordopfer
Am 4. April 2006 erschossen Rechtsterroristen Mehmet Kubaşık in seinem Kiosk. Wegen des Coronavirus musste das diesjährige Gedenken anders als in den Vorjahren ausfallen.

Mehmet Kubaşık aus Dortmund wurde am 4. April 2006 von Neonazis ermordet. © picture alliance / dpa
Der 4. April ist eigentlich ein Tag, an dem die Dortmunder zusammenkommen, um Mehmet Kubaşık zu gedenken.
Vor 14 Jahren, am 4. April 2006, wurde der Dortmunder Kubaşık in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße erschossen - von Neonazis, wie sich erst Jahre später rausstellte. Der damals 39-jährige Familienvater und Ehemann wurde von Mitgliedern des selbsternannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ermordet.
Gedenkveranstaltung wegen des Coronavirus abgesagt
Die Initiative „Tag der Solidarität“, die seit 2012 zum Gedenken an Mehmet Kubaşık und die weiteren Opfer des NSU aufruft, hatte die diesjährige Veranstaltung schon am 13. März abgesagt. „Auch wir haben eine Verantwortung, die Ausbreitung von Covid-19 zu verzögern, um Risikogruppen zu schützen. Dies möchten wir nicht ignorieren“, schreiben die Organisatoren auf ihrer Website.
Stattdessen erinnerten sie mit Plakaten und Bannern im Stadtgebiet an Kubaşık und seinen Tod, ein Redebeitrag der Initiative wurde außerdem im „Radio Nordpol“ veröffentlicht. Außerdem besuchten viele Menschen am Samstag den Gedenkstein, der vor Mehmet Kubaşıks früherem Kiosk an ihn erinnert. Frische Blumen wurden dort niedergelegt, dazu Bilder von Kubaşık und Schilder, die an ihn erinnern.

Elif Kubaşık, die Witwe von Mehmet Kubaşık, und Oberbürgermeister Ullrich Sierau legten am Samstag (4.4.) Blumen am Gedenkstein für Kubaşık nieder. © Roland Gorecki
Auch Oberbürgermeister Ullrich Sierau legte dort Blumen nieder, zusammen mit Elif Kubaşık, der Witwe des Mordopfers, besuchte er die Gedenkstätte. Ein anderer Kranz kam vom Rat Muslimischer Gemeinden in Dortmund.

Emre Gülec, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrats, und Abdelhay Fadil, Imam der Moschee in Barop, legten ebenfalls einen Kranz vor Mehmet Kubaşıks früherem Kiosk an der Mallinckrodtstraße nieder. © Rat Muslimischer Gemeinden
Abdelhay Fadil, als Mitglied dieses Rates und Imam der Baroper Moschee, sprach zudem ein Totengebet für alle NSU-Opfer: „Gott lehrt uns im Islam, zu vergeben, aber nicht zu vergessen. Wir bitten Gott, dass solch ein Verbrechen niemandem und nirgendwo wieder passiert“, fügte er hinzu.
Mahnende Worte der Tochter von Mehmet Kubaşık
Neben Blumen wurde auch ein Foto an dem Gedenkstein niedergelegt, außerdem ein Schild mit einem Zitat von Gamze Kubaşık, der Tochter von Mehmet Kubaşık: „Auch verstehe ich bis heute nicht, warum diese Menschen nicht gestoppt worden sind. Man kannte sie doch und wusste, wo sie sind.“
Zehn Morde hat der NSU, der im Übrigen Verbindungen zur Dortmunder Neonazi-Szene hatte, insgesamt begangen, fast alle davon aus rassistischen Motiven. Insgesamt töteten sie neun Menschen mit türkischem oder griechischem Hintergrund, außerdem eine Polizistin.
Neben ihrem Aufruf, Mehmet Kubaşık und der weiteren NSU-Opfer zu gedenken, forderte die Initative „Tag der Solidarität“ am Samstag erneut die lückenlose Aufklärung der Taten des NSU.