Millionen-Investition in „Tonwerk“ für Chorknaben
Harkortshof in Hombruch umgebaut
Ein altes Industrie-Ensemble am Rande von Dortmund-Hombruch hat sich in ein Probenzentrum für den Knabenchor der Chorakademie verwandelt. Der Harkortshof bietet jetzt mehr als nur Platz zum Singen.

Im Mittelpunkt des Tonwerks steht das alte Kesselhaus (r.) des Harkortshofes.Der Anbau an der Ostseite beherbergt den größten Chorprobenraum, einen Büro- und einen Freizeitraum. © Peter Bandermann
Der Blick der Besucher geht erst einmal nach oben. Fast zwölf Meter hoch ist das alte Kesselhaus des Harkortshofes, das mit seinen Backsteinmauern und seinem Holztragwerk Industriekultur-Charme ausstrahlt. Aber es wirkt mit ausladender Sofalandschaft und Spielecke zugleich wie die gute Stube des Tonwerks, der neuen Heimat des Knabenchores der Chorakademie.
Und das hatten Kinder, Eltern und Lehrer am vergangenen Wochenende gleich ins Herz geschlossen. „Schön“, „toll“, „fantastisch“, lauteten die Reaktionen nach den ersten Chorproben. „Alle sind vollkommen begeistert. Da kann man stolz drauf sein“, stellt Knabenchor-Leiter Jost Salm fest.
Dauerhaftes Domizil ist ein Sponsoren-Geschenk
Nicht nur für ihn ging Ende vergangener Woche mit dem Umzug in den Harkortshof ein Traum in Erfüllung. Nach einer kleinen Odyssee durch die Stadt, mehreren Jahren im Evinger Wohlfahrtsgebäude und in der Hörder Burg, hat der Knabenchor nun endlich ein dauerhaftes Domizil gefunden, das ganz auf die Bedürfnisse der Gesangsausbildung für talentierte Jungen zugeschnitten ist.

Am Samstag absolvierten Konzert- und Nachwuchschor des Knabenchores der Chorakademie mit Chorleiter Jost Salm die ersten Proben im „Tonwerk“. © Rüdiger Barz
Ein echtes Geschenk: Denn die Umnutzung des alten Industrie-Ensembles im Gewerbegebiet Harkortshof am Rande von Hombruch ist dem Engagement der Familie Ammer-Pütter zu verdanken. Die Eigentümer der Iserlohner Arzneimittel-Firma Medice, die Produkte wie Meditonsin und Dorithricin herstellt, hat zwei Kinder, die an der Chorakademie aktiv sind. Sohn Philipp singt als erfolgreicher Solist des Knabenchores an Opernhäusern in Hamburg und Berlin.
Rund 1,5 Millionen Euro investiert
„Die letzten Jahre haben wir mit Begeisterung beobachtet, wie die Kinder des Knabenchors sich musikalisch entwickeln und in ihrer Persönlichkeit, ihrem Intellekt und ihrem Selbstbewusstsein enorm wachsen“, erklärt die Familie in einer Broschüre zum Projekt. Deshalb unterstütze man die Suche nach einem festen Zuhause.
Rund 1,5 Millionen Euro investierte die Familie in Kauf und Herrichtung der Immobilie, die nun für einen freundschaftlichen Mietpreis dem Knabenchor überlassen wird. Herzstück ist das hochaufragende Kesselhaus. In seinem Innern blieb das Holzständerwerk ebenso erhalten wie das alte Mauerwerk. An einer Seite wurden auf zwei Ebenen neue Räume eingebaut, die unter anderem für Büros und für den Solounterricht genutzt werden.
Platz für Freizeitaktivitäten
Der historische Kern des alten Harkortshofes ist nach Plänen des Iserlohner Architekturbüros Simon Hilker um zwei Neubauten ergänzt worden. Hier gibt es Räume für die Chorproben und den Solounterricht – alle offen, transparent und lichtdurchflutet. Und dank spezieller Schallschutz-Decken auch mit bestem Klang. „Bisher mussten wir immer Abstriche machen. Jetzt ist die Akustik ideal“, sagt Salm.

In das zwölf Meter hohe Kesselhaus mit seinem Holzständerwerk wurden zwei Ebenen für Büros und Probenräume eingebaut. © Peter Bandermann
Dazu kommen ein Ruheraum, eine Küche, Aufenthaltsbereiche für Eltern und Geschwisterkinder und sogar ein Spielzimmer mit Bällen, Tischkicker und Tischtennis-Platte, das am Wochenende schon eifrig genutzt wurde. Auf dem fast 8000 Quadratmeter großen Außengelände, das rund um die große Terrasse noch hergerichtet werden muss, können die jungen Sänger bald auch Fußball spielen oder sich anderweitig austoben. Das Tonwerk soll einen perfekten Rahmen für das anspruchsvolle Hobby in einem der führenden Knabenchöre Deutschlands bieten.
Einige Baustellen bleiben noch
Bis das Tonwerk selbst perfekt ist, werden noch ein paar Monate vergehen. Ganz haben sich die Handwerker noch nicht verabschiedet. Größte Baustelle ist neben dem Außengelände die alte Scheune, die zum Konzertsaal hergerichtet wird. Hier kann die Chorakademie mit ihren Knabenchören künftig das Kulturleben im Stadtbezirk Hombruch beleben. Auch Ausstellungen und andere Veranstaltungen sind denkbar. Am 3. Juni findet hier das große Eröffnungskonzert statt – als Auftakt für eine ganze Reihe von kulturellen Highlights. Der alte Harkort würde sich freuen.