Steht Drehscheibe für Flüchtlinge in Dortmund vor dem Aus?
Land will Regie übernehmen
Dortmund könnte die Rolle als Drehscheibe für Flüchtlinge, die mit Sonderzügen in NRW ankommen, bald wieder los sein. Das Land will die Regie beim Empfang der Flüchtlinge übernehmen, erklärte eine Sprecherin des Innenministeriums auf Anfrage. Was bedeutet das? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Zwei Zelte an der Ardeystraße fungieren als Dortmunder Drehscheibe für Flüchtlinge. Federführend für die Organisation ist die städtische Feuerwehr.
Was bedeutet die Drehscheiben-Funktion?
Fast täglich kommen Flüchtlinge, die über die West-Balkan-Route nach Deutschland kommen, mit Sonderzügen in NRW an. Im täglichen Wechsel halten die Züge in Köln, Düsseldorf und Dortmund. Von hier aus werden die Flüchtlinge nach kurzem Aufenthalt auf Einrichtungen des Landes mit Übernachtungsmöglichkeiten weiter verteilt.
Wie wurde Dortmund zur Drehscheibe?
Dortmund war im September auf Wunsch des Landes der erste Ort, der zur Drehscheibe wurde. Damals kamen noch mehrere Züge täglich am Hauptbahnhof an. Die Flüchtlinge wurden dann im nahen Dietrich-Keuning-Haus betreut. Später sprangen Köln und Düsseldorf ein. Dortmund setzte für mehrere Wochen aus, um dann Mitte Dezember mit einem neuen Ort wieder als Drehscheibe zu fungieren.
Wie läuft der Empfang jetzt?
Dortmund ist an jedem vierten Tag an der Reihe. Die Züge treffen am Bahn-Halt Signal Iduna Park ein. Sie werden dann zu einem in unmittelbarer Nähe aufgebauten Zelt an der Ardeystraße geführt, wo sie sich kurz ausruhen, etwas essen und trinken können. Auch eine medizinische Versorgung ist gesichert. Nach kurzem Aufenthalt werden die Flüchtlinge dann mit Bussen in der Regel in die Unterkunft des Landes in Selm-Bork gefahren.
Wie viele Flüchtlinge sind inzwischen angekommen?
Seit dem 14. Dezember 2015 kamen an der neuen Drehscheibe sieben Züge mit insgesamt 2526 Flüchtlingen an.
Warum will das Land den Empfang neu organisieren?
Ein Problem ist, dass jede Drehscheiben-Stadt den Empfang anders organisiert hat. Nach Medienberichten reisen aber zwischen 30 und 40 Prozent der Ankommenden in Köln nicht mit den bereitstehenden Bussen weiter, sondern fahren auf eigene Faust weiter in andere Städte oder ins Ausland.
Nach einem Treffen der Drehscheiben-Städte in Düsseldorf hat das Innenministerium nun angekündigt, selbst den Betrieb zu übernehmen. Dass soll ab dem zweiten Quartal der Fall sein, kündigte eine Sprecherin des Innenministeriums auf Anfrage unserer Redaktion an.
Eine Arbeitsgruppe im Innenministerium bastelt an einem neuen Konzept. Dazu gehört auch die Frage, ob es bei den bisherigen drei Drehscheiben bleibt oder die Aufgabe auf eine Stadt konzentriert wird. Favorisiert wird dafür Düsseldorf.
Was bedeutet das für Dortmund?
Das könnte bedeuten, dass die aufgebaute Infrastruktur an der Ardeystraße verzichtbar ist oder für andere Zwecke genutzt werden kann. „Wir hoffen, dass wir im Laufe des Februars Klarheit bekommen“, erklärte Dortmunds Ordnungsdezernentin Diane Jägers auf Anfrage. Zurzeit richte man sich noch darauf ein, über den 1. April hinaus weiter zu machen.
Mit großem Interesse verfolgen auch die freiwilligen Helfer, die neben Feuerwehr, Hilfsdiensten, Ärzten und Mitarbeitern verschiedener städtischer Ämter im Einsatz sind, die Diskussion. Man sei grundsätzlich bereit, weiter Hilfe zu leisten, erklärt Fatma Karacakurtoglu vom Verein Train of Hope. Das sei aber davon abhängig, ob und wie sich die Rahmenbedingungen verändern. "Wir wollen nur das Beste für die Flüchtlinge", sagt Karacakurtoglu.