
© Dieter Menne Dortmund
Riesen-Brücke über Westfalenpark? Radfahrer-Lobby sieht „Ablenkungsmanöver“
Radverkehrs-Planung
Von Unverständnis bis Spott reichten die meisten Reaktionen auf die Überlegung der Stadt, eine Radwege-Brücke über den Westfalenpark zu bauen. Auch Fahrrad- und Verkehrsverbände sind skeptisch.
Die Verkehrsplaner wählen den direkten Weg: Quer durch den Westfalenpark solle eine von neun sogenannten Velorouten als schnelle Radfahr-Verbindung von den Stadtteilen in die City verlaufen.
Dahinter steckt die in einem Workshop zur Westfalenpark-Zukunft entstandene Idee, eine Rad- und Fußgängerbrücke zu bauen, um die Verbindung zwischen Westfalen-, Phoenix- und Rombergpark zu verbessern. Sie wurde jetzt in das Zielnetz zum neuen Radverkehrskonzept der Stadt aufgenommen - als eher langfristige Vision, wie Planungsdezernent Ludger Wilde auf Nachfrage betonnte.
Der Vision stehen freilich jede Menge Hindernisse entgegen, wie schon der Blick auf den Stadtplan zeigt. Denn die Brücke, die am Eingang Kaiserhain beginnen und in Höhe der Verwaltung des Stromnetz-Betreibers Amprion auf das Phoenix-West-Gelände treffen soll, müsste nicht nur traditionelle Park-Einrichtungen wie das Café an den Wasserbecken und die Buschmühle überspannen - sondern auch historischen Baumbestand, die Emscher und die Bahnlinie im Süden des Parks.
Ein ganz anderes Thema sind die Kosten, die für eine mehr als einen Kilometer lange Brücke anfallen würden. Denn schon die vergleichsweise kurze Rad- und Fußwege-Brücke, die zwischen Lindemannstraße und Westfalenhallen bis 2024 gebaut werden soll, wird mit Kosten von knapp 10 Millionen Euro veranschlagt.
Selbst bei Fahrrad-Lobbyisten stößt deshalb die Vision der Fahrrad-Hochstraße über dem Westfalenpark auf wenig Gegenliebe. „Uns erscheint die Idee einer Hochbrücke über den Westfalenpark als nicht zielführend und wenig sinnvoll“, heißt es in einer Stellungnahme vom Allgemeine Deutschen Fahrradclub (ADFC), Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum Entwurf der städtischen Radverkehrsstrategie. „Mittel und Ressourcen sollten für viele wichtigere Radverkehrs-Maßnahmen verwendet werden.“

Der Kartenausschnitt zeigt rot markiert (Bildmitte) den geplanten Verlauf der Velo-Route über das Westfalenpark-Gelände. © Stadt Dortmund
Andere Projekte dringlicher
Ähnlich sehen es die Initiative „Aufbruch Fahrrad Dortmund“, VeloCityRuhr und das Team der Kidical Mass, die ebenfalls eine kritische Stellungnahme zur Radverkehrsstrategie abgegeben haben. Sie sehen die vorgeschlagene Brücke „als offensichtliches Ablenkungsmanöver“. Es solle wohl darüber hinwegtäuschen, „dass die Radverkehrsstrategie den Radverkehr in Dortmund in den nächsten zehn Jahren kaum voranbringen würde“, heißt es.
Auch die drei Initiativen sehen andere Projekte als dringlicher an - wie etwa einen seit langer Zeit geforderten Fahrradtunnel unter dem Hauptbahnhof zur Verbindung zwischen City und Nordstadt.
Die Politik wird in Bezirksvertretungen und Ratsausschüssen in den nächsten Wochen über den Entwurf der Radverkehrsstrategie und damit auch über die Brückenpläne beraten.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
