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Streit um Brücke über Westfalenpark: „Alle haben das als Witz empfunden“
Dortmunder Radwegeplan
Mit „Velorouten“ will die Stadt die Bedingungen für Radfahrer in Dortmund verbessern. Doch es gibt viel Kritik am Konzept der Verkehrsplaner - vor allem an einer Brücke über den Westfalenpark.
Auf den ersten Blick sind es verlockende Aussichten: Ein Netz an Fahrradstraßen soll von den Stadtteilen in die City führen. Velorouten nennen die städtischen Verkehrsplaner den Kernpunkt ihrer neuen Radverkehrsstrategie, der in den nächsten Jahren mit Priorität vorangetrieben werden soll. Doch die Begeisterung der Politik hält sich - ähnlich wie bei einigen Radfahr-Verbänden - in Grenzen.
„Für uns sollen die Hauptrouten Vorrang haben“, stellte etwa Grünen-Ratsherr Matthias Dudde am Mittwoch (16.3.) im Ausschuss für Umwelt und Stadtgestaltung fest, der das Radverkehrskonzept allerdings grundsätzlich positiv bewertete.
„Wo wir tätig werden müssen, werden wir tätig.“
Planungsdezernent Ludger Wilde verteidigte das Velorouten-Konzept: „Die Hauptrouten haben nicht die Qualität, die wir im Rahmen der Verkehrswende anstreben“, erklärte er. „Wo wir tätig werden müssen an Hauptstraßen, werden wir tätig. Aber in kurzer Zeit werden wir nicht alle Hauptstraßen anfassen können, um Radverkehr zu verbessern.“
Die Velorouten, die mit Priorität voranzutreiben sind, seien deshalb „ein geschickter Schachzug“, weil sie über Nebenstrecken mit geringerer Belastung durch den Autoverkehr geführt werden könnten.
„Nur eingerichtet, um dem Autoverkehr nicht weh zu tun.“
Genau das brachte wiederum Sonja Lemke, Ratsvertreterin von Linke+ in Rage: „Alles, was man machen müsste, ist, eine von mehreren Fahrspuren auf Hauptstraßen für Radverkehr abzutrennen. Velorouten werden nur eingerichtet, um Autoverkehr nicht weh zu tun“, stellte sie fest. „Wenn wir die Verkehrswende wirklich schaffen wollen, müssen wir an die Hauptrouten ran. Man muss nur den Mut haben, mal jemandem weh zu tun.“
Eine Empfehlung zum Radverkehrskonzept und den Velorouten gab der Ausschuss am Mittwoch (16.3.) noch nicht. Man wolle erst die Stellungnahmen aller Bezirksvertretungen abwarten und dann einbeziehen, begründete CDU-Ratsherr Friedrich-Wilhelm Weber den Wunsch, die Entscheidung zu verschieben.
Streitpunkt Brücke über den Westfalenpark
Eine Reihe von kritischen Nachfragen hatte zuletzt auch die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost zum Mobilitätsplan formuliert. Im Fokus stand dabei vor allem ein Vorschlag, der einen Brückenschlag über den Westfalenpark vorsieht.
Andreas Meißner vom Stadtplanungsamt schilderte in der Bezirksvertretungssitzung am Dienstag (15.3.) den Gedanken dahinter. „Wir sehen darin eine Chance. Aus Verkehrsplanungssicht sind Alternativen schwierig, wir müssen um den Park herum.“ Es handele sich um eine „eher längerfristige Wegeverbindung“. Die Idee dazu sei seines Wissens aus dem Westfalenpark an die Verwaltung herangetragen worden.

Verkehrsplaner Andreas Meißner hatte vor allem mit Blick auf eine geplante Radfahr-Brücke über den Westfalenpark in der Politik einen schweren Stand. © Oliver Volmerich
Zumindest das Stadtbezirksgremium machte deutlich, dass es eine Brücke über den Westfalenpark nicht mitträgt. „Wir lehnen das vollumfänglich ab. Das klingt, als wäre einem nichts mehr eingefallen. Wir dürfen den Park nicht zerschneiden, auch nicht durch die Luft“, sagte CDU-Fraktionssprecherin Roswitha Decking-Hartleif.
„Auf einmal eine Folie mit der Überbrückung des Parks“
Es sei zumutbar, den Park zu umfahren. Die Landschaft, an der sich viele Erholungssuchende erfreuten, dürfe nicht angetastet werden.
Marlies Schellbach, Sprecherin der SPD-Fraktion, war nach eigenen Worten als Vertreterin der Altenakademie Teil der Sitzung mit einer Landschaftsplanungsfirma, in der die Idee entstanden sei. Es sei um die Modernisierung des Parks mit Blick auf die Internationale Gartenschau gegangen.
„Es gab auf einmal eine Folie mit der Überbrückung des Parks. Alle dort haben das damals als Witz empfunden und waren überrascht, als es ernsthaft diskutiert wurde“, so Schellbach in der Bezirksvertretung.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.

Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
