Neue FH im Hafen? Achtung, liebe Stadt - hier droht schon das nächste Drama

Soll die FH ins Hafenquartier? Bitte keine neue Warteschleife
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Soll die FH ins Hafenquartier? Bitte keine neue Warteschleife

Wer nach einem abschreckenden Beispiel für quälend lange und zähe Entscheidungsprozesse sucht, dem sei ein Blick auf die Vorgänge rund um das gescheiterte Großprojekt Smart Rhino empfohlen. Vier lange Jahre haben die Akteure in Dortmund auf eine Ansage aus der NRW-Landesregierung warten müssen: Kommt es zu einem Neubau der Fachhochschule (FH) auf dem früheren Industriegelände von Hoesch Spundwand und Profile (HSP) an der Rheinischen Straße? Ja oder nein?

Nach unzähligen Berechnungen und Vergleichen verschiedenster Varianten, etlichen Abstimmungsrunden zwischen diversen Ministerien und vielen weiteren Akteuren nun vor Kurzem die Botschaft: Nö, aus dem Projekt Smart Rhino mit dem FH-Neubau auf dem alten HSP-Areal wird nichts.

Vier Jahre mündliche Absichts- und Willensbekundungen mit vielen lobenden Worten, für die sich Dortmund am Ende doch nichts kaufen kann: Besser lässt sich das Dauer-Mantra nach „weniger Bürokratie, schnellen Entscheidungen und schlanken Prozessen“, die Deutschland so dringend benötige, nicht ad absurdum führen. Vier Jahre – in eine solche Warteschleife darf sich die Stadt kein zweites Mal schicken lassen!

Droht eine neue Zeitschleife?

Es liegt jetzt an OB Westphal und seinen Mitstreitern zu verhindern, dass sich ein ähnliches Drama am Hafen wiederholt. Ob die nördliche Speicherstraße eine gute Alternative für einen FH-Standort ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Klar ist: Sollte die FH dort tatsächlich hingesetzt werden, sind die Pläne für die Entwicklung eines Digitalquartiers in der bisherigen Form Makulatur.

Statt einer Reihe von Investoren, die Interesse an der Speicherstraße haben, käme mehr oder weniger nur noch einer zum Zuge: das Land NRW bzw. dessen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB).

Nun wird – vereinfacht ausgedrückt – geprüft, ob die FH mit ihrem Flächenbedarf überhaupt an den Hafen passt. Auf der anderen Seite werden aber auch die Vorbereitungen fürs Projekt Digitalquartier weiter vorangetrieben. Der notwendige Bebauungsplan soll noch in diesem Jahr von den politischen Gremien beschlossen werden – und 2024 Rechtskraft bekommen. Und dann? Könnten die ersten Grundstücke an Investoren verkauft werden. Theoretisch.

Was aber, wenn sich in Kürze herausschält, dass sich eine FH ebenso gut in den Hafen einfügen lässt? Rutscht Dortmund dann in eine neue Zeitschleife und in den nächsten endlosen Prüfungsmarathon der beteiligten Ministerien? Es wäre ein echtes Horrorszenario: Das Projekt Digitalquartier steht an der Startrampe, kommt aber nicht rüber, weil irgendwo in der Ferne eventuell und wieder mal ein FH-Neubau im Anflug ist? Es wäre eine Selbstblockade, die sich Dortmund schlicht nicht leisten kann.

Lippenbekenntnisse helfen nicht

Hoffen wir dringend, dass sich der OB und seine Mitstreiter auf ein solches Vabanquespiel erst gar nicht einlassen. Sollte der Raumbedarf der FH tatsächlich passen, wäre Westphal gut beraten, dem Land frühzeitig ein Votum abzufordern, dass es diesmal mitspielt und das Geld für den FH-Neubau tatsächlich zur Verfügung stellen wird.

Die Zeit bloßer Lippenbekenntnisse muss vorbei sein: Entweder gibt das Land in einem sogenannten „Letter of Intend“ (oder besser noch mit einem Kabinettsbeschluss) klipp und klar zu Protokoll ‚Ja, wir bauen’ – oder aber: C‘est la vie, FH.

So wie bei Smart Rhino darf sich Dortmund nicht nochmal hinhalten lassen. Außer Spesen nix gewesen – für die zügige Entwicklung des Speicherstraßen-Quartiers wäre das fatal.

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass Dortmund bereits eine FH hat. Wenn man in Düsseldorf der Ansicht ist, mit den Gebäuden an der Sonnenstraße noch groß Staat machen zu können, und ein bisschen sanieren ausreicht (Klimaneutralität hin, Klimaneutralität her) – dann soll es eben so sein. Die FH ist im Kern immer noch die Angelegenheit des Landes. Nicht die der Stadt Dortmund.

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