Anfragen verfünffacht: Kleingärten in Dortmund erleben Corona-Ansturm

© Dieter Menne (Archiv)

Anfragen verfünffacht: Kleingärten in Dortmund erleben Corona-Ansturm

rnSchrebergärten

In der Corona-Krise sind Schrebergärten so beliebt wie nie. Bei den Dortmunder Vereinen muss man jetzt zum Teil über fünf Jahre warten. Und es gibt noch einen weiteren bemerkenswerten Effekt.

Dortmund

, 04.06.2020, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viele Dortmunder suchen in der Corona-Krise einen eigenen kleinen Rückzugsort außerhalb der eigenen vier Wände – die Nachfrage nach Kleingärten ist so groß wie nie.

Was früher als Paradebeispiel für das Spießbürgertum galt, erfreut sich schon seit längerem größerer Beliebtheit in der breiten Masse.

Doch wer in Dortmund sonst vielleicht ein Jahr auf einen freien Schrebergarten warten musste, muss sich jetzt teilweise mehr als fünf Jahre gedulden.

Wartezeiten von fünf bis sieben Jahren

Es gebe derzeit außergewöhnlich lange Wartelisten, sagt Frank Gerber vom Stadtverband Dortmunder Gartenvereine auf Anfrage.

Auch wenn die Bewerbungen nicht beim Verband, sondern vornehmlich bei den Gartenvereinen selbst landen, habe er bereits von aktuellen Wartezeiten von fünf bis sieben Jahren gehört.

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Ein Verein, bei dem dieses Phänomen zu beobachten ist, ist der Schrebergarten-Verein 1906 an der Tewaagstraße unweit des Westfalenparks. Der Vereinsvorsitzende Ulrich Winden sagt, dass er seit etwa Mitte März fast täglich mehrere Anfragen erhält.

Über 50 Haushalte stehen derzeit auf der langen Warteliste. Normalerweise fasse die Liste circa 10 bis 15 Hobbygärtner in spe.

Rund 20 Bewerbern musste er jetzt schon ganz absagen – „die hätten wohl in zehn Jahren keinen Garten bekommen können“, sagt Winden. Das Auswahlverfahren in dem Verein ist streng, Familien sind bevorzugt

Anlagen sehen „dank“ Corona schöner aus

Pro Jahr werden bei dem Verein nur etwa 10 von seinen 135 Gärten frei – meist aus Altersgründen. Die meisten Gartenfreunde wollen ihren kleinen grünen Rückzugsort lieber behalten.

„Ich höre momentan nichts häufiger, als dass die Leute so froh sind, ihren Garten zu haben“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Zwar musste auch das Vereinsleben unter der Corona-Krise leiden, doch trotzdem habe die Pandemie einen weiteren bemerkenswerten Effekt: „Die Anlage und auch die einzelnen Gärten sehen durch die Corona-Krise noch besser aus als vorher“, sagt Ulrich Winden. Die Gartenfreunde haben mehr Zeit, sich dem Grün zu widmen.

Ein Dutzend Anfragen pro Tag

Ähnliches bemerkt auch der größte Dortmunder Gartenverein. Der Verein Hafenwiese hat 225 Gärten. Auf die Beobachtung angesprochen, sagt auch Hafenwiesen-Vorsitzender Shaban Idrizi mit einem Lachen, dass ihm das schon aufgefallen sei.

„In den letzten Wochen ist viel getan worden“, sagt er. Bei dem Verein am Hafen werden pro Jahr 10 bis 15 Gärten neu vergeben. Und auch hier gibt es einen Ansturm auf die Parzellen.

„Wenn wir alle unsere Gärten auf einmal kündigen würden, könnten wir sie nach einer Minute wieder belegen“, meint er.

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Als die Corona-Krise im März so richtig an Fahrt aufnahm, habe er circa sechs Anrufe von Bewerbern und mindestens nochmal so viele Anfragen per E-Mail erhalten, sagt Idrizi. Mittlerweile, Anfang Juni, sei der Ansturm wieder etwas abgeflaut. Dennoch erhalte er nach wie vor zwei bis drei Mails am Tag.

„Wenn man sich jetzt bewirbt“, schätzt er, „muss man mindestens drei bis vier Jahre warten“. Allerdings lasse sich das schlecht generalisieren, meint er. Bei dem KGV Hafenwiese sei eine Aufnahme von vielen Faktoren abhängig. Vor allem sei wichtig, dass man in die Gemeinschaft passe.

Auch nicht unerheblich sei allerdings, ob man im Verein bereits jemanden kenne und wie viel Abschlag man bereit sei, für einen Garten zu zahlen, sagt Idrizi ganz offen.

Info

Das kostet ein Kleingarten in Dortmund

  • In Dortmund gibt es insgesamt 119 Gartenvereine mit zusammengerechnet circa 8.200 Parzellen.
  • Die meisten Gärten seien etwa 350-400 Quadratmeter groß, schätzt Frank Gerber vom Stadtverband Dortmunder Gartenvereine.
  • Im Schnitt zahle man rund 400 Euro pro Jahr für einen Kleingarten in Dortmund, schätzt Gerber. Das kann von Verein zu Verein und je nach Größe des Gartens variieren.
  • Zu beachten ist jedoch, dass bei Übernahme oft Abschlagszahlungen für die Arbeit des Vorpächters und eine Aufnahmegebühr für den jeweiligen Verein fällig werden.
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