Kritik an Ruhrhochdeutsch-Macher aus freier Kulturszene
Wegen Subventions-Forderung
Ab 2020 unterstützt Dortmund das Ruhrhochdeutsch-Festival nicht mehr. Organisator Horst Hanke-Lindemann haut auf die Politik ein. Kritik kommt auch aus der Kulturszene – an Hanke-Lindemann.

Festival-Organisator Horst Hanke-Lindemann vor dem überaus erfolgreich genutzten und mit Zuschüssen betriebenen Ruhrhochdeutsch-Spiegelzelt, das im August 2017 von über 250000 Gästen seit 2010 besucht wurde. © Foto: Oliver Schaper
Nach seiner Kritik an der Dortmunder Kulturpolitik wegen des Zuschuss-Stopps ab 2020 für das Ruhrhochdeutsch-Kabarett- und Comedy-Festival im Spiegelzelt an der B1 steht der Organisator Horst Hanke-Lindemann bei freien Künstlern nun selbst in der Kritik. Mit einem Satz gesagt: Was die Forderung nach Geld angehe, solle er den Ball besser flach halten, weil das erfolgreiche Ruhrhochdeutsch-Festival und sein Theater Fletch Bizzel bereits ordentlich mit Geld aus dem Kultur-Etat der Stadt Dortmund subventioniert würden.
Das Ruhrhochdeutsch-Festival erhält seit 2010 und bis 2019 1,025 Millionen Euro. Mit 251000 Euro unterstützt die Stadt das Fletch Bizzel jährlich.
Cabaret Queue kommt ohne Zuschüsse aus
Andere Spielstätten wie das vor 32 Jahren gegründete Cabaret Queue in Hörde dagegen müssen ohne Zuschüsse überleben. „Uns hat man mal gesagt, dass wir ein wirtschaftlicher Betrieb seien. Da hat sich das mit den Zuschüssen für uns schon in der Anfangszeit erledigt“, sagt Queue-Inhaber Georg Delfmann.
Horst Hanke-Lindemann hatte immer wieder vor Künstlerauftritten auf der Bühne im Spiegelzelt und zuletzt in einem Pressegespräch seine Kritik daran geäußert, dass die Kulturpolitik die Zuschüsse ab 2020 auslaufen lässt. Der Festival-Macher habe offenbar „noch nie etwas mit Marktwirtschaft zu tun gehabt“ und wolle Politiker diffamieren, weil diese Zuschüsse „auf ein vertretbares Maß zurückfahren wollen“, erwiderte Queue-Inhaber Georg Delfmann.
Subventionierte Filterblase
Er wird noch deutlicher: Horst Hanke-Lindemanns „mit Kulturzuschüssen hoch subventionierter Laden“ – das Fletch Bizzel – schaffe es selbst mit marktverzerrenden Dumpingpreisen nicht, ein „zahlenmäßig nennenswertes Publikum anzulocken“ und existiere „wunderbar in der Filterblase der Subventionspolitik“. – „Mich regt auf, dass jemand, der es schön hat und der immer noch nicht den Hals voll kriegt, immer noch denkt, benachteiligt und nicht verstanden zu werden“, sagte Georg Delfmann in einer für ihn ungewöhnlichen Schärfe.
Delfmanns Kritik folgt der Mitbegründer des Vereins „Pankultur“, Jürgen Lesker. Ihm fehlt die Transparenz im Kultur-Etat und bei der Geld-Vergabe. „Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien Geld ausgeschüttet wird. Aber bei guten Kontakten funktioniert eine Bezuschussung offenbar schneller.“ Horst Hanke-Lindemann ist seit über 30 Jahren in der freien Kulturszene aktiv und ihr Sprecher.
„Offenes Ohr, aber nie Geld erhalten“
Laut Jürgen Lesker habe der Verein Pankultur, der mit Steeldrums (gehämmerte Ölfässer) Orchestermusik und Jugendarbeit betreibt, in Gesprächen mit offiziellen Kultur-Repräsentanten „öfter mal“ um Zuschüsse gebeten und „ein offenes Ohr, aber nie Geld“ erhalten.
Das Pankultur-Vorstandsmitglied über das Ruhrhochdeutsch-Festival: „Das Format finde ich gut. Es ist eine rein kommerzielle Veranstaltung, die in anderen Städten genau so durchgeführt wird. Aber man kann nicht verlangen, dieses Format für immer und ewig subventioniert weiterzuführen.“
Horst Hanke-Lindemann kann die Kritik nachvollziehen, bezeichnete sie im Gespräch mit unserer Redaktion aber auch als „kleingeistig“ und stellte klar, dass er seit drei Jahrzehnten in Dortmund für mehr Geld für die freie Kulturszene kämpfe. Es sei falsch, den Kopf in den Sand zu stecken. Dazu Jürgen Lesker: „Warum sollen wir nach Geld fragen, wenn wir eh nicht gefördert werden.“
Für eine neue Umverteilung des Geldes in der freien Kulturszene einsetzen will sich auch der neu gegründete Verein „Musiksyndicat Ruhr“.
Schlechte Zeit für Musiker
Mitbegründer Martin Buschmann: „Seit zehn Jahren geht es für freie Musiker rapide bergab. Es gibt immer weniger Auftritte, und die werden dann auch noch immer schlechter bezahlt. Es gibt Gastronomen, die uns einen Liveauftritt ermöglichen, keine Gage bezahlen und es aber erlauben, dass wir einen Hut herumgehen lassen.“
Ein lokales Beispiel für diese Gratis-Kultur sei das „DortBunt“-Festival: „Beim ersten Mal haben wir alle mitgemacht, weil es gegen den Rechtsextremismus ging. Beim zweiten Mal sollten wir wieder ohne Gage spielen, während Techniker, Sicherheitsdienste und Gastronomen ihr Geld verdienen konnten. Wir wollten von Horst Hanke-Lindemann mal Aufklärung bekommen, wie das Geld verteilt worden ist, haben aber keine Antwort erhalten.“