
© Marie Ahlers
Über die Letzten, die etwas verändern können: Kevin Kühnert und Ellen Ueberschär im Dialog
Evangelischer Kirchentag
Im Zentrum Wandel im Union Gewerbehof plauderte Juso-Chef Kevin Kühnert mit Ellen Ueberschär über Klimawandel, Teilhabe und Gerechtigkeit. Beim Klima wählte Ueberschär mahnende Worte.
Ein echter Kamin wurde nicht aufgestellt im Union Gewerbehof, als sich dort am Donnerstag Kevin Kühnert und Dr. Ellen Ueberschär zu einem sogenannten Kamingespräch trafen. Stattdessen prasselte ein Video von einem Kamin auf einem großen Bildschirm auf der Bühne.
Vielleicht war das der Grund, dass die Veranstaltung auch inhaltlich nicht besonders hitzig war. Der Juso-Vorsitzende und das Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung unterhielten sich unter dem Titel „Mit Blick auf die Zukunft...“ über alles Mögliche: Klimawandel, politische Teilhabe, Bildungsreformen – und waren dabei häufig derselben Meinung.
Kühnert, der für seine radikal-sozialdemokratischen Positionen bekannt ist, und Ueberschär, die mit der Heinrich-Böll-Stiftung im Vorstand einer Organisation ist, die politisch den Grünen nahe steht, teilten viele Positionen, nur hin und wieder hatten sie den Forderungen des anderen etwas hinzuzufügen.
Anwältinnen des Publikums statt Moderatoren
Der Union Gewerbehof ist während des Kirchentags das „Zentrum Wandel“, auch weil das Gelände selbst den Wandel verkörpere, wie Moderatorin Anne Breckner anmerkte. Und um Wandel sollte es auch im Gespräch von Kühnert und Ueberschär gehen, mit allen Aspekten, die in den abstrakten Begriff hineinpassen.
Dafür konnten die Zuschauer – auch jene, die aus Platzgründen von draußen zuhören mussten – Fragen stellen, Gesprächsanstöße geben und Anmerkungen machen.
Die Moderatorinnen Breckner und Antje Rösener nannten sich selbst die „Anwältinnen des Publikums“, entsprechend wenig griffen sie in das Gespräch der zwei ein.
Der Wandel, der thematisiert wurde, das war mal der Klima-, dann der Strukturwandel, aber auch Wandel, der von den beiden herbeigewünscht wurde: im Digitalen, in der Bildung und ganz besonders in der Gerechtigkeit.
„Vielleicht müssen wir über neue demokratische Instrumente nachdenken“, sagte Kühnert beispielsweise auf die Frage, wie Kinder und Jugendliche mehr in der Politik mitmischen können. Das Konzept des „Zufallsbürgers“ könne so ein Instrument sein.
Kühnert: „Es wird genug Arbeit geben.“
Zum Klimawandel hatte Ueberschär eine klare Position: „Wir sind die erste Generation, die merkt, dass sich etwas verändert. Und wir sind auch die letzte Generation, die selbst etwas verändern kann.“
Beide riefen dazu auf, nicht vor möglichen Risiken klimafreundlicher Politik zurückzuschrecken: „In ganz Deutschland warten Unternehmen darauf, in klimafreundlichere Alternativen zu investieren“, sagte Kühnert.
Und diese Investitionen schafften Jobs. „Keine Sorge“, sagte er an jene gerichtet, die befürchten, durch Klimapolitik ihre Arbeit zu verlieren: „Es wird jede Menge Arbeit geben.“
In Lippstadt aufgewachsen, zum Studieren nach Hessen ausgeflogen, seit 2018 zurück in der (erweiterten) Heimat bei den Ruhr Nachrichten.
