Keine Knöllchen mehr für Obdachlose – Stadt reagiert auf Kritik
Obdachlosigkeit
Die Stadt verzichtet - auch aufgrund negativer Schlagzeilen - auf Sanktion für Obdachlose, die vor Geschäften nächtigen und verweist offensiv auf Hilfsangebote.

Obdachlose schlafen vor einem Geschäft an der Kampstraße. © Oliver Schaper
Die Stadt wird künftig darauf verzichten, Obdachlose, die verbotenerweise wiederholt vor Geschäften nächtigen oder campieren, mit Knöllchen zu sanktionieren. Das verkündete am Dienstag Oberbürgermeister Ullrich Sierau nach der Sitzung des Verwaltungsvorstands.
Unerwünschte Hinterlassenschaften vor den Geschäftstüren, nächtliche Lärmbelästigungen für Anwohner und aggressives Auftreten Obdachloser hätten zu Beschwerden bei der Stadt geführt und damit die Verhängung von Knöllchen ausgelöst, erklärte der OB. 265 waren es in 2017.
Sanktionen ohne Wirkung
Doch diese Sanktion sei ohne Wirkung, da Obdachlose die aufgerufenen Geldforderungen in der Regel nicht zahlen könnten. „Wir machen das auch nicht, um die Stadtkasse zu füllen“, so der OB. Da die Knöllchen zu keiner Verhaltensänderung bei den Betroffenen führten und aufgrund schlechter Schlagzeilen dem Image der Stadt schadeten, werde man bis auf Weiteres keine Knöllchen gegen Obdachlose schreiben.
Allerdings, führte Sierau weiter aus, werde man die Obdachlosen, die sich weiter an einschlägigen Stellen aufhielten, aufsuchen und darauf hinweisen, dass es in Dortmund quantitativ und qualitativ ausreichend Unterkünfte gebe. Angesichts aktuell sinkender Temperaturen werde man auch über eine Erhöhung der Betreuungsintensität nachdenken, damit niemand Schaden nehme.
Plätze in Übernachtungsstellen werden aufgestockt
Sozialdezernentin Birgit Zoerner verwies einmal mehr auf das umfangreiche Hilfskonzept, das der Rat – auch nach Befragung Betroffener – im Sommer auf den Weg gebracht hat. Unter anderem habe die Stadt Geld für längere Öffnungszeiten im „Gast-Haus“ und im Brückentreff zur Verfügung gestellt, Hilfsangebote würden maßgeschneidert für einzelne Gruppen wie Drogensüchtige oder Obdachlose unter 27 Jahren. Die Plätze in den Übernachtungsstellen werden aufgestockt. Das Sozialamt berät vor Ort.
Im Wohnraumvorhalte-Programm der Stadt gebe es mehrere hundert Plätze, die differenziert nach Zielgruppen zur Verfügung stünden. Kritiker könnten sich davon überzeugen, betont Zoerner: „Das System ist so flexibel, dass es jederzeit in der Lage ist, die Menschen unterzubringen, die untergebracht werden wollen.“