Die Kehrtwende der Stadt zahlt sich aus. Bis vor wenigen Jahren hatte sie ihre Grundstücke in der Speicherstraße per Erbpacht an private Nutzer vergeben. Die Nachfrage war verhalten. Doch seit die Stadt ihre Flächen verkauft, brummt in der südlichen Speicherstraße der Bär.
Die neue und inzwischen fertiggestellte Immobilie an der Hafenbrücke wird in Kürze vom Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) bezogen. Wenige Meter nebenan befindet sich der Lensing Media Port im Bau. Er soll den früheren Rhenus-Speicher zu einem Vorzeigeprojekt für das Digitalquartier verwandeln, das an der Speicherstraße im Hafen entsteht. Weit fortgeschritten ist auch der Bau der Dortmunder Akademie für Theater und Digitalität – während der benachbarte „Heimathafen“, ein Beratungs- und Bildungshaus, bis zur Fertigstellung wohl noch etwas Zeit benötigt. Das ist aber nicht alles, bald sollen weitere Projekte im künftigen „Gründungs- und Wissensquartier Speicherstraße“ folgen.
Die Stadt steht nun kurz davor, auch die beiden letzten Grundstücke im südlichen Abschnitt der Speicherstraße zu verkaufen. Den Ausschlag gab ein sogenanntes „Interessenbekundungsverfahren“, mit dem die Stadt potenzielle Interessenten und Angebote gesammelt hat. Nach der Jurysitzung ist inzwischen klar, wer den Zuschlag bekommen und sein Vorhaben vorbehaltlich der Entscheidung des Rates (am 9. Februar) realisieren soll.
Kontorhaus mit Arkaden
Dabei geht es zum einen um das Grundstück an der Speicherstraße 11. Es ist gut 1.700 Quadratmeter groß und wird von der Firma Cira Großhandel als Lager genutzt. Als Nachfolger für die Fläche ist nun die Firma Diag ausgeguckt, die in Dortmund etliche Immobilien besitzt. Zum Beispiel das frühere Karstadt-Sporthaus am Alten Markt.
Diag möchte an der Speicherstraße ein vier-geschossiges, hafentypisches Kontorhaus mit Arkaden und einer rötlichen Klinkerfassade errichten. Rund 5.500 Quadratmeter Nutzfläche sollen in dem Gebäude entstehen – hauptsächlich für Büros. Gleichzeitig will das Dortmunder Unternehmen in seinem Neubau eine „kleine Markthalle“ mit angeschlossener Gastronomie etablieren – ein Angebot, das auch über das Speicherstraßen-Quartier hinaus große Beachtung finden könnte.

Es gibt allerdings noch einen kleinen Haken: Der Vertrag mit dem aktuellen Nutzer läuft erst 2030 aus. Bei der Firma Diag hatte man gehofft, eher zum Zuge zu kommen. Bislang vergeblich, die Verhandlungen haben (noch) keinen Durchbruch gebracht. Trotzdem will man bei Diag nicht aufgeben: „Wir möchten an die bisherigen Gespräche anknüpfen“, heißt es.
Was die Verfügungsgewalt übers Grundstück betrifft, hat es das Nachbarunternehmen „Pro Büro & Kopier GmbH“ an der Speicherstraße 1 deutlich leichter. Auch diese Parzelle, knapp 1000 Quadratmeter groß, liegt in zweiter Reihe am Wasser. Der Grundstücksvertrag mit „Pro Büro & Kopier“ läuft Ende 2023 aus. Doch das insgesamt rund 200 Mitarbeiter große Unternehmen kann auch künftig an seinem Standort bleiben – es hat den Zuschlag für den Grundstückskauf bekommen. Hans-Peter Podszuk freut sich darüber: „Es macht Sinn, wenn wir unser Gebäude künftig anders nutzen können“, sagt der Seniorchef des Unternehmens, zu dem auch das Geschäft „Stift & Feder“ in der Brauhausstraße in der City gehört.
IT-Firmen sollen kommen
Der Hauptsitz von „Pro Büro & Kopier“ soll weiter in der Speicherstraße bleiben. Die knapp 3.000 Quadratmeter innerhalb des Gebäudes, zumeist als Lagerfläche genutzt, will Podszuk in Büros mit individuellen Zuschnitten umwandeln. In Anlehnung ans Digital-Quartier Speicherstraße möchte er sich ebenfalls IT-Firmen und Start-ups ins Haus holen. Weitere Mieter in Form von Gastronomie und Arztpraxen sind nicht ausgeschlossen. „Wenn alles gut läuft und die Baugenehmigung da ist, könnten wir im Frühjahr 2024 mit der Sanierung starten“, sagt Podszuk.

Dabei wird auch das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes verändert. Es stammt aus dem Jahre 1909, wurde früher als Kolonialwarenhandlung genutzt und versprüht den typischen Charme längst vergangener Hafenzeiten. Podszuk möchte das Haus sanieren, auf drei Geschosse aufstocken und es wie früher in eine rote Backsteinfassade kleiden. Zugleich soll das Gebäude eine Art Eingangstor in die südliche Speicherstraßen bilden – weshalb die Eckbebauung künftig wegfallen soll. Die Stadtplaner wünschen eine freie Sicht ins Quartier und auf den Lensing Media Port.
Autoparkplätze direkt am Gebäude wird es nicht geben. Dennoch müssen Investoren Stellplätze nachweisen, das verlangt die Bauordnung. Dafür bietet sich das künftige Quartiers-Parkhaus („Mobility-Speicher“) an der Ecke Speicherstraße/Bülowstraße an – dort, wo früher die Hafenverwaltung stand. Bauherr ist die Gebrüder Lensing Immobiliengesellschaft. Voraussichtlich 2024 soll der „Mobilitätsspeicher“ in Betrieb gehen.
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