
Dietmar Keilmann wünscht sich, dass alle Zifferblätter der Schlanken Mathilde wieder die korrekte Zeit anzeigen. © Susanne Riese
Hörder Wahrzeichen braucht Hilfe: Suche nach Experten für Schlanke Mathilde
Reparatur
Die Hörder Bürger halten ihr Wahrzeichen im Herzen der City seit jeher in Ehren. Doch seit einiger Zeit schwächelt die berühmte Schlanke Mathilde. Sie hat allerdings Schlimmeres erlebt.
Die Schlanke Mathilde ist das Wahrzeichen von Hörde. Sie ist Treffpunkt, Blickfang im Hörder Zentrum und historisches Denkmal. Und zu all dem zeigt sie auch noch die Uhrzeit an – im Idealfall die korrekte.
Seit Wochen aber schwächelt die Schlanke Mathilde. Ihre vier Zifferblätter zeigen zur Verwirrung der Passanten unterschiedliche Zeiten an. Das Problem: Eine der vier Uhren ist stehengeblieben, wie die Stadt Dortmund auf Anfrage mitteilt.
Dietmar Keilmann (74) ist das schon vor längerer Zeit aufgefallen. Der Rentner aus Hörde ist täglich mit seinem Fahrrad in Hörde und Umgebung unterwegs und hält die Augen offen. Er findet es schade, dass das Wahrzeichen des Stadtbezirks so lange auf eine Reparatur warten muss.
An der Bezirksverwaltung ist das Problem mit der prominenten Uhr nicht vorbeigegangen. Ulrich Spangenberg, Geschäftsführer der Bezirksvertretung, hat sich bereits um die defekte Zeitanzeige gekümmert. Doch ganz so leicht lässt sich der Defekt offenbar nicht beheben.
Nur wenige Unternehmen kommen infrage
Laut Auskunft der Stadt ist das Stadtteilmarketing für die besondere Uhr zuständig. „Es gibt aber leider nur sehr wenige Unternehmen, die für Reparaturen und Wartung infrage kommen. Daher läuft gerade die Suche nach einem geeigneten Dienstleister“, teilt Alexandra Schürmann aus der Pressestelle mit.

Das Hörder Wahrzeichen in voller Pracht © Susanne Riese
Die Schlanke Mathilde gehört zu den beliebtesten Treffpunkten im Dortmunder Süden. Die mehr als 13 Meter hohe und über drei Tonnen schwere Standuhr im Zentrum der Fußgängerzone fällt direkt ins Auge. Ihr Mast endet mit Bogenlampen, die die vier Zifferblätter und Wappen darunter nachts beleuchten.
Bereits 1908 kam die Schlanke Mathilde nach Hörde auf den Brückenplatz. Für ihren Namen ist die Frau des damaligen Bürgermeisters verantwortlich. Die laut Überlieferung wohlgenährte Mathilde Evers hatte die Uhr damals eingeweiht. Der Name der zarten und hoch aufragenden Jugendstil-Laternen-Uhr war also ein Scherz auf Kosten der fülligen Bürgermeister-Gattin.
Schmucker Uhren-Kandelaber musste weichen
1925 wurden die Laternen im Oberteil abmontiert, weil Platz für die Oberleitungen der Straßenbahn benötigt wurde. Um 1930 musste die Schlanke Mathilde wegen baulicher Veränderungen ganz weichen und wurde zum Unmut der Hörder Bevölkerung durch eine schlichte Uhr ersetzt, die abfällig „Brückenuhle“ genannt wurde.

Die „Brückenuhle" war eine gestutzte Version der ursprünglichen Schlanken Mathilde. © Arhiv Willi Garth

Schmucklos und unförmig: Eine Zeit lang war die Schlanke Mathilde nicht mehr als ein Laternenmast mit Uhr. © Archiv Willi Garth

Diese undatierte Postkarte zeigt den Blick auf die Hermannstraße mit der Schlanken Mathilde im Zentrum. © Archiv Willi Garth
Seit Ende der 60er-Jahre gab es wieder eine Uhr mit Beleuchtung – allerdings sah sie aus wie eine Laterne mit würfelförmiger Uhr. Als Wahrzeichen war diese unförmige und von Drähten der Straßenbahn umgebene Variante vollkommen ungeeignet.
Hoesch rekonstruiert alte Uhr
Auf Anregung des Stammtischs Schlanke Mathilde rekonstruierten 1983 Auszubildende, Facharbeiter und Ausbilder der ehemaligen Hoesch-Ausbildungswerkstatt an der Hermannstraße nach alten Plänen die elegante Uhrenversion aus Hoesch-Stahl und stellten sie an ihrem ehemaligen Standort wieder auf. Zur Finanzierung trugen damals die Hörder Bürger maßgeblich bei.
Heute sieht die beliebte Standuhr im Herzen der Hörder Innenstadt fast wieder so aus wie bei ihrer Einweihung 1908. Und auch der Name, den ihr die Hörder liebevoll angedichtet haben, hat sich bis heute gehalten.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
