Wirklich genug Platz für die FH im Hafen? Die Stadt-Idee nach dem Smart-Rhino-Aus im Machbarkeits-Check

Umzug an die Speicherstraße: Für die FH wird der Platz am Hafen eng
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Wird die komplette nördliche Speicherstraße am Hafen zum Fachhochschul-Campus? In diese Richtung gehen die Überlegungen von Fachhochschule (FH), Stadt und Land, nachdem der Traum vom neuen FH-Campus auf dem „Smart Rhino“-Gelände in der westlichen Innenstadt geplatzt ist.

Eine Ansiedlung dort sei nicht wirtschaftlich, urteilt das Land. Denn die Thelen-Gruppe als Grundstückseigentümerin ist nicht bereit sei, die nötigen Flächen ans Land zu verkaufen, sondern will selbst bauen und vermieten. Das ist aber für das Land kein Thema.

Jetzt soll das eigentlich als Digitalquartier geplante Areal an der nördlichen Speicherstraße als möglicher Campus für die FH unter die Lupe genommen werden - eine städtische Fläche. Mit welcher Größenordnung man dabei plant, ist noch offen. Bei der FH will man auf Anfrage nicht einmal verraten, wie viel Fläche die Hochschule derzeit an ihren vier Standorten zur Verfügung hat und mit welcher Flächengröße man für „Smart Rhino“ geplant hat.

Das ist auch nicht nötig. Die Zahlen stehen in der Machbarkeitsstudie, die 2020 zunächst zu dem Schluss gekommen war, dass eine FH-Umsiedlung auf die frühere Hoesch-Spundwand-Fläche möglich sei. Danach hat die FH an ihren aktuell vier Standorten 90.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche (BGF). Das umfasst alle Flächen in den Gebäuden von der reinen Nutzfläche bis zu Nebenflächen wie Flure und Technikräume.

Für eine Ansiedlung auf dem „Smart Rhino“-Areal hat man deutlich großzügiger geplant. 130.000 Quadratmeter BGF nennt die Machbarkeitsstudie hier als Zielgröße. „Mit zusätzlich circa 40.000 m² BGF Erweiterungsfläche sollen der Fachhochschule an ihrem neuen zentralen Standort alle Optionen gegeben werden, um sich zu erweitern“, heißt es dazu mit Hinweis auf den städtischen Masterplan Wissenschaft 2.0 in der Studie.

Als Herzstück des „Smart Rhino“-Projekts sollten neue Gebäude für die Fachhochschule auf dem früheren HSP-Gelände entstehen, wie diese Animation zeigt.
Als Herzstück des „Smart Rhino“-Projekts sollten neue Gebäude für die Fachhochschule auf dem früheren HSP-Gelände entstehen, wie diese Animation zeigt. © Thelen Gruppe

Außerdem solle die Fachhochschule auf „Smart Rhino“ „nicht als Campus, sondern eng verwoben mit den anderen zukünftigen Nutzung realisiert werden“. So sollten im geplanten Gewerbebereich „Innovationsstandorte in enger Anbindung zur Fachhochschule“ entstehen.

Rahmenplan liefert Zahlen

All das wäre an der nördlichen Speicherstraße wohl nicht möglich, wie unsere überschlägige Vergleichsrechnung zeigt. Die Zahlen dafür liefert der Entwurf des Rahmenplans für die Entwicklung der nördlichen Speicherstraße, der auf dem Konzept des dänischen Architekturbüros Cobe passiert. Er soll auch weiter Grundlage für die Planungen am Hafen sein, betont man bei der Stadt.

Zuletzt wurde als Ziel genannt, den Entwurf des Bebauungsplans im Herbst dieses Jahres vorzulegen. Er sieht eine Neubebauung rund um die Überreste der alten Knauf-Stahlhalle vor, unter dessen Dach ebenfalls neue Nutzungen Platz finden sollen. Vielleicht eine FH-Mensa?

Rund um die frühere Stahlhalle sollen an der nördlichen Speicherstraße Neubauten entstehen.
Rund um die frühere Stahlhalle sollen an der nördlichen Speicherstraße Neubauten entstehen. © Kevin Kisker

Das Problem ist: Der Rahmenplan, der Grundlage für den Bebauungsplan ist, sieht für die an der nördlichen Speicherstraße geplanten Gebäude 64.785 Quadratmeter BGF für Büro-Nutzung und 9409 Quadratmeter BGF für Mischnutzung vor. Nimmt man dann noch die 10.431 Quadratmeter BGF dazu, die für „Startups“, also junge Unternehmen, vorgesehen sind, käme man auf eine Fläche von 84.630 Quadratmetern BGF, die für eine Ansiedlung der Fachhochschule nutzbar wären.

Dazu kommen 4423 Quadratmeter für Kultur und Gastronomie und 47.500 Quadratmeter BGF in zwei geplanten Parkhäusern mit Stellplätzen für Autos und Fahrräder.

Der aktuelle Entwurf des Rahmenplans gibt Lage und ungefähre Größe der Gebäude vor, die neu entstehen sollen.
Der aktuelle Entwurf des Rahmenplans gibt Lage und ungefähre Größe der Gebäude vor, die neu entstehen sollen. © Cobe

In der Summe bedeutet das: Mit knapp 85.000 Quadratmetern BGF hätte die FH an der nördlichen Speicherstraße nicht einmal die Fläche ihrer alten Standorte zur Verfügung. Platz für Expansion, der eigentlich Grundlage für die Umzugspläne war, gibt es gar nicht.

Insofern kann man gespannt sein, was die Neuberechnungen von Land und FH für den Flächenbedarf ergeben. Es deutet sich bereits an, dass die FH im Vergleich zu den großen „Smart Rhino“-Plänen Abstriche machen will. „Der demographische Wandel sowie die gestiegene Nachfrage und die einfache Verfügbarkeit von digitalen Lehrangeboten werden bei dem angepassten Konzept der FH für die Planung eines Ein-Standort-Campus eine entscheidende Rolle spielen“, heißt es in der Ankündigung von Stadt, Land und FH.

Komplexe Berechnung nötig

Die Berechnung, wie viel Fläche für eine Hochschule sinnvoll und nötig ist, ist dabei durchaus komplex. Eine einfache Faustformel, wie viel Fläche für 15.000 Studierende und 1000 Beschäftigte mindestens nötig ist, gebe es nicht, erklärt auch Korinna Hase, Expertin für bauliche Entwicklung von Hochschulen beim Institut für Hochschulentwicklung in Hannover. Das Institut gilt als Deutschlands führende Institution für Hochschulplanung und unterstützt Hochschulen und Ministerien bei ihrer bei Plänen zu Zukunftsgestaltung.

Bei der Flächenplanung spiele etwa der Charakter der jeweiligen Fachbereiche, der Anteil von Forschungseinrichtungen und die Rolle von digitalen Lehrangeboten eine wichtige Rolle, erklärt die Expertin. Dazu kommen dann noch Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Mensa und eine Bibliothek. All das müsste an der nördlichen Speicherstraße Platz finden.

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