Möglicher FH-Umzug an Dortmunds Hafen - Prüfung dauert länger Rektorin nennt neuen Zeitplan

Prüfung von FH-Umzug an den Hafen dauert länger: FH und Ministerium nennen Zeitplan
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Die Botschaft ist eindeutig: „Wir wollen zum Hafen“, sagt Prof. Dr. Tamara Appel als Rektorin der Fachhochschule (FH) Dortmund. An der FH, die sich zurzeit auf fünf Standorte, davon drei für die Lehre, in der Stadt verteilt, träumt man seit Jahren von einem neuen zentralen Campus.

Nachdem Pläne für eine Ansiedlung auf dem früheren HSP-Gelände unter dem Titel „Smart Rhino“ geplatzt sind, setzt man jetzt auf die nördliche Speicherstraße am Hafen.

Man prüfe nun, ob das Gelände im Hafenquartier an der nördlichen Speicherstraße für die FH mit 15.000 Studierenden und 1000 Mitarbeitern genutzt werden könne, teilten Stadt, FH und Land nach dem Platzen der „Smart-Rhino“-Pläne Anfang Juli gemeinsam mit. Doch die Entscheidung, ob eine FH-Ansiedlung an der Speicherstraße realisierbar ist, lässt länger auf sich warten als zuletzt von Oberbürgermeister Thomas Westphal angekündigt.

OB nannte Herbst als Zeitziel

Man habe sich fest vorgenommen, die Konzeptentwicklung „im Herbst abzuschließen“, hatte Westphal Anfang August erklärt. Doch das ist wohl ein Wunschtraum. Denn allein die Ermittlung des Raumbedarfs für die FH als Grundlage für eine Standortentscheidung dauert deutlich länger.

„Wir sind dabei, die aktuellen Zahlen zu ermitteln. Die Flächenberechnung, die wir jetzt durchführen, ist ein ergebnisoffenes Verfahren zur Hochschulentwicklungs-Planung. Da geht es gar nicht so sehr um den Standort an sich, sondern generell um die Bedarfserhebung – losgelöst von einem Standort“, erklärt FH-Rektorin Tamara Appel im Gespräch mit unserer Redaktion.

FH-Rektorin Prof. Dr. Tamara Appel wirbt für die Umzugspläne der FH zum Hafen.
FH-Rektorin Prof. Dr. Tamara Appel wirbt für die Umzugspläne der FH zum Hafen. © Foto Schaper

Die Hoffnung ist, damit zum Ende des ersten Quartals 2024, also im nächsten Frühjahr, fertig zu werden. „Das erste Quartal 2024 ist für uns eine große sportliche Herausforderung. Wir schmeißen echt den Turbo an“, erklärt die FH-Rektorin.

Land prüft die Wirtschaftlichkeit

Die Bedürfnisse und Projektionen für die Zukunft darzulegen, sei nötig für einen Investitionsbeschluss des Landes als Träger der Hochschule. Im zuständigen NRW-Wissenschaftsministerium mit Ministerin Ina Brandes an der Spitze spinnt man den Zeitplan denn auch weiter.

Die Ermittlung des Platzbedarfs und die Prüfung, ob dieser an der Speicherstraße umzusetzen ist, sei Grundlage für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung des Landes. Wenn auch die positiv ausfällt, könne erst danach ein Planungsauftrag für den Bau des FH-Campus an der Speicherstraße erfolgen, heißt es aus dem Ministerium.

Voraussetzung ist, dass sowohl das Land als auch die Stadt Dortmund der FH-Ansiedlung am Hafen zustimmen. Die Ministerin appelliert deshalb an die Politik in Dortmund, auf Basis des bis dahin zu erarbeiteten Konzepts im Sommer nächsten Jahres eine erste Grundsatzentscheidung zu treffen.

CDU sieht Umzug kritisch

Bislang sind die FH-Pläne in der Dortmunder Politik umstritten. Während die SPD dem Vorhaben eher wohlwollend gegenüber steht, haben die Grünen noch viele Fragen. Ausgerechnet die CDU, der Ministerin Ina Brandes angehört, lehnt die FH-Pläne für die Speicherstraße aber bislang vehement ab. Man gefährde damit die bisherige, weit fortgeschrittene Planung des Hafenquartiers und ein wichtiges städtebauliches Projekt in der Nordstadt, heißt es.

OB Westphal betont dagegen stets, dass die grundsätzlichen Planungen für die nördliche Speicherstraße, an der eigentlich ein Digitalquartier mit entsprechenden Firmenansiedlungen entstehen soll, weiter laufen. Der Entwurf für den Bebauungsplan ist fertig. Bis Herbst nächsten Jahres könnte theoretisch Baurecht geschaffen werden.

Und auch bei einer FH-Ansiedlung soll das Bebauungskonzept des dänischen Architekturbüros Cobe weiterhin Grundlage sein. Man wolle den „hervorragenden städtebaulichen Entwurf 1:1 umsetzen“, hatte Westphal Anfang August erklärt.

Die bisherigen Flächenberechnungen für den Cobe-Entwurf reichen freilich nicht ganz aus, um die aktuelle Größenordnung der FH unterzubringen. Doch Rektorin Tamara Appel setzt auf Synergie-Effekte. „Bei uns ist die Lehre auf drei Standorte verteilt – an der Emil-Figge-Straße, den Max-Ophüls-Platz und die Sonnenstraße.

Sie müssen an jedem Standort eine Mensa und einen Hörsaal anbieten und vieles mehr. Wenn Sie das an einem Standort zusammenlegen, reduzieren Sie dadurch den Flächenbedarf deutlich“, erläutert Tamara Appel. Außerdem könne an einem Standort interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen ermöglicht werden.

Die nördliche Speicherstraße am Hafen wird für eine Umsiedlung der Fachhochschule in den Blick genommen.
Die nördliche Speicherstraße am Hafen wird für eine Umsiedlung der Fachhochschule in den Blick genommen. © Kisker (Archivbild)

Den Hafen hält die FH-Rektorin dabei für den idealen Standort. „Der Hafen kann ein Ort der Begegnung sein, wo nicht nur die Hochschule stattfindet, sondern auch das gesellschaftliche Leben“, sagte Tamara Appel. Der Hochschul-Campus an der Emil-Figge-Straße, an der bislang die meisten Fachbereiche untergebracht sind, sei dafür zu isoliert.

„Uns ist wichtig, dass wir wirklich mittendrin sind. Wir können am Hafen Schaufensterflächen schaffen, wo man in die Hochschule reingucken kann, wo Sie keine Barrieren haben. Da können wir auch Vereinen Möglichkeiten zu Versammlung bieten, Poetry Slams und Ähnlichem Raum geben. Das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen“, erklärt die FH-Rektorin.

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