Geschäfte in Dortmunds City bald montags zu? Händler reagieren auf Debatte aus Bochum

Geschäfte in der City bald montags zu? „Der Markt wird es zeigen“
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Konkret ist noch nichts in Bochum, aber in der Nachbarstadt wird von Einzelhändlern laut darüber nachgedacht, montags das Geschäft nicht mehr zu öffnen. Auslöser ist das dortige Einrichtungshaus Blennemann, das jetzt den „Green Monday“ eingeführt hat. Das Möbelhaus in der City bleibt montags geschlossen, die Mitarbeiter haben statt einer Sechs- nun eine Fünf-Tage-Woche.

In Dortmund hätte das schon vor zwei Jahren eine vergleichbare Diskussion auslösen können. Als mit Beginn des Jahres 2021 - also vor dem Hintergrund des damaligen Winter-Lockdowns - das Einrichtungshaus Büker am Westenhellweg entschied, jeweils montags die Tür geschlossen zu halten, löste das bei den City-Händlern hier aber keine Diskussion aus.

Ist es angesichts von Energiekrise, hoher Inflation, etlichen Leerständen und den Insolvenzanmeldungen selbst in 1a-Lagen (Görtz, Salamander) jetzt ein Thema? „Nein, in der Händlerschaft ist das kein Thema. Das muss auch jeder selbst wissen. Der Markt wird es entscheiden. In meiner Galerie läuft das Geschäft montags sehr gut. Warum soll ich da zu machen? Und das Internet hat montags auch nicht geschlossen“, sagt Tobias Heitmann, Inhaber des Kunsthauses Zimmermann und Heitmann am Hansaplatz und Vorsitzender des Cityrings.

„Langes Wochenende“

Sein Pendant in Bochum, der Vorsitzende der dortigen City-Werbegemeinschaft IBO, bringt dagegen Argumente für eine Montagsschließung ins Spiel. Er sagte der WAZ, dass diese für inhabergeführte Fachbetriebe durchaus eine Option sein könne: „Und das nicht nur wegen der Energiekosten, die bei unseren geringeren Verkaufsflächen nicht ganz so stark zu Buche schlagen wie etwa in Möbelhäusern.“

Man könne auch der Personalknappheit so begegnen und gleichzeitig für Jobs im Handel werben. „Ein langes Wochenende wäre für viele durchaus attraktiv.“

Paul Spielhoff führt das Möbelgeschäft Wim Gelhard in Dortmund und sieht eine Montagsschließung sehr kritisch. „Das Internet hat immer geöffnet“, sagt er.
Paul Spielhoff führt das Möbelgeschäft Wim Gelhard in der City und sieht eine Montagsschließung sehr kritisch. „Das Internet hat immer geöffnet“, sagt er. © Schaper (Archiv)

„Ja“, sagt Paul Spielhoff, Inhaber des Einrichtungsgeschäfts Wim Gelhard, „der Gedanke an eine Montagsschließung ist für die Beschäftigten schön. Ich weiß nur nicht, wie lange ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dann überhaupt eine Beschäftigung bieten kann.“ Er verweist auch auf die Konkurrenz im Internet: „Da ist immer geöffnet. Und wir sind in einer Dienstleistungsspirale und der Kunde will sich nicht danach richten, ob ein Geschäft geöffnet ist oder nicht.“

Thomas Schäfer, Geschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland in Dortmund, glaubt nicht, dass der Handel sich eine generelle Montagsschließung erlauben kann. Friseure könnten das machen, da im Internet keine Haare geschnitten werden können. „Der E-Commerce ist stark“, sagt er und empfiehlt dem stationären Einzelhandel einen solchen Schließungstag nicht.
Thomas Schäfer, Geschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland, glaubt nicht, dass der Handel sich eine generelle Montagsschließung erlauben kann. Friseure könnten das machen, da im Internet keine Haare geschnitten werden können. „Der E-Commerce ist stark“, sagt er und empfiehlt dem stationären Einzelhandel einen solchen Schließungstag nicht. © Handelsverband

So sieht es auch Torben Seifert, Center-Manager in der Thier-Galerie. Für eine Montagsschließung hat er „null Sympathie“. „Das wäre das falsche Signal“, sagt er: „Wir sehen gerade, dass die Besucherfrequenzen wieder das Niveau von 2019 erreichen. Wir müssen präsent sein, sonst schaufeln wir unser eigenes Grab.“

„Wäre falsches Signal“

Dem stimmt Falk Blättgen, Geschäftsführer bei Saturn am Westenhellweg, rundum zu. Es fehle zwar Personal, aber eine ganztägige Schließung am Montag mache für den stationären Handel angesichts der Herausforderungen durch den Online-Handel „keinen Sinn.“ „Meine Sympathie“, sagt er, „gilt vielmehr einer Ladenöffnung nur bis 18.30 Uhr.“ Ab da nehme abends die Kundenfrequenz deutlich ab. „Wenn alle mitziehen, wäre das eine Option“, so Falk Blättgen.

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Eine frühere, allgemeine Abendschließung in der City können sich auch Cityring-Chef Tobias Heitmann und Paul Spielhoff nur zu gut vorstellen. „Die Leute kommen abends in der Tat nicht. Wir hatten früher bis 19 Uhr geöffnet, jetzt schließen wir um 18 Uhr“, so Tobias Heitmann. Und Paul Spielhoff sagt: „Statt bis 20 Uhr hatten wir früher auch schon nur bis 19 Uhr geöffnet. Während der Pandemie haben wir auf 18 Uhr verkürzt und behalten das nun bei. Wir haben keine Einbußen und das tut allen Mitarbeitern gut.“

„Der Umwelt zuliebe“

Eine Verkürzung der Öffnungszeit - ob eine spätere Öffnung am Morgen wie Karstadt es neuerdings macht (10 Uhr statt 9.30 Uhr) oder eine frühere Schließung am Abend - hält Thomas Schäfer vom Handelsverband für vertretbar. „Das kann man nachvollziehen. Aber eine generelle ganztägige Schließung“, sagt er, „ist für den Einzelhandel nicht klug, auch wenn Energiekosten hoch sind und die Personalsuche schwierig ist.“

Baumärkte, Gartencenter und eben auch Möbelhäuser, erklärt Thomas Schäfer, hätten bundesweit schon im vergangenen Jahr vielfach überlegt, mit Beginn dieses Jahres montags zu schließen. „Weil da montags nicht so viel passiert und sie ja große Verkaufsflächen vorhalten, heizen und beleuchten müssen.“ Im Herbst hatte die Fachgruppe Möbel und Küche des Mittelstandsverbundes mit fast 12.000 Betrieben „der Umwelt zuliebe“ zum „Green Monday“ aufgerufen. Weil: „Die beste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird“

An fünf Tagen sind alle da

Monika Graf, Geschäftsführerin des Einrichtungshauses Büker, fühlte sich davon nicht angesprochen, weil ihr Haus eben schon seit 2021 montags geschlossen bleibt. „Der Grund war damals die Corona-Pandemie. Aber jetzt kommt es uns wegen der Energiekosten und der schwierigen Personalsuche zugute. An den fünf Öffnungstagen sind nun alle Mitarbeiter da und ansprechbar. Das ist wesentlich besser und hat sich sehr bewährt“, sagt Monika Graf.

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