Testen fürs Training? Wie Dortmunder zu 2G-Plus im Fitnessstudio stehen

© Nick Kaspers

Testen fürs Training? Wie Dortmunder zu 2G-Plus im Fitnessstudio stehen

rnFitnessstudios in Dortmund

Trotz Impfung fürs Training im Fitnessstudio testen lassen? Da bleiben viele Dortmunder lieber zuhause. Es gibt aber auch Befürworter von 2G-Plus. Die Meinungen der Fitnessbegeisterten.

Dortmund

, 06.01.2022, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Es kam so gut wie keiner, als 2G-Plus eingeführt wurde. Wir hatten Zeiten, da waren wir Mitarbeiter komplett alleine im Studio“, berichtet Anke Schrimpf unserer Redaktion. Sie ist Inhaberin des Mrs. Sporty Clubs im Kreuzviertel – einem Fitnessstudio, das wie viele andere zurzeit ziemlich leer ist.

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Die Regeln für Fitnessstudios in NRW sind im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ hart: Seit dem 28. Dezember gilt 2G-Plus für Trainierende. Auch für diejenigen, die ihre Auffrischungsimpfung erhalten haben. Anders als noch im Sommer ist der Schnelltest nur 24 Stunden gültig.

Auch geboosterte Studio-Besucher benötigen in NRW einen Test

In anderen Bundesländern brauchen Geimpfte und Genesene teils noch keinen Test. Andere befreien zumindest die Besucher von der Testpflicht, die geboostert sind. Eigentlich hatten sich die Gesundheitsminister der Länder im Dezember auf eine Befreiung der Testpflicht für dreifach Geimpfte geeinigt.

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NRW geht einen Sonderweg. Und darüber sind viele Fitnessbegeisterten verärgert. So zum Beispiel Marcel Jürgens, der im Fitnessstudio Injoy Station an der Märkischen Straße trainiert. „Warum ich auch einen Test brauche, obwohl ich geboostert bin, verstehe ich nicht“, sagt er unserem Reporter. Dennoch sei 2G-Plus „immer noch besser, als wenn die Studios wieder komplett schließen.“

Ähnlich geht es Viola Franke (17), die jeden Tag im Injoy trainiert. Da bemerke sie den Mehraufwand deutlich, der das häufige Testen mit sich bringt. „Es ist echt nervig, fast jeden Tag zum Testzentrum zu müssen.“

Besucherin trainiert innerhalb von 24 Stunden zwei Mal

„Ich versuche, mit einem Test innerhalb der 24 Stunden zwei Mal zu gehen, damit ich mich nicht jeden Tag testen muss“, sagt Viola. Für ein oder zwei Monate sei diese Lösung für sie in Ordnung. „Ewig mache ich das aber nicht mit. Dann würde ich eher mal ein Training ausfallen lassen.“

Injoy-Mitglied Peter Spielhoff (72) findet die Testpflicht zusätzlich zur 2G-Regel hingegen sinnvoll: „Jeder Test hilft, um mögliche Infektionen zu entdecken“, sagt er.

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Der Test halte ihn nicht vom Training ab: „Die zehn Minuten dafür hat man ja wohl. Für meine Gesundheit hätte ich noch mehr Zeit.“ Er fühle sich dadurch sicherer. Das liege auch daran, „dass die Mitarbeiter die Nachweise hier sehr gründlich kontrollieren.“

Injoy Fitness: 20 bis 25 Prozent weniger Besucher pro Tag

Dass seit Einführung der 2G-Plus-Regel weniger Mitglieder kommen, bestätigt auch Pascal Ribnikar, Inhaber der beiden Injoy-Fitnessstudios in Dortmund, gegenüber unserer Redaktion. Er registriere etwa 20 bis 25 Prozent weniger Besucher pro Tag im Vergleich zu der Zeit, als Geimpfte und Genesene noch keinen Test brauchten.

Ein Schild vor dem All Inclusive Fitnessstudio an der Hansastraße zeigt: Auch Geimpfte und Genesene brauchen für das Training einen Test.

Ein Schild vor dem All Inclusive Fitnessstudio an der Hansastraße zeigt: Auch Geimpfte und Genesene brauchen für das Training einen Test. © Nick Kaspers

Damit sei Ribnikar aber noch zufrieden. In anderen Studios kämen teils bis zu 50 Prozent weniger Besucher, wie er von anderen Betreibern gehört habe. „Das Frühjahrsgeschäft wird durch die 2G-Plus-Regel natürlich in der gesamten Branche gehemmt“, sagt er.

Im Mrs. Sporty Club von Anke Schrimpf läuft es ähnlich. „Viele Mitglieder haben sich erstmal abgemeldet. Der Test ist definitiv eine Hürde, um trainieren zu gehen“, sagt sie. 2G-Plus halte auch Interessenten ab, sich neu anzumelden. „Die sagten, sie warten erstmal, bis man keinen Test mehr braucht.“

Viele Besucher des All inclusive Fitness finden 2G-Plus gut

Verhältnismäßig positiv ist die Stimmung im All inclusive Fitness an der Hansastraße. Studio-Mitglied Leonard Fischer sagt unserem Reporter: „Ich finde den zusätzlichen Test gut. Der Sinn ist ja, möglichst viele Infizierte festzustellen, und dem kommt man damit etwas näher.“

Der Meinung ist auch die 21-jährige Leonie Olbers: „Das Testzentrum liegt sowieso direkt auf meinem Weg zum Studio. Der Mehraufwand ist für mich also gleich null.“ Besucher Moritz Ehling (22) ergänzt: „Während der Übung nimmt man die Maske ja ab. Da fühlt man sich schon sicherer, wenn alle getestet sind.“

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Auch im All inclusive Fitness gibt es Trainierende, die der Test nervt. So zum Beispiel Fatima Elaczouzi (17): „Es nimmt mir schon etwas die Begeisterung fürs Training, wenn ich mich vier mal pro Woche extra testen lassen muss.“ Für sie sei das Testen ein deutlicher Mehraufwand. Manchmal warte sie eine halbe Stunde an der Teststation.

Für die 17-Jährige sei ein Grund gewesen, sich impfen zu lassen, um bei 3G-Regelungen nicht ständig einen Test machen zu müssen. Umso ärgerlicher findet sie es, sich trotz Impfung nun wieder testen zu lassen. „Aber das Training ausfallen zu lassen, ist für mich keine Option.“

74-Jährige hatte körperliche Probleme, als Studios geschlossen waren

All inclusive Fitness-Mitglied Ellen Rethage (74) bringt den Tenor vieler Trainierenden auf den Punkt: „Natürlich ist es lästig, sich immer testen zu lassen, aber die Hauptsache ist, dass die Fitnessstudios nicht wieder schließen.“

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Als die Fitnessstudios im vergangenen Winter und Frühjahr geschlossen hatten, habe die 74-Jährige das auch körperlich gemerkt: „Ich hatte Schulter- und Knieschmerzen von der fehlenden Bewegung.“ Das Training sei für ihre Gesundheit sehr wichtig.

Der Besuch des Fitnessstudios sei fest in ihren Alltag integriert. „Ich gehe drei Mal die Woche vormittags zum Sport. Wenn ich wieder zuhause bin, fühle ich mich wohl. Und ich kann mich hier mit vielen Leuten unterhalten. Dafür gehe ich mich gerne testen.“