Umstrittener Neubau im Kreuzviertel: „Das geht an die Substanz“

© Felix Guth

Umstrittener Neubau im Kreuzviertel: „Das geht an die Substanz“

rnNachverdichtung

In einem beliebten Wohnviertel in der Dortmunder Innenstadt entstehen neue Wohnungen - mitten in bestehender Bebauung. Das sorgt für Ärger bei denen, die dort jetzt schon leben.

Dortmund

, 04.01.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nachverdichtung ist ein technisches Wort für eine simple Sache. Neuer Wohnraum entsteht dort, wo es schon welchen gibt. Also auf Freiflächen zwischen Häusern, in Innenhöfen, als zusätzliche Etagen.

Zwischen Althoffblock und Kreuzviertel in der westlichen Innenstadt lässt sich Wirkung und Gegenwirkung einer solchen Nachverdichtung beobachten. Seit rund fünf Jahren verändert das Unternehmen Vonovia rund um Metzer Straße und Blankensteiner Straße die Wohnsubstanz.

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Ein Treffen mit mehreren Bewohnerinnen und Bewohnern zeigt: Das sorgt für ein hohes Frustlevel.

Unternehmen möchte dem Wohnungsmangel entgegenwirken

„Wohnraum wird auch in Dortmund dringend benötigt – hier will Vonovia mit neuen Wohnungen unterstützen“, sagt Vonovia-Sprecherin Bettina Benner über das Großprojekt in dieser begehrten Wohngegend.

Zurzeit ist der Neubau eines Wohnhauses für 12 Parteien an der Metzer Straße in vollem Gange. Die Baustelle ist Gegenstand vieler Debatten zwischen Vonovia und einigen Mietern.

Auf seinem Tablet zeigt Ulrich Teutsch ein Bild von der Fläche, wie sie vor dem Neubau aussah.

Auf seinem Tablet zeigt Ulrich Teutsch ein Bild von der Fläche, wie sie vor dem Neubau aussah. © Felix Guth

Der Neubau liegt rückseitig von bestehenden Wohnhäusern auf einer Fläche, die vorher frei war.

Der Bau in seiner jetzigen Form ist bereits ein Kompromiss. Einige Mieter hatten 2017/2018 gegen die ursprünglichen Pläne des Unternehmens aufbegehrt, nach denen hier mehr Wohnungen in einem höheren Gebäude hätten entstehen sollen.

Planungen für den Neubau wurden angepasst

Der Entwurf wurde nach Diskussionen auf Anwohnerversammlungen angepasst. „Zwischen Vonovia und den Anwohnern herrscht ein sehr offenes, gutes Verhältnis“, sagt Unternehmenssprecherin Bettina Benner. Das Unternehmen betreibe viel Kommunikation mit den Mietern und habe „eine Menge zusätzlich getan“.

Benner sagt, dass auf Beschwerden schnell reagiert werde. Zudem sei Mietern bereits eine Mietminderung von 15 Prozent gewährt worden.

Ulrich Teutsch, Helga Klaus, Ursula Felsen, Burgel Göckeler und Petra Schlitter gehören zu denjenigen, die sich seit Jahren gegen Einschränkungen wehren. Einige von ihnen leben schon seit Jahrzehnten hier.

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Viele leiden besonders unter dem Baulärm. „Das geht an die Substanz“, sagt Ulrich Teutsch nach vielen Monaten am Stück, in denen er um 7 Uhr morgens von Baustellenfahrzeugen geweckt worden sei.

Für manche geht es um unmittelbare Folgen für die Zufriedenheit im eigenen Zuhause. Vom Balkon der Wohnung von Petra Schlitter kann sind es nur knapp drei Meter Distanz zum Neubau.

Nachbarn fürchten um ihre Privatsphäre

„Die können uns direkt auf den Teller gucken. Das schränkt die Wohnqualität und die Privatsphäre stark ein“, sagt Petra Schlitter.

Sie wohne grundsätzlich gern hier und wolle auch langfristig bleiben. Aber sie pocht angesichts der veränderten Bedingungen auf eine höhere Mietminderung, als Vonovia gewähren möchte.

Nur wenige Meter liegen zwischen dem Balkon von Petra Schlitter und den Balkonen des neuen Mehrfamilienhauses.

Nur wenige Meter liegen zwischen dem Balkon von Petra Schlitter und den Balkonen des neuen Mehrfamilienhauses. © Felix Guth

Das Unternehmen teilt mit, dass weitere Forderungen dokumentiert und persönlich gestellt werden müssten. Das haben einige Mieter getan. Sie haben allerdings eine negative Antwort von Vonovia erhalten.

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Es ist eine grundlegende Unzufriedenheit mit den Abläufen, die Teile der Mieter-Gemeinschaft zwischen Kreuzstraße und Neuer Graben antreibt. „Kein Privatmensch hätte es so machen dürfen“, sagt Ulrich Teutsch.

Das sagt der Mieterverein Dortmund

Markus Roeser, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund sagt: „Es gibt einen Zielkonflikt in der Nachverdichtung. Wir brauchen neue Wohnungen, auch innenstadtnah. Aber es gibt immer Frust bei denen, die es vor die Nase gesetzt bekommen.“ Es sei die Frage, wie Projekte geplant werden. „Es wird sehr viel an den Leuten vorbei gemacht“, schildert Roeser seinen Eindruck,

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An der Metzer Straße ziehen die neuen Nachbarn voraussichtlich Anfang Mai ein. Die Vermarktung der Wohnungen (Quadratmeterpreis rund 10 Euro) soll Anfang 2022 beginnen.

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