Spritzen, Kot und blutige Nasen im Klinikviertel Anwohnerin über Süchtige: „Er verfolgt mich bis zur Haustür“

Spritzen, Kot, blutige Nasen: Anwohnerin über Drogensüchtige
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Es ist ein gewohntes Bild, über das sich Uta Rotermund mit ihrer Nachbarin unterhält: Schon wieder schlief wer an der U-Bahnhaltestelle „Städtische Kliniken“, fünf Meter von der Kinderklinik entfernt. Die Person ist beiden längst bekannt. Und so überraschte es sie nicht, dass die besagte Frau erneut morgens vollberauscht auf dem Boden lag und alle Viere von sich streckte.

„Wir haben hier zunehmend ein Problem mit obdachlosen Bettlern“, meint Uta Rotermund. Die Kabarettistin und Schauspielerin wohnt bereits seit 17 Jahren in einer Nebenstraße am Klinikum. Doch derzeit stört sie zunehmend eine Verelendung, die mit dem Konsum von Drogen einhergehe.

Rotermund zeigt die Ecken, in denen sie das Elend zuletzt regelmäßig beobachtete habe: an der Beurhaus-, der Johannes-, der Amalien- oder der Wilhelmstraße. Ein Brennpunkt sei auch die Bahnhaltestelle „Städtische Kliniken“, oder wie sie unter Nachbarn sagen: der „Drogen-Express“, so Rotermund: „Das ist der Spitzname für die U-Bahn.“

Hinten spielen die Kinder und hier spritzen die Junkies: Uta Rotermund empört sich über Zustände an der U-Bahnhaltestelle.
Hinten spielen die Kinder und hier spritzen die Junkies: Uta Rotermund empört sich über Zustände an der U-Bahnhaltestelle. © Benjamin Trilling

Besonders ärgere sie ein anderer Zugang, direkt vor einer Grundschule: „Die sitzen hier angelehnt auf der Treppe und löten sich zu, während auf der anderen Seite Kinder spielen.“ Mittlerweile gehöre es zum Alltag, dass sich im Klinikviertel Drogensüchtige Spritzen setzen.

Gefunden an der Amalienstraße: Konsumenten hinterließen eine Spritze.
Gefunden an der Amalienstraße: Konsumenten hinterließen eine Spritze. © Uta Rotermund

Bis zum Haus verfolgt

Und viele Gesichter seien unter den Anwohnern bekannt, weil die Personen vor den Wohnungen oder Geschäften lägen. Dazu gehört ein Mann, der offensichtlich Kokain konsumiere. „Ständig ist seine Nase leicht am bluten“, so Rotermund. Und er sei penetrant: „Er verfolgt mich immer bis zur Haustür.“

Auch in den Innenhöfen befanden sich schon unerbetene Gäste. „Es ist nicht witzig, wenn da plötzlich jemand steht und die Privatsphäre stört“, sagt sie. Zumal manche auch ihre Spuren hinterließen - in Form von menschlichen Exkrementen. Mittlerweile verhindern Tore, dass es zu solchen Szenen kommt.

In dieser Einfahrt fand die Anwohnerin ein Messer.
In dieser Einfahrt fand die Anwohnerin ein Messer. © Trilling

Ein paar Meter weiter in der Amalienstraße fand die Anwohnerin bereits eine Spritze. Auf einer Mülltonne lag ein Klappmesser. Und neben den Fahrrädern hinterließ jemand einen Bolzenschneider. An der gleichen Ecke habe sich auch eine Person hingelegt. Ihr Verhalten sorgte für Verärgerung, so Rotermund: „Die ganze Wand war hier voller Kot.“

Ein Klappermesser lag auf der Mülltonne.
Ein Klappermesser lag auf der Mülltonne. © Uta Rotermund

„Mit Steinen beworfen“

Gemeinsam mit Nachbarn wollte die Anwohnerin der Drogenkranken bereits helfen. „Wir gaben ihr Nummern von Beratungsstellen, an die sie sich wenden kann“, berichtet Rotermund: „Aber sie hat uns dann mit Steinen beworfen.“

Die Drogenkranke ist an diesem Nachmittag nicht an den Stellen zu finden, wo sie sonst regelmäßig liege. An der Ecke Humbold-/ Wilhelmstraße kauert dagegen eine andere Person im Rollstuhl, dunkle Augenringe, den Oberkörper nach unten gekrümmt. Dann beginnt sie, laut mit sich selbst zu reden. Rotermund schüttelt den Kopf.

Hier beobachtete sie ebenso, wie zwei Herren in den Abendstunden unerlaubte Substanzen inhalierten. Zuvor hielt ein schwarzer Wagen. Geld und Waren haben die Besitzer gewechselt. Für Rotermund war klar, was in diesem Moment abging.

Früher bürgerliche Gegend

Die Bühnenkünstlerin hat die Berichte über eine Crack-Welle in der City verfolgt, wo sich Einzelhändler über die zunehmend aggressiveren Drogenkranken beschweren und auch Kunden ein aggressive Verhalten beklagen. Aber rund um die relativ ruhige Wilhelm- oder Amalienstraße? „Es war mal eine bürgerliche Gegend.“

Ihre Wahrnehmung: „Es ist nicht mehr nur die Innenstadt, es wandert weiter in den Süden, also in die bürgerlichen Straßen.“ Sie fordert Maßnahmen durch die Stadt oder den Staat. Denn zu Fuß zum Konzerthaus oder ins Kino, das wage sie nur noch ungern: „Ich war immer unterwegs, aber mittlerweile habe ich keine Lust mehr, rauszugehen.“

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