Jutta Falk als Sprecherin der Anwohner-Initiative im Kreuzviertel und Olaf Greve an der maroden Brücke an der Lange Straße. Hier kann der Verkehr nur einspurig fließen, schwere Lkw sind ganz tabu.

© Oliver Volmerich

Viele Brücken in Dortmund sind marode – Bauarbeiten über Jahre drohen

rnLange Prioritätenliste

Die Sperrung der Autobahnbrücke in Lüdenscheid hat aufhorchen lassen. Auch bei den Brücken in Dortmund gibt es großen Sanierungsbedarf, mehrere liegen im kritischen Bereich – zum Leidwesen von Anwohnern.

Dortmund

, 20.01.2022, 11:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gefühlt im Halbstunden-Takt fahren die Schwertransporte mit Stahlringen aus dem Thyssen-Krupp Rothe Erde-Werk über die Kreuzstraße, vorbei an Wohnhäusern und Schulen. Es gibt zwar eine Alternativ-Route mit weniger Anwohnern und besserer Anbindung ans Autobahn-Netz, doch die ist durch eine marode Brücke lahmgelegt.

Schwertransporte mit Stahlringen fahren regelmäßig über die Kreuzstraße, weil eine Brücke an der Lange Straßen für schwere Lkw gesperrt ist.

Schwertransporte mit Stahlringen fahren regelmäßig über die Kreuzstraße, weil eine Brücke an der Lange Straßen für schwere Lkw gesperrt ist. © Oliver Volmerich

Wegen Bauschäden ist die Brücke über die Bahnlinie an der Lange Straße seit November 2017 gesperrt, selbst Pkw dürfen sie nur einzeln passieren. Deshalb regelt eine Ampel den wechselnden Einbahnstraßen-Verkehr über die verengte Brücken-Fahrbahn.

Zustandsnoten für Brücken

Die marode Überführung ist ein Beispiel für den hohen Sanierungsbedarf an Brücken in Dortmund. Einen kleinen Überblick gibt eine Veröffentlichung der Bundesanstalt für Straßenwesen (bast) - allerdings nur für Brücken, für die der Landesbetrieb Straßen.NRW und die Autobahn GmbH des Bundes zuständig sind. Die lange Liste liefert ein regelmäßiges Zeugnis mit Zustandsnoten für die Brücken auf Basis der regelmäßigen Kontrollen.

In Dortmund liegen demnach fünf Bauwerke im kritischen Bereich. An einem davon - der Überführung der A40 über den Lütgendortmunder Hellweg - finden zurzeit Sanierungsarbeiten statt.

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Eine Brücke, die Teil der Abfahrt von der Brackeler Straße auf die B236 in Richtung Schwerte ist, ist schon seit August 2019 für den Verkehr gesperrt, weil die Tragfähigkeit für den Schwerlastverkehr nicht mehr gegeben ist. Wann die Brücke erneuert wird, ist noch offen.

Den rund 470 kleinen und großen Bauwerken in Trägerschaft von Bund und Land stehen in Dortmund 274 städtische Brücken gegenüber, für die das Tiefbauamt der Stadt Dortmund zuständig ist.

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„Auch die städtischen Brücken werden regelmäßig überprüft. Einen einsehbaren Notenspiegel ähnlich wie bei den Autobahnen gibt es aber nicht“, erklärt Stadtsprecher Christian Schön.

70 baufällige Brücken der Stadt

Dass der Sanierungsbedarf auch hier hoch ist, deutete Baudezernent Arnulf Rybicki im Herbst 2020 bei einer Bürgerinfo-Veranstaltung zur Situation im Kreuzviertel an. Dabei sprach er von rund 70 baufälligen Brücken in städtischer Trägerschaft. Stadtsprecher Christian Schön bezifferte den aktuellen Sanierungsbedarf, für die Brücken in Obhut des Tiefbauamtes, auf rund 18 Millionen Euro.

Für die Anwohner im Kreuzviertel sind das keine guten Aussichten. Denn nach der Prioritätenliste der Verwaltung muss die dringend nötige Erneuerung der Brücke an der Lange Straße noch warten.

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Wie Rybicki in einer Sitzung der Bezirksvertretung ausführte, könnte man sich 2024 mit der DB Netz AG über notwendige Sperrzeiten für die darunter liegenden Gleise austauschen. Läuft alles planmäßig, soll 2027 gebaut und die Brücke 2029 für den Verkehr freigegeben werden. Kosten: rund 2,8 Millionen Euro.

Planung im Jahresarbeitsprogramm

Voraussetzung ist, dass mit der Planung für den Brückenneubau in der zweiten Jahreshälfte 2022 begonnen wird - so ist es auch im aktuellen Jahresarbeitsprogramm des Tiefbauamtes vorgesehen. Die Brücke Lange Straße steht damit in der Prioritätenklasse 4.

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Zur Prioritätenklasse 1 und 2 gehören Neubauten wie die Brücken, die für die geplante Nordspange über das Gelände der Westfalenhütte entstehen sollen, die neue Fuß-und Radwegebrücke über die B1 an der Lindemannstraße und auch die umstrittene Fuß- und Radwege-Brücke über die B54 am Rombergpark.

Neubau am Remberg

Aktuell vor dem Baustart stehen die Brücken am Kesselborn in Lütgendortmund und an der Franz-Schlüter-Straße nördlich des Hafens, deren Tragfähigkeit für den Lkw-Verkehr erhöht werden muss sowie der Neubau der Bahnbrücke Am Remberg in Schüren.

Schon lange marode, jetzt soll die Brücke an der Straße Am Remberg erneuert werden. Das hat Folgen für den Verkehr.

Schon lange marode, jetzt soll die Brücke an der Straße Am Remberg erneuert werden. Das hat Folgen für den Verkehr. © Jörg Bauerfeld

An der über 50 Jahre alten Behelfsbrücke Am Remberg wurden 2019 erhebliche Schäden festgestellt. Nach einer provisorischen Sanierung wird die Brücke jetzt bis voraussichtlich Mitte 2023 durch einen Neubau ersetzt.

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Bei dieser Brücke ging es mit knapp drei Jahren zwischen Schadensermittlung und Baubeginn also vergleichsweise schnell. Ein ähnliches Tempo würde sich Jutta Falk von der Initiative im Kreuzviertel auch für die Brücke an der Lange Straße wünschen. Allein die nötige Koordination mit der Deutschen Bahn brauche erfahrungsgemäß viel Zeit, weiß die Architektin.

Sie fürchtet, dass es zwischen 10 und 15 Jahren dauern könnte, bis eine neue Brücke fertig wäre. Entsprechend will die Anwohner-Initiative aus dem Kreuzviertel jetzt noch einmal eine Initiative in der Politik starten, um die Brücken-Planung zu beschleunigen.

Viele Träger von Brückenbauwerken

  • Neben den eigenen 274 Brücken und den Bauwerken in der Obhut der Autobahn GmbH und von Straßen.NRW nennt die Stadt Dortmund noch weitere Zuständigkeiten für Brücken in Dortmund.

  • Auf die Deutsche Bahn entfallen danach 200 Brücken in Dortmund, auf Emschergenossenschaft/Lippeverband 75 Brücken, die Dortmunder Eisenbahn GmbH 14 Brücken und DSW21 25 Brücken. Weitere 24 Brücken werden unter „sonstige Träger“ gelistet.
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