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Viele Verstöße gegen Maskenpflicht in der City - noch ohne Folgen
Coronavirus
Weil Dortmund bei der Corona-Inzidenz den ersten Signalwert von 35 überschritten hat, gilt seit Dienstag Maskenpflicht auf Westen- und Ostenhellweg. Klappt das? Ein Besuch vor Ort.
Auf dem Westenhellweg ist es voll. Menschen mit prall gefüllten Einkaufstüten quetschten sich an anderen Passanten vorbei. Vor den Geschäften der Dortmunder Einkaufsmeile gibt es zum Teil Schlangen. Der Unterschied zu sonst: Mehr Menschen trugen eine Mund-Nasen-Bedeckung. Das ist nämlich nun Pflicht.
Nachdem Dortmund am Wochenende den ersten Signalwert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten hatte, hat die Stadtverwaltung einen verschärften Regelkatalog zum Infektionsschutz verhängt. Dieser enthält unter anderem eine Maskenpflicht auf Westen- und Ostenhellweg.
Etwa die Hälfte der Passanten trugen eine Maske
Am ersten Geltungstag gibt es noch zahlreiche Verstöße gegen die neue Pflicht: Bei einem Gang über die Einkaufsmeile am Mittag haben nach eigener Beobachtung etwa die Hälfte der Passanten eine Maske auf. Und bei einer Stichprobe unserer Redaktion beim knapp zehnminütigen Gang von der Reinoldi- zur Petrikirche am Nachmittag zählen wir rund 120 Verstöße.
Wer keine Maske trug, wurde dennoch nicht bestraft. Christian Schön, Pressesprecher der Stadt Dortmund, sagt: „Jetzt, in der Anfangszeit, wird die Maskenpflicht auf dem Westen- und Ostenhellweg wegen der Aktualität der Neuerung noch nicht geahndet.“ Stattdessen werde der Ordnungsdienst die Menschen mit Durchsagen auf die Regel hinweisen. Das geschah auch am Dienstag schon.
Normalerweise seien Bußgelder und Strafen bei Verstößen gegen die Maskenpflicht NRW-weit einheitlich, erinnert Schön: Für eine Missachtung der Maskenpflicht in der Öffentlichkeit seien 50 Euro fällig, bei Verstößen in Bus und Bahn für Erwachsene 150 Euro.
Schön zufolge sei der Ordnungsdienst „ständig im Stadtgebiet und derzeit
verstärkt in der City unterwegs“, um die Einhaltung der Pflicht zu kontrollieren. Eine dauerhafte Präsenz am Westenhellweg gab es am Dienstag nicht.
Neben den Wagen des Ordnungsamtes schoben sich auch Polizeifahrzeuge durch die Menschenmenge auf dem Westenhellweg. Dies seien jedoch normale Streifen gewesen, so die Polizei-Pressestelle. Sie sei nicht für die Kontrolle der Maskenpflicht zuständig, auch wenn man nicht ausschließen wolle, dass die Beamten vor Ort Passanten darauf hingewiesen haben.
Polizei nicht für Kontrolle zuständig
Gar nicht zu finden waren Schilder, Piktogramme oder andere Hinweise, die auf die Maskenpflicht aufmerksam machten. Es war also für Passanten nicht unbedingt ersichtlich, dass die Pflicht gilt.
So scheinen die vielen Verstöße eher auf Unwissenheit denn auf Ablehnung von Masken zurückzugehen: Bei einer Blitzumfrage unserer Redaktion in der Dortmunder City akzeptierten viele Passanten die neue Regel nicht nur, sondern befürworteten sie auch.
„Man kann das mit der Maskenpflicht schon machen, wenn die Zahlen hochgehen. Vorsicht ist schon ganz gut“, sagte etwa ein junger Mann auf dem Ostenhellweg. Die junge Frau in seiner Begleitung war anderer Meinung: „Ich finde es im Freien ein bisschen übertrieben. Die Leute halten sowieso Abstand in der Fußgängerzone. Ich finde, das muss nicht unbedingt sein.“
Auch im Freien würden viele in der City den Abstand nicht einhalten
Eine etwas ältere Frau, die sich selbst als „Risikopatientin“ bezeichnete und schon vor der neuen Regel eine Maske im Freien getragen habe, plädierte für die erweiterte Maskenpflicht, „weil auch im Freien die Leute den Abstand von zwei Metern nicht einhalten“ würden.
Zwei Jugendliche, die an einem Imbiss am Reinoldikirchplatz standen, äußerten sich positiv zur Maskenpflicht. „Ich denke, vor allem in der Fußgängerzone, wo viele Leute auf einem Fleck sind, ist es sinnvoll“, so einer der beiden. Der andere stimmte zu: „Auch hier draußen geht es teilweise eng auf eng, da bringt die frische Luft auch nicht mehr viel.“
2000 in Heinsberg geboren, seit 2020 als freier Mitarbeiter bei den Ruhr Nachrichten. Ich studiere Journalistik und Politikwissenschaft in Dortmund. Mit 16 Jahren habe ich meine ersten Erfahrungen im Lokaljournalismus gemacht - und dort fühle ich mich zuhause.

Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
