Ob im Stadtgarten, an der Kampstraße oder an der Reinoldikirche – überall sind aktuell Beschäftigte des Grünflächenamtes mit Harke und Sparten unterwegs. Rechtzeitig zum Sommer soll die City regelrecht aufblühen.
Und wer mit Heiko Just und Tobias Steinweg vom Grünflächenamt durch die City läuft, lernt viel darüber, wie man die Natur in die Stadt holen kann. Wobei: „Nur Öko geht nicht“, sagt Grünflächenamtsleiter Heiko Just zu den Pflanzaktionen der Stadt innerhalb des Wallrings. „Wir haben auch einen gestalterischen Anspruch.“
Bestes Beispiel dafür sind die Blumenampeln, mit denen die City erstmals zum Evangelischen Kirchentag 2019 geschmückt wurde. Inzwischen gibt es die bunt bepflanzten, hängenden Blumenkübel auch in den Stadtteilzentren. „Wir haben dafür viel Lob von den Bürgern bekommen“, sagt Heiko Just.
Wenig Platz für Bäume
Mehr Grün in die City zu holen, ist generell einer der meist geäußerten Wünsche von Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern bei Befragungen. Klar ist: Bäume sind dabei nicht immer möglich, denn oft gibt es nur wenig Erdreich unter dem Pflaster, weil U-Bahn-Tunnel oder Tiefgarage im Untergrund liegen. Die Alternative sind Beete, Sträucher und Stauden.
Und dabei haben die Experten vom Grünflächenamt im Blick, dass sich nicht nur die Menschen, sondern möglichst auch die Insekten und anderes Getier wohlfühlen. Vorbild ist die Katharinenstraße als Hauptverbindungsweg vom Hauptbahnhof in die City. Sie hat sich in den vergangenen Jahren in eine kleine Grünzone verwandelt. Neben den Bäumen gibt es Pflanzbeete mit Stauden. „Insektenschutz und Biodiversität spielen dabei eine große Rolle“, sagt Tobias Steinweg, Bereichsleiter im Grünflächenamt.
Am etwas versteckten Platz von Amiens, den die Stadt mit bunten Farbtupfern und Beeten aufgehübscht hat, wächst zwischen Stauden sogar Salat. „Das ist unser Beitrag zum Urban Gardening“, erklärt Just. Ernten ist erlaubt. Der ansonsten wenig ansehnliche Platz zwischen den Häuserfronten des Westfalenforums und des RWE-Turms hat sich inzwischen zu einem Ort entwickelt, den manche Leute gern für ihre Mittagspause nutzen, hat Just beobachtet.

Vorn an der Kampstraße wurde in den angelegten Beeten entlang der früheren Straßenbahnschienen neben Stauden eine Hecke mit kleinen Zieräpfeln angelegt. „Wenn die Äpfel reif sind, sind sie auch Vogelfutter“, erklärt Heiko Just.
Die Kampstraße ist aktuell die größte Baustelle für die Grünplaner. Die Politik hat dem Amt hier den Spezialauftrag für eine temporäre Gestaltung erteilt, weil die Umbaupläne für den „Boulevard Kampstraße“ nur langsam bis gar nicht vorankommen. Frühestens 2029, so der aktuelle Zeitplan, soll der Boulevard nach den dann 30 Jahre alten Plänen des Büros Fritschi und Baum fertiggestellt sein.
Mindestens bis dahin soll „temporäres Grün“ dafür sorgen, dass das seit dem Verschwinden der Straßenbahn im Jahr 2008 bestehende Provisorium ansehnlicher wird. Schon Tradition hat die Saisonbepflanzung des großen Rundbeets an der Kreuzung mit der Hansastraße. Nach der Saison werden die meisten Pflanzen aus dem Beet sogar an anderer Stelle weiterverwendet, erklärt Tobias Steinweg.

Neu entstanden ist eine grüne Zone vor dem Basecamp an der Kampstraße. Dazwischen rollen aktuell noch Baufahrzeuge. Versorger Donetz legt hier neue Leitungen. Deshalb wird aus dem Vorhaben, eine Socceranlage an der Kampstraße aufzubauen, in diesem Jahr wohl noch nichts, bedauert Just. 2024, zur Fußball- Europameisterschaft, soll dann aber auf einem kleinen Spielfeld der Ball rollen.
In diesem Jahr werden noch drei Spielpunkte für Kinder und neue „City-Möbel“ – eine Kombination aus Bänken und Pflanzkästen – an der Kampstraße aufgebaut. Sie sollen voraussichtlich im Juli oder Anfang August aufgestellt werden, kündigt der Leiter des Grünflächenamtes an.
Citymöbel mit Bänken und Grün
Insgesamt acht Bänke und fünf Pflanzbeete sind für die Kampstraße vorgesehen. Aber auch an anderen Stellen in der City, etwa am Rosenthal, am Platz von Leeds oder am Marienkirchhof sollen Baumkübel, Sitzbänke und kombinierte Sitzbänke mit Hochbeeten Platz finden.
Das Grünflächenamt schickt sogar Bäume auf Wanderschaft: 20 sogenannte „Wanderbaum-Kübel“ sollen an verschiedenen Stellen in der City aufgestellt werden, die meisten davon in diesem Jahr an der Brückstraße, aber auch an der Petrikirche und an der Wißstraße.
Sinnesgarten vor St. Reinoldi
Highlight bei der Begrünung der City ist auch in diesem Jahr wieder der Paradiesgarten südlich der Reinoldikirche, für den der Aufbau in der Woche vor Pfingsten begonnen hat. Am 12. Juni soll das kleine Gartenparadies eröffnet werden, das seine Ursprünge ebenfalls in einem Projekt zum Kirchentag 2019 hat.

In diesem Jahr entsteht ein Garten für alle Sinne, in dem man sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen kann. „Dabei wird es einige Überraschungen geben“, kündigt Sebastian Porzybot, Ausbildungsleiter im Grünflächenamt an. Die Grüngestaltung in der City spielt in der Ausbildung des Amtes generell eine große Rolle.
Der Paradiesgarten ist dabei eine ganz spezielle Aufgabe. „Er wird barrierefrei angelegt, mit Erläuterungen auch in Brailleschrift“, erklärt Porzybot. Eine Schrift also, die auch Blinde oder stark sehbehinderte Menschen nutzen können. Integriert ist erneut eine kleine Bühne, auf der es an 30 Terminen Livemusik geben wird. Dazu entsteht erstmals gleich nebenan ein Pop-up-Biergarten.
Ansonsten ist der Stadtgarten das Vorzeigeobjekt der Stadtgärtner. Bei der Gestaltung spielt aktuell das Thema Sicherheit eine große Rolle. Weil der Grünzug zwischen Theater und Rathaus in Verruf geraten ist, ist die Bepflanzung darauf ausgerichtet, Angsträume zu vermeiden und freie Sicht zu schaffen. Dazu kommt eine neue Beleuchtung, die mit Bewegungsmeldern kombiniert ist.

Das Motto-Beet am Südwall, in dem ein Stiefmütterchen-Arrangement aktuell noch für das Stadtfest „Dortbunt“ wirbt, soll bald neu gestaltet werden. Wie, das wollen Heiko Just und Tobias Steinweg noch nicht verraten.
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