
© Gregor Beushausen
Lkw-Lärm im Kreuzviertel: Bürger wollen endlich Lösungen
Lärm durch Schwerlaster
Der Lkw-Lärm lässt das Kreuzviertel nicht zur Ruhe kommen. Nun machen auch Anwohner an der Kuithanstraße mobil. Unterdessen planen die Grünen einen Vorstoß für Tempo 20 auf zwei Straßen.
Rudolf Bergkemper, Anwohner der Kuithanstraße, ärgert sich: „Das geht hier vor sechs Uhr morgens los, ein Gerappel und Gepolter.“ Die leeren Lkw seien die schlimmsten, sagen Mitbewohner Barbara Wolf und Volkmar Gatzki. „Die machen den meisten Krach.“
Im Dezember 2017 wurde die Brücke an der Langen Straße für Lkw mit mehr als 16 Tonnen gesperrt. Seitdem kommt das Kreuzviertel nicht zur Ruhe. Von der Kreuzstraße über den Neuen Graben bis zur Kuithanstraße: Überall machen Anwohner mobil.
Sie wehren sich gegen den Schwerlastverkehr, der seit der Brückensperrung die übliche Route verlassen hat und auf dem Weg vom und zum Werk Thyssenkrupp Rothe Erde mitten durchs Kreuzviertel kurvt. Die Anwohner des Hauses Kuithanstraße 46 sind genervt. „Wenn die Stadt wenigstens die Straße sanieren, Schlaglöcher und Risse ausbessern würde“, sagt Rudolf Bergkemper.
Hat sie vor einigen Wochen auch gemacht. Allerdings nur im ersten Abschnitt. Der verläuft von der Werksausfahrt bis zur Einmündung Haldenstraße – und endet kurz vor der Haustür der Anwohner.
Anwohnerin: „Es dauert und dauert“
Hintergrund: Die Stadt will erst die Baustelle der beiden neuen Schulsporthallen an der Kuithanstraße schließen, die ebenfalls Lkw-Verkehr auslösen. Ab Frühjahr 2021 soll dann die Sanierung fortgesetzt werden – von Haldenstraße bis Metzer Straße.
Die Anwohner sind wenig amüsiert. Ihre ganze Hoffnung ruht nun darauf, dass die Brücke an der Langen Straße zumindest von unbeladenen Lkw genutzt werden kann. Und das möglichst bald. „Die entsprechenden Gutachten müssen doch langsam vorliegen“, sagt Bergkemper.

Die Anwohner des Hauses Kuithanstraße 46 sind sauer und wehren sich gegen den Schwerlastverkehr direkt vor ihrer Haustür. © Gregor Beushausen
Das vermutet auch Jutta Falk von der Initiative an der Kreuzstraße, die bereits seit geraumer Zeit gegen den Lkw-Verkehr kämpft. Noch im Februar hatte es einen Lichtblick gegeben: Nach erster gutachterlicher Einschätzung der Statik könne die Brücke an der Langen Straße bei einspuriger Verkehrsführung durchaus für Lkw bis zu 18 Tonnen freigegeben werden – und damit quasi für alle Leerfahrten.
Bislang dürfen nur Fahrzeuge bis 16 Tonnen Gesamtgewicht rüber. „Die Hälfte des Lkw-Aufkommens wäre mit einem Schlag weg“, sagt Falk.
Problem dabei: Das Gutachten muss von einem zweiten Prüfingenieur mit einer Vergleichsrechnung gegengecheckt werden. Die sollte nach Auskunft der Stadt „frühestens im Mai“ vorliegen. Eine Nachfrage der Redaktion dazu blieb bis Dienstag, 26.Mai, unbeantwortet. „Es dauert und dauert“, sagt Falk.
Politik bereitet Antrag vor
Und selbst wenn der zweite Prüfer die Einschätzung seines Kollegen bestätigt: Bis der erste leere Lkw die Brücke überquert, wird weitere Zeit ins Land ziehen. Die Stadt muss die einspurige Verkehrsführung bauen und prüfen, ob dadurch Staus hervorgerufen werden.
So lange wollen die Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt-West nicht warten. Angeregt von Parteisprecher und Kreuzstraßen-Anwohner Julian Jansen wollen sich die Grünen in Verhandlungen mit ihrem Koalitionspartner SPD für die Einführung von Tempo 20 auf der Kreuzstraße und im Neuen Graben stark machen. Bislang gilt Tempo 30.
Verkehr beruhigen, Brücke sanieren? Viele Vorschläge, aber keine Lösungen
So ließe sich zumindest eine gewisse Verkehrsberuhigung erreichen, heißt es. Ob die SPD mitspielt? „Einen Antrag wird es geben, so viel ist klar“, sagt Bezirksbürgermeister Ralf Stolze.
Zunächst geht es um die Freigabe der Brücke für den Leerverkehr. Auf einem anderen Blatt steht, ob das Bauwerk wieder für Lkw bis zu 45 Tonnen geöffnet werden kann.
Um etwaigen Rissen auf die Spur zu kommen, sind mehrere Untersuchungen mit Sperrungen für den unten verlaufenden Bahnverkehr notwendig. Die letzte von drei Prüfungen ist für Oktober 2020 anberaumt. Erst dann wird klar, ob die Brücke ertüchtigt oder ersetzt werden muss. Jutta Falk winkt ab: „Dann warten wir zehn Jahre.“
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.