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2G-Plus-Frust: „Ungeimpfte zahlen zum Teil Beiträge derzeit ohnehin nicht“
Dortmunder Fitnessstudios
NRW verschärft wegen Omikron die Corona-Regeln. In Fitnessstudios gilt ab Dienstag (28. Dezember) die 2G-Plus-Regel. Auch Geimpfte müssen einen Test nachweisen. Das stößt auf Kritik.
Zu den guten Vorsätzen für das neue Jahr gehört in vielen Fällen der Klassiker schlechthin: mehr Sport treiben. Und weil das Joggen im Winter wegen der Kälte und der frühen Dunkelheit nicht unbedingt attraktiv ist, entschließen sich viele Menschen, lieber im Fitnessstudio zu schwitzen.
Der Januar ist daher für die Branche der beste Monat. Dann kommen die Neukunden, um ihren Neujahrsvorsatz auf Crosstrainern und Laufbändern sofort in die Tat umzusetzen. Für die Fitnessstudio-Betreiber kommt also die Testpflicht für den Sport in Innenräumen, die ab heute gilt, zur denkbar schlechtesten Zeit.
„Machen wir uns nichts vor“, sagt Danilo Davia, Geschäftsführer vom Fitnessstudio Dannyfit am Phoenix-See, „die Ungeimpften zahlen zum Teil derzeit ihre Beiträge ohnehin nicht und Neukunden werden nicht in Scharen kommen. Diese Testpflicht, die ja für alle - also für Gemipfte und sogar Geboosterte - gilt, wird sich auswirken.“
NRW-Gesundheitsministerium fordert Schnelltestnachweis
Dabei blickt er etwas neidisch in einige andere Bundesländer, wo alle, die drei Mal geimpft sind, ohne Nachweis eines negativen Corona-Tests in die Fitnessstudios dürfen. „Das würde ich auch in NRW für eine gute Regelung halten. Man hat doch alles gemacht und sich drei Mal impfen lassen, um seine Mitmenschen zu schützen und damit alle am Leben teilhaben können“, sagt Danilo Davia.
Das NRW-Gesundheitsministerium teilte dagegen vor Weihnachten zur aktualisierten Coronaschutzverordnung lediglich mit, dass ja beim Sport in Innenräumen in der Regel keine Masken getragen werden könnten. Daher müssten Immunisierte hier künftig zusätzlich einen aktuellen, negativen Schnelltestnachweis, der nicht älter als 24 Stunden ist, mit sich führen (2G Plus).

Dominic Hartmann leitet das Fitnessstudio "all inclusive Fitness" an der Hansastraße in der Dortmunder City. Er lässt sich trotz der neuerlichen Beschränkung das Lächeln nicht nehmen: „Das Geldverdienen wird einem seit zwei Jahren schwer gemacht. Aber, wir werden auch mit der 2G-Plus-Regel fertig.“ © Peter Wulle
„Das Geldverdienen wird einem seit zwei Jahren schon schwergemacht. Wir haben aber schon so viel geschafft, wir werden auch damit fertig“, sagt Dominic Hartmann, Club Manager bei All inclusive Fitness im Westfalenforum an der Hansastraße. Auch er bangt aber um das so wichtige Neujahresgeschäft, in dem die Fitnessstudios bis März üblicherweise ein Drittel der Neuanmeldungen eines Jahres abschließen.
Dachverband DSSV fürchtet etliche Kündigungen
Und Gedanken macht er sich auch um den einzelnen Kunden, der unter der 2G-Plus-Regel leidet. „Viele sagen schon: Dann kommen wir nur noch einmal pro Woche“, berichtet Dominic Hartmann.
Beim Dachverband, dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV), fürchtet man gar, dass viele Mitglieder ihren Studios ganz den Rücken kehren. „Für viele Mitglieder ist die zusätzliche finanzielle und zeitliche Belastung ein Grund, das Fitnessstudio nicht mehr aufzusuchen. Im besten Fall können die Unternehmen das Mitglied von dem Abschluss einer Ruhezeitvereinbarung überzeugen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Präsidentin Birgit Schwarze. Es komme zu Kündigungen von sonst zufriedenen Kunden.

Danilo Davia betreibt das Fitnessstudio „Dannyfit“ am Phoenix-See. Er fürchtet, dass die 2G-Plus-Regel vor allem im Januar etliche Neukunden davon abhält, sich anzumelden. © (A) Stephan Schütze
Danilo Davia verweist darauf, dass es in Fitnessstudios angesichts von Abstandsregeln, Maskenpflicht, Zugangskontrollen, Desinfektionspflicht und des Ausschlusses von ungeimpften Mitgliedern durch die ohnehin gültige 2G-Regel keine große Ansteckungsgefahr gebe. „Und Sport stärkt das Immunsystem. Deshalb wäre es gut, wenn die Leute, die sich mehr Sport für das neue Jahr vornehmen, zur Probestunde kommen würden. Aber, das machen sie wahrscheinlich nicht, wenn sie erst einen Test brauchen“, sagt er.
Die Zuversicht lässt er sich trotz der aus Sorge vor der „deutlich höheren Aggressivität der Omikron-Variante“ (NRW-Gesundheitsministerium) nunmehr geltenden 2G-Plus-Regel genauso wenig nehmen wie Dominic Hartmann. Der sagt: „Wir geben nicht auf und werden dafür hoffentlich irgendwann belohnt. Ich bin froh, dass wir nicht wieder ganz zu machen müssen.“
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
