Seit die Spritpreise im vergangenen Jahr nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine explodiert sind, kämpfen in der Taxibranche viele Unternehmen endgültig um ihr Überleben. Erst Corona-Krise, jetzt Energie-Krise. Erst mussten im Lockdown alle zuhause bleiben, jetzt sparen die Leute angesichts von Inflation und erhöhten Lebenshaltungskosten die Taxifahrt lieber ein. Keine Frage, die Taxifahrer haben ein Krisenjahr hinter sich - und ein weiteres vor sich?
„Es fehlen einfach viele Kunden. Viele, die vor Corona bei uns ein Taxi bestellt haben, bestellen nicht mehr“, sagt Klaus Betz.
Der Taxiunternehmer aus Wambel ist seit Kindesbeinen mit dem Taxigeschäft vertraut, damit aufgewachsen. Sein Vater hat das Unternehmen, das er jetzt führt, 1966 gegründet. „So schlimm wie heute war es noch nie. Es ist ein Kampf ums Überleben - und ich sehe keine Besserung“, sagt Klaus Betz.
Er verweist auf Silvester. „Wir hatten zwar zu tun, aber es gab erheblich weniger Anrufe als früher. Die Leute haben offensichtlich andere Wege gefunden, um von einer Silvesterparty wieder nach Hause zu kommen. Ich weiß es nicht, aber ich denke, dass einer in einer Gruppe einfach nüchtern blieb oder man sich nachbarschaftlich abstimmte und half“, so Klaus Betz.
Dem Bedarf angepasst
Das Geschäft ist hart geworden, aber er fährt noch - und die allermeisten seiner Dortmunder Kolleginnen und Kollegen auch. Das ist nicht selbstverständlich.
In anderen Städten führten die hohen Spritpreise im Frühjahr 2022 zu einer Insolvenzwelle. „Wir verlieren jede Woche durchschnittlich 30 bis 50 Unternehmen, die Insolvenz anmelden müssen“, sagte damals Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, gegenüber den Medien.

Dass in Dortmund das Taxi-Sterben bisher ausgeblieben ist, führt Tahir Akbas aus dem Vorstand der Dortmunder Taxigenossenschaft auf die gesunde Struktur seiner Branche in der Stadt zurück.
„Wir sind in Dortmund von einer Pleitewelle verschont geblieben, weil die Zahl der Taxen gut dem Bedarf angepasst ist. Die Fahrtenanzahl muss zur Taxenanzahl passen“, sagt Tahir Akbas. Nur wenige haben im vergangenen Jahr ihren Fahrerausweis abgegeben.
Etliche Autos wurden allerdings vorübergehend oder ganz abgemeldet. Klaus Betz etwa hat seinen Fuhrpark um die Hälfte reduziert. Er hat jetzt noch acht Wagen. Es sind acht von 550 Taxen, die täglich in Dortmund fahren. 420 sind der Taxi-Zentrale angeschlossen, seine acht Taxis gehören dazu. Vor wenigen Jahren noch hatte die Stadt Dortmund Konzessionen für 763 Taxen vergeben. „Das war viel und wurde schon vor Corona angepasst. Viele kämpfen dennoch ums Überleben, viel Gewinn ist mit Taxifahren in Dortmund nicht zu machen“, so Tahir Akbas.
Geringe Preiserhöhung
Neben Krankenfahrten und Schülerfahrten setzt Klaus Betz für 2023 darauf, dass die im Herbst zumindest zaghaft wieder gestiegene Nachfrage nach Taxis sich nach dem üblichen Loch zu Jahresbeginn wieder fortsetzt. „Es kommen wieder Geschäftsleute, die vom Hotel zu einer Firma gebracht werden möchten, aber das sind längst noch nicht so viele wie vor Corona“, sagt der Taxiunternehmer. „Immer noch“, ergänzt er, „steht man zu lange dumm in der Gegend rum.“
Die zu geringe Nachfrage und die hohen Spritpreise machen der Taxi-Branche zu schaffen. „Man muss aufpassen, seine Kosten minimieren und beispielsweise spritsparend fahren, um nicht ins Minus zu fahren“, sagt Klaus Betz. Die Tarife seien ja festgelegt. „Aber eigentlich müsste man schon wieder einen neuen Antrag bei der Stadt stellen.“
Erst im Sommer vergangenen Jahres hat die Stadt Dortmund einer Tariferhöhung zugestimmt. Seitdem, so rechnet Tahir Akb von der Taxi-Genossenschaft vor, kostet beispielsweise eine Fahrt von der City nach Hombruch, nicht mehr rund 14,50 Euro, sondern rund 16,10 Euro.
„Für uns“, sagt er, „ist auch alles teurer geworden - vom Sprit, über die Versicherung bis zu Ersatzteilen. Damit Taxifahrten aber noch bezahlbar bleiben, wurde die Preiserhöhung sehr gering gehalten.“
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