
Dietmar Keilmann versteht nicht, warum der Radweg nicht durchgehend gebaut wurde. © Susanne Riese
Stadt Dortmund zum gefährlichen Radweg in Hörde: „Alles regelkonform“
Kritik an Verkehrsführung
Ein noch relativ neuer Radweg in Dortmund ärgert die Nutzer. Mehrfach müssen sie den Radweg verlassen, an einer Stelle werden sie dabei besonders leicht übersehen. Das sagt die Stadt dazu.
Dietmar Keilmann (74), der für seinen Job als Zeitungszusteller täglich mit dem Fahrrad in Dortmund-Hörde unterwegs ist, hatte auf die Gefahrensituation an der Nortkirchenstraße hingewiesen. Er hält die Verkehrsführung an den Kreisverkehren dort für sehr gefährlich, vor allem am ersten Kreisel.
Radfahrer werden dort vom rot markierten Radweg auf dem breiten Gehstreifen aus auf die Fahrbahn geleitet, um auf einer gemeinsamen Auto-Rad-Spur weiterzufahren. Nach dem Kreisverkehr beginnt dann wieder der abgegrenzte Radweg. Genau so sind auch die anderen beiden Kreisel eingerichtet.
Vor allem der von Hörde aus gesehen erste Fall in Höhe der Einfahrt zum Wilo-Park bereitet dem 74-Jährigen Kopfzerbrechen – und nicht nur ihm. Auf unsere Berichterstattung hin meldete sich ein Student (23), der die Gefahr an der Stelle ganz ähnlich einschätzt.
Geübter Radfahrer fährt auf dem Bürgersteig weiter
Der geübte Radfahrer gibt zu, dass er auf dem Bürgersteig weiterfährt bis zum nächsten Radwegstück. „Ich bin doch nicht lebensmüde und fahre direkt hinter dem Bushäuschen in den toten Winkel der Autos“, sagt der 23-Jährige.

Die Bushaltestelle verdeckt die Sicht. Wenn ein Bus hält, wird es noch unübersichtlicher. Busse dürfen zwar nicht überholt werden, aber darauf möchten sich Radfahrer ungern verlassen. © Susanne Riese
Ein Wartehäuschen versperrt an der Bushaltestelle den Blick, sodass Radfahrer übersehen werden können und selbst nur mit Mühe vor dem Einfädeln mittels Schulterblick checken können, ob sich ein Auto nähert oder nicht. Wenn ein Bus an der Haltestelle steht, wird es noch kniffliger.
Die Stadt Dortmund teilt auf Anfrage mit, im besagten Bereich keine Gefahrenstelle zu sehen. „Der betreffende Radweg ist regelkonform gebaut worden und die Sichtbeziehungen sind gegeben. Der Weg für eine Einfädelung auf die Fahrbahn im Reißverschlussverfahren ist ausreichend lang.“
Angst vor überholenden Autos
Diese Einschätzung macht ein Hinweisschild, wie es sich Dietmar Keilmann wünscht, hinfällig. Der Student wird daher weiter auf dem Fußweg fahren, wie er sagt. „Wenn ein Auto beim Reißverschlusssystem übersehen wird, hat es einen Kratzer. Für einen Radfahrer kann das aber ganz anders ausgehen.“

Entlang der Nortkirchenstraße ist der Radweg gut ausgebaut - bis zum Kreisverkehr. © Susanne Riese
Auch die Gefahr durch Autos, die den Bus an der Haltestelle überholen und den Radweg deshalb gar nicht im Blick haben können, sehen die Radfahrer als realistisch an, obwohl das dort nicht passieren dürfte, wie die Stadt-Pressestelle betont: „Sobald ein Bus an der Haltestelle steht, besteht für nachfolgende Fahrzeuge aufgrund der durchgezogenen Linie auf der Fahrbahn ein Überholverbot.“
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
