Kinder müssen im Bauschutt spielen

Dogewo verwüstete Garten

Bei der Gartensanierung in einer Wohnsiedlung für kinderreiche Familien hat die Dogewo eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Ohne Ankündigung. Die Mieter sind entsetzt.

Groppenbruch

, 11.11.2017, 04:41 Uhr / Lesedauer: 3 min
Jaron (22 Monate) erkundet den Garten. Der sieht seit dem Sommer aus wie ein Schrottplatz.

Jaron (22 Monate) erkundet den Garten. Der sieht seit dem Sommer aus wie ein Schrottplatz. © Falko Bastos

Metallzäune liegen herum, die Grundstücke sind ungesichert und der Gartenboden gleicht einer Mondlandschaft. Ausgerechnet eine Reihenhaussiedlung für kinderreiche Familien ist seit Monaten alles andere als kinderfreundlich.

Alles habe in den Sommerferien begonnen, berichtet Sandra Schöneck. „Ohne Ankündigung stand plötzlich ein Bagger im Garten“. Eine Baufirma war mit schwerem Gerät angerückt, um Terrassen, Zäune und Gärten in der Siedlung zu erneuern. „Ausgerechnet in den Ferien“, klagt Sandra Schöneck. Sieben Wochen lang war der Garten eine einzige Baustelle. Passiert sei trotzdem nicht viel. So plötzlich wie sie gekommen waren, verschwanden die Arbeiter auch wieder – und hinterließen eine Spur der Verwüstung.

Bauteile liegen herum

„Erschreckend, dass die einfach alles liegengelassen haben“, meint Maria Souhali, die seit sieben Jahren in der Siedlung wohnt. „Überall liegen gefährliche Bauteile herum, wie sollen denn hier Kinder spielen?“ „Meinen Sohn kann ich jetzt nicht mehr aus den Augen lassen“, meint Sandra Schöneck. Da die Zaunelemente herausgerissen wurden, könnte der 22-monatige Jaron ungehindert auf die Straße laufen.

Ein anderer Weg führt auf den kleinen Spielplatz. Der ist von Brombeerranken überwuchert. „Da haben sich schon öfter Kinder verletzt“. Weil sich von der Dogewo trotz Meldung niemand gekümmert habe, schnitten die Anwohner die Ranken einfach selbst zurück.

Keine Infos für die Mieter

Es war der Traum vom Wohnen am grünen Stadtrand, der die Familien herbrachte. Doch der wird mehr und mehr zum Albtraum. „Drinnen ist es noch schlimmer als draußen“, sagt Sabine Ostwald. „Das Badezimmer und die Leitungen sind katastrophal, wie haben Kriechstrom“. „Hier vergammelt alles“, pflichtet ihr Sandra Schöneck bei. Wer die Gelegenheit gehabt habe, sei schon weggezogen. Aber gerade für kinderreiche Familien sei es nicht einfach, eine passende andere Wohnung zu finden.

Immer wieder habe sie bei der Dogewo angerufen, sagt Sandra Schöneck. Immer wieder habe man sie vertröstet. Immer neue Fristen habe man ihr genannt, die allesamt verstrichen seien, ohne dass etwas passiert sei. „Wir wollen doch nur, dass es endlich weitergeht“, sagt sie.

Dogewo entschuldigt sich auf Nachfrage

Dogewo-Pressesprecher Christoph Schwarz bat auf Anfrage unserer Redaktion um Entschuldigung für die Verzögerungen. Bei ihr habe sich die Gesellschaft aber nicht gemeldet, sagt Sandra Schöneck. „Das ist sonst nicht unsere Art“, beteuerte Schwarz. Dass die Mieter nicht über den Beginn der Baumaßnahme informiert wurden, schiebt er auf die beauftragte Gartenbaufirma. Diese habe eine Woche früher als abgesprochen mit den Arbeiten begonnen.

Genau in der Woche habe die Dogewo aber die Mieter informieren wollen. Was der Grund für die Verzögerungen ist, verrät Schwarz nicht. „Das klären wir mit der beauftragten Firma“. Öffentlich wolle er das Thema „aus Datenschutz-Gründen“ nicht diskutieren.

Schnelle Lösung versprochen

Dafür kündigt er eine baldige Lösung an: „Ende November ist die Baustelle abgeschlossen“. Die Anwohner trauen den Ankündigungen nicht mehr. „Wir fühlen uns verlassen“, sagt Maria Souhali. „Vielleicht liegt es daran, dass wir am Rand der Stadt wohnen. Scheinbar sind wir nicht so wichtig“. Sandra Schöneck hat noch eine andere Vermutung: „Wenn die von dem Geld nichts wiedersehen, haben die es auch nicht so eilig“. Der Hintergrund: Da es sich um öffentlich geförderte Wohnungen handelt, kann die Sanierungsmaßnahme nicht in Form einer Mieterhöhung auf die Bewohner umgelegt werden.

Vorerst spielen Jaron und die anderen Kinder weiter zwischen Schutt und Schrott. Und ihre Eltern sehen skeptisch zu. „Wenn meinem Kind etwas passiert, klage ich“, kündigt Maria Souhali an.

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