
© Daniel Reiners
So sehen die Luxuswohnungen im Kreuzviertel aus - Einblick mit Bildern
Berswordt-Quartier
Das Berswordt-Quartier am Rande des Kreuzviertels steht kurz vor seiner Vollendung. Dort entsteht massig neuer Wohnraum – aber zu enorm hohen Preisen. Eine Wohnungsbesichtigung.
Der Blick ist wirklich atemberaubend: Ich bin quasi auf Augenhöhe mit den gelben Pylonen des Signal Iduna Parks einige hundert Meter entfernt, das U grüßt freundlich auf der anderen Seite, die Kirchtürme und Hochhäuser der Dortmunder City ebenso. Die Rohre der Haustechnik, die vor mir auf dem Boden verlaufen, fallen mir kaum mehr auf.
Ich stehe auf der Dachterrasse eines der derzeit größten Neubauprojekte der Stadt: der Wohnanlage „Behome“, einem riesigen sechsstöckigen Komplex im sogenannten „Berswordt-Quartier“. Zwischen Wittekindstraße und B1 entstehen am Rand des Kreuzviertels auf 26.600 Quadratmetern 365 möblierte Appartements. Die Wohnanlage steht kurz vor der Vollendung - Grund genug für eine Wohnungsbesichtigung.

Von der Dachterrasse aus hat man direkte Sicht auf das Stadion des BVB (links im Bild). © Daniel Reiners

Etwas weiter hinten grüßen das Dortmunder U und die Hochhäuser der Dortmunder City. © Daniel Reiners
Nach dem Abstecher auf die Dachterrasse, die von allen Mietern mitbenutzt werden kann, geht es mit dem provisorischen Aufzug in das Innere des Komplexes. In den hell getünchten Fluren riecht es noch nach frischer Farbe und frischem Lack. Allerdings wirken die circa 40 Meter langen, fensterlosen Flure etwas unpersönlich. Das ist aber kein Wunder bei der Vielzahl von Appartements, die sich hinter den dunkelgetäfelten Holztüren befinden.
Drei Größen von möblierten Wohnungen
Im „Behome“-Komplex werden mir drei Musterwohnungen gezeigt, alle sind möbliert.
- Ein 1-Zimmer-Appartement (circa 22 Quadratmeter) inklusive Badezimmer und Kochecke. Überrascht bin ich über die vollständige Möblierung der Zimmer. Sogar Bilder hängen schon an der Wand. Küche und Schlafcouch sind in dezentem weiß gehalten mit einer holzfarbenen Umrandung. Farblich sind die Möbel des Appartements komplett aufeinander abgestimmt. Es sind reichlich Steckdosen vorhanden und auch über hauseigenes WLAN verfügt jedes Appartement.
Das 1-Zimmer-Appartement © REVITALIS REAL ESTATE AG
- Die nächst größeren Appartements (circa 27 Quadratmeter) verfügen zusätzlich über einen kleinen Balkon, der den Blick in den Innenhof eröffnet. Noch ist dieser mit Baumaterial vollgestellt, wird aber alsbald komplett mit grünem Rollrasen ausgelegt werden. Das mittelgroße Appartement verfügt zusätzlich über einen Esstisch, der Platz für zwei Personen bietet. Ein Sessel ergänzt den Wohn-/Schlafraum. Auch hier dominieren helle Farben.
Das 1,5-Zimmer-Appartement © REVITALIS REAL ESTATE AG
- Die größten Appartements (circa 35 Quadratmeter) zeichnen sich durch eine Trennung von Wohn- und Schlafbereich aus. Eine circa zwei Meter lange Trennwand dient als Raumteiler. Auch diese Appartements verfügen über einen Balkon. Wie bei allen Appartements sind Decke und Wände weiß, die warmen Holztöne der Möbel lassen den Raum größer wirken, als er ist.
Der Schlafbereich des 2-Zimmer-Appartements © REVITALIS REAL ESTATE AG
Das 2-Zimmer-Appartement mit getrennten Wohn- und Schlafbereichen © REVITALIS REAL ESTATE AG
Mietpreise auf dem Niveau von Düsseldorf
Die Mieten haben es in sich: Zwischen 15 und 16 Euro liegt die Kaltmiete pro Quadratmeter in den Wohnungen. „Das sind Spitzenmieten für Dortmund“, sagt Rainer Stücker, Geschäftsführer des Mietervereins, „sie liegen auf dem Niveau von Köln oder Düsseldorf“.
Stücker erkennt einen Trend bei sogenannten Mikro-Wohnungen, wie sie im Berswordt-Quartier angeboten werden. Der Wohnungsmarkt setze im Zeitalter von hohen Grundstückspreisen auf Flächenverkleinerung. „Investoren setzen gezielt auf kleinere Wohnungen.“ Weitere Beispiele seien das Basecamp an der Kampstraße und ein zweites Neubau-Projekt am U-Turm.
Glaubt man dem Eigentümer, der „Revitalis Real Estate GmbH“, sind die Appartements heiß begehrt. Es seien schon Mietverträge unterschrieben worden, ohne dass die Interessenten vor Ort gewesen seien - schließlich sind Wohnungsbesichtigungen in Zeiten der Corona-Krise etwas schwierig. Zu den ersten Mietern zählen Studierende und Berufspendler. Die Tiefgarage des Komplexes bietet Platz für 213 Autos.
Nach der Wohnungsbesichtigung frage ich mich, ob das, was ich gesehen habe, etwas für mich wäre - schließlich gehöre ich als Student zur Zielgruppe der potenziellen Mieter. Es wirkt alles sehr schick. Und modern. Eben, was man sich unter einem urbanen Lifestyle vorstellt.
Nur wenige Studenten werden sich Wohnungen leisten können
Die Mietpreise scheinen mit Preisen ab 320 Euro (für das kleinste Appartement) zwar angemessen zu sein für so ein gehobenes Objekt. Doch nur wenige Studenten werden sich diese Miete leisten können, liegen sie doch deutlich über den 260 Euro, die Studentenzimmer in Dortmund laut einer Studie der Immobilienplattform Immowelt durchschnittlich kosten - ganz zu schweigen von den Preisen für die größeren Wohnungen (ab 420 beziehungsweise 480 Euro).
Die Ansprüche von Anwälten und Ärzten kenne ich nicht - aber, dass hier die verschiedensten Berufe und Szenen beim morgendlichen Brötchenholen aufeinandertreffen könnten, kann ich mir aufgrund des umfangreichen Angebots schon vorstellen.
Und ist das Ganze auch gemütlich? Definitiv, und neu. Aber als ich wieder in meiner eigenen Baroper Wohnung ankam, fühlte ich mich auch gemütlich; Vielleicht - oder gerade deshalb? -, weil es hier nicht sehr urban ist. Wer genau das aber mag, wird die neue Wohnanlage im Kreuzviertel als eine Bereicherung auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt erleben.
Das sieht auch Rainer Stücker vom Mieterverein so. „Es erweitert grundsätzlich das Wohnangebot in Dortmund, das ist erst einmal gut.“ Etwas davon haben werden aber lediglich Leute mit dem gewissen Kleingeld, schränkt er ein: „Man darf den Entlastungseffekt für den Wohnungsmarkt nicht überschätzen.“
Ob und wie sich die neue Anlage auf das ohnehin hohe Preisniveau im Kreuzviertel auswirkt, wird sich zeigen. Die ersten Mieter ziehen in etwa zwei Wochen ein.