
© Hans Blossey
In den Wohnungsbau in Dortmund kommt wieder Bewegung
Wohnungsmangel
Dortmund braucht dringend mehr Wohnraum. Das Ziel der Stadt: 2000 neu gebaute Wohnungen pro Jahr. Die Aussichten sind gut, dass das in diesem Jahr auch geschafft wird.
Bis zu 3000 zusätzliche Wohnungen braucht Dortmund laut Experten Jahr für Jahr. Die Stadtverwaltung will diesem Mehrbedarf etwas entgegensetzen. Ihr Ziel: immerhin 2000 neu gebaute Wohnungen pro Jahr. Das hat Planungsdezernent Ludger Wilde vor Jahren so ausgegeben. Einfach zu erreichen ist das nicht.
Selbst wenn es Grundstücke und Investoren gibt, haben die Engpässe in der Bauwirtschaft den Elan gebremst.
In diesem Jahr ist das Ziel aber in greifbarer Nähe. Nach den aktuellen Daten des Landesbetriebs IT.NRW wurden von Januar bis September 2019 in Dortmund Baugenehmigungen für insgesamt 1567 Wohnungen ausgegeben - das ist ein sattes Plus von 47,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Endspurt zum Jahresende
Berücksichtigt man den üblichen „Endspurt“ von Investoren zum Jahresende, ist damit zu rechnen, dass Ende Dezember mehr als 2000 Baugenehmigungen verbucht werden können. 2018 waren es insgesamt 1642 Genehmigungen für Wohnungen.
Gute Nachrichten gibt es auch mit Blick auf die Nutzung von Fördermitteln für sozialen Wohnungsbau. Im August hatte das städtische Wohnungsamt regelrecht Alarm geschlagen, weil entgegen früherer Jahre nur ein Teil der zur Verfügung stehenden Landesmittel abgerufen wurden. Bis zu 20 Millionen Euro Fördermittel drohten am Jahresende zu verfallen.
Doch der Hilferuf hat gewirkt. Zum Ende des Jahres wird die Stadt zwar wohl nicht die volle Fördersumme von 39 Millionen Euro, die für 2019 zur Verfügung steht, ausschöpfen können. Aktuell liegen aber immerhin Anträge für 31,8 Millionen Euro vor, berichtete Wohnungsamtsleiter Thomas Böhm.
Baukosten sind gestiegen
Die Zurückhaltung der Investoren war insofern verwunderlich, als in den Vorjahren von den Fördermitteln reichlich Gebrauch gemacht wurde. In den vier Jahren von 2015 bis 2018 seien insgesamt Fördermittel von 167 Millionen Euro bewilligt worden, bilanziert Böhm.
Der Einbruch in diesem Jahr ist vor allem auf die gestiegenen Baukosten zurückzuführen. Deshalb hat das Land auf Drängen von Stadt und Wohnungswirtschaft reagiert und Dortmund mit vielen anderen Städten in eine andere Mietenstufe einsortiert, mit der öffentlich geförderter Wohnungsbau deutlich lukrativer wird.
Die besseren Förderbedingungen zeigen Wirkung: „Die neue Mietenstufe stößt auf unglaublich große Resonanz bei Investoren“, freut sich Anja Laubrock als stellvertretende Leiterin des Wohnungsamtes.
Das Problem ist: Für Investitionsentscheidung, die in diesem Jahr umgesetzt werden, kam die Neueinstufung meist zu spät. Die neuen Förderbedingungen werden sich vor allem in den nächsten Jahren positiv bemerkbar machen, prognostizieren Thomas Böhm und Anja Laubrock. Aber auch für dieses Jahr hat sich immerhin noch Einiges bewegt beim Abruf der Fördermittel.
Kaum Nachfrage bei Modernisierung
Eine Sorge gibt es dennoch: „Total eingebrochen ist die Nachfrage nach Fördermitteln für Modernisierungen im Bestand“, stellt Thomas Böhm fest. „Das Programm wird zurzeit kaum angenommen.“ In Zahlen heißt das: Wurden 2017 noch 17 Millionen Euro Fördermittel für Wohnungsmodernisierungen bewilligt, waren es 2018 nur noch 2 Millionen. In diesem Jahr ist es ähnlich wenig.
Und das, obwohl sich auch hier die Förderbedingungen verbessert haben. Selbst Maßnahmen zur Instandhaltung können nun gefördert werden, erklärt Böhm. Ein Umstand, der sich möglicherweise vor allem bei privaten Wohnungseigentümern noch herumsprechen muss.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
