Türkische Wahlen in der Nordstadt blieben friedlich

Abstimmung beendet

Mehr als 50.000 Menschen haben im Wahllokal an der Westhoffstraße in der Nordstadt ihre Stimme zum Verfassungsreferendum in der Türkei abgegeben. Alleine am vergangenen Wochenende waren es Tausende, die die letzte Möglichkeit genutzt haben, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Wir waren vor Ort und haben mit den Wählern gesprochen.

DORTMUND

von Dieter Jaeschke

, 10.04.2017, 03:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein türkischer Wähler erhält seinen Stimmschein.

Ein türkischer Wähler erhält seinen Stimmschein.

Am Samstagmittag um zwölf laufen die Geschäfte von Abbas Özdemir ruhig. Direkt gegenüber vom ehemaligen Türkischen Bildungszentrum an der Westhoffstraße in der Nordstadt hat der 43-Jährige ein altes Fahrrad postiert. Auf den Gepäckträger eine Vitrine aus Plexiglas mit frisch gebackenen Sesamringen und Teigtaschen. Abbas und sein Kumpel Ahmed (33) warten auf hungrige Kunden, doch der vorletzte Tag, an dem Türken ihre Stimme für das Verfassungsreferendum in der Türkei abgeben können, hat verhalten begonnen.

Seit neun Uhr hat das Wahllokal geöffnet, wie jeden Tag seit dem 27. März. „Etwa 1300 Bürger haben heute schon ihre Stimme abgegeben, am Nachmittag erwarten wir noch mehr Menschen“, sagt Aziz Özkir (46) vom Dortmunder Wahlausschuss, den das Türkische Generalkonsulat in Essen eingesetzt hat.

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Die Wahlen zum türkischen Referendum in Dortmund

Mehr als 50.000 Menschen haben im Wahllokal an der Westhoffstraße in der Nordstadt ihre Stimme zum Verfassungsreferendum in der Türkei abgegeben. Alleine am vergangenen Wochenende waren es Tausende, die die letzte Möglichkeit genutzt haben, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Wir waren vor Ort und haben mit den Wählern gesprochen.
09.04.2017
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Ahmed (33) verkauft Zeynep und Nazli (re.) einen Sesamring.© Foto: Dieter Jaeschke
Acht Kabinen gab es im Wahllokal an der Westhoffstraße, am Wochenende sogar zehn.© Foto: Dieter Jaeschke
Behinderte Wähler werden gleich draußen in Empfang genommen.© Foto: Dieter Jaeschke
Ali (24) regelt den Verkehr auf der Westhoffstraße.© Foto: Dieter Jaeschke
Ein türkischer Wähler erhält seinen Stimmschein.© Foto: Dieter Jaeschke
Größere Familien reisten mit Kleinbussen und Kombis zum Wahllokal an der Westhoffstraße.© Foto: Dieter Jaeschke
Ahmed (33) verkauft Zeynep und Nazli (re.) einen Sesamring.© Foto: Dieter Jaeschke
Ali (24) regelt den Verkehr auf der Westhoffstraße.© Foto: Dieter Jaeschke
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Die Auslandsvertretung der Türkei ist zuständig für die ordnungsgemäße Durchführung der Abstimmung. Tatsächlich sind sie hier auf größere Besucherzahlen eingestellt. Vor dem Eingang zum Gebäude ist ein Zelt aufgebaut, bei größerem Andrang werden die Menschen wie am Flughafen durch Absperrbänder geleitet. Die Parkplätze auf der gegenüberliegenden Seite der Westhoffstraße sind reserviert – für Menschen mit Behinderung.

Die bunte Vielfalt der Türken ist zu sehen

„Es ist uns wichtig, dass alles friedlich und geordnet zugeht“, sagt Ali (24), der mit seinem Kumpel Hakan (22) den Verkehr regelt. „Und bislang ist es friedlich geblieben. Die Leute outen sich nicht, ob sie für oder gegen die Verfassungsänderung stimmen.“

In der Tat wird auf der Straße kaum gesprochen. Aber die Menschen, die in die Nordstadt kommen, repräsentieren die bunte Vielfalt der in Deutschland lebenden Türken. Da fahren Porsche Cayennes vor, aus denen hippe Frauen mit offen getragenen schwarzen Haaren, Lederjacke und Designertäschchen aussteigen. Großfamilien reisen in alten Daimler-Kombis an, die Kennzeichen aus dem gesamten Großraum. Bärtige Männer in abgewetzten Parkas. Frauen, die Kopftücher tragen. Junge Männer mit gegelten Haaren und figurbetonten Shirts. Wer gehbehindert ist, wird von einem Wahlhelfer gleich draußen empfangen und ins Innere begleitet.

Zwei zusätzliche Kabinen am Wochenende

Acht Kabinen stehen bereit, damit die Menschen ihre Stimme abgeben können. „Am Wochenende haben wir noch zwei Kabinen zusätzlich aufgestellt“, berichtet Özkir. 120 Helfer sind im Einsatz, an jeder Kabine mindestens fünf: drei Vertreter der stärksten Parteien im türkischen Parlament, ein Vorsitzender und sein Stellvertreter – sowie Wahlbeobachter. Wer wählt, zeigt seinen Pass vor. Ein Helfer gibt die Nummer in den Computer ein, um zu prüfen, dass derjenige noch nicht gewählt hat. Dann geht es mit Stimmschein in die Kabine.

Draußen, am Brezelstand von Abbas, suchen sich Nazli (27) und Zeynep (26) einen Sesamring aus. Die Studentinnen sind aus Kreuztal bei Siegen nach Dortmund gekommen. „Die Türkei ist gerade nicht in einer guten Lage“, sagt Nazli. „Jede Stimme zählt.“

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