
© Schaper
LKW-Ärger im Kreuzviertel könnte noch Jahre andauern
Bürgerinformation
Bei einer Bürgerversammlung vergangenen Monat zur Verkehrssituation im Kreuzviertel wurde klar: Trotz der Bemühungen der Stadt wird es wohl keine schnelle Lösung geben.
Bei der Bürgerinformation zu der Verkehrssituation im Kreuzviertel berichteten Anwohner von schlaflosen Nächten, gefährlichem Verkehrsaufkommen vor Schulen, von Feinstaub und viel Lärm.
84 LKWs pro Tag vor der Haustür
Seitdem die Brücke Lange Straße im November 2017 gesperrt wurde, ist sie Gegenstand von Diskussionen und Auseinandersetzungen. LKW, die zum angrenzenden Werk der Thyssen-Krupp Tochter Rothe Erde fahren oder von dort kommen, müssen nämlich seit drei Jahren Umwege durch das bewohnte Kreuzviertel fahren.
Jutta Falk von der Bürgerinitiative der Anwohner berichtet unter Berufung auf Zahlen von Thyssen-Krupp von 66.000 LKW in den letzten drei Jahren beziehungsweise 84 pro Tag von montags bis freitags. Trotzdem habe man, so Falk, drei Jahre auf eine solche Bürgerinformation, wie sie jetzt am 29. Oktober stattfand, warten müssen.
Bürgerversammlung auf Abstand
Erstmals setzten sich Anwohner, Vertreter der Stadt und die Werksleitung von Rothe Erde in Dortmund öffentlich zusammen und tauschten die unterschiedlichen Standpunkte aus. Da das Treffen kurz vor Inkrafttreten der neuen Corona-Schutzverordnung stattfand, konnten 30 Personen unter strengen Hygienemaßnahmen zusammenkommen.

Bürgerversammlung auf Abstand. Mikrophone werden nach jeder Rede desinfiziert und aufgrund der Abstandsregelungen sind nur 30 Personen vor Ort. © Jochen Falk
Viele Anwohner klagten über die Konsequenzen des Verkehrs-Wahnsinns: Unmengen an Feinstaub, Gefahr für Radfahrer und Kinder auf dem Schulweg, sowie schlaflose Nächte wegen vorbeifahrenden Schwertransporten führten sie an.
Trotzdem stellte der scheidende Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) klar, dass die Brücke nicht wie erhofft modernisiert werden könne, sondern neu gebaut werden muss. Ein Szenario, das Falk gerne vermieden hätte.
“Wir haben gesehen wie lange es gedauert hat, bis das Tiefbauamt vier Sperrtermine für die Untersuchungen der Brücke mit der Bundesbahn vereinbart hat", sagt sie. Zwei Jahre hätte diese Koordination gebraucht - und folglich fürchtet Falk, dass es zwischen 10 und 15 Jahre dauern könnte, bis eine neue Brücke fertig wäre und die LKW verschwinden könnten.
Baudezernet Arnulf Rybicki bestätigte, dass es "keine zeitliche Perspektive" gebe, aber "es wird sich sicherlich um mehrere Jahre handeln", schließlich seien in Dortmund noch rund 70 weitere Brücken baufällig.
150 Jahre in guter Nachbarschaft
Thyssen-Krupp wurde bei der Informationsrunde vertreten von Dr. Thomas Reip, dem Werksleiter in Dortmund. Er erinnerte daran, dass das Werk seit knapp 150 Jahren ein Bestandteil der Nachbarschaft ist - und versicherte, für jede Form von Austausch offen zu sein.
Eine größere Verlagerung des Transportverkehrs auf die Schiene könne zwar geprüft werden, so Reip, allerdings gebe es sowohl logistische als auch wirtschaftliche Erwägungen, die oftmals in einem Einsatz von LKW resultierten.
"Weil ich noch zwei Tage im Amt bin"
Bei einer seiner letzten offiziellen Veranstaltungen nahm Sierau den großen Stahl-Konzern immer wieder in die Pflicht und drohte mit Fahrverboten für LKW. Außerdem kokettierte er mit seinem Abschied und sagte: "Noch kann ich ja ein paar Zusagen machen, weil ich noch zwei Tage im Amt bin."
Konkret versicherte er im NAmen der Stadt, "Geld in die Hand zunehmen", um einen Planungsauftrag zu veranlassen um die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen.
Die Umsetzung werde er nur noch als "interessierter Teil der Zivilgesellschaft" verfolgen. Jutta Falk hofft, dass die Zusagen und Absichtserklärungen auch von Sieraus Nachfolger gehalten werden.