Kein Match mit Impfgegnern: Wie sich Corona aufs Online-Dating auswirkt
Mit Umfrage
Impfen oder nicht? Streit um dieses Thema wird zur Zerreißprobe für Beziehungen und Familien. Wen man kennenlernen möchte, kann man sich in der Regel aussuchen. Deshalb ist der Impfstatus für die Online-Partnersuche wichtig.

Beim Online-Dating spielen der Impfstatus und auch der generelle Umgang mit Corona eine Rolle. Sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte haben in diesen Punkten Ansprüche. © picture alliance/dpa
Geschlecht, Hobbys, Augenfarbe, Sternzeichen, Impfstatus: Was wir vom Coronavirus halten und wie wir uns schützen, hat Auswirkungen auf unser Dating-Verhalten. Genauso wie etwa die politische oder religiöse Einstellung, kann die Corona-Frage ein Ausschlusskriterium sein, schon vor dem ersten Treffen.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Online-Plattform Gleichklang, eine psychologische Partnerbörse, währen der vierten Corona-Welle durchgeführt hat. Geimpfte und Ungeimpfte finden beim Online-Dating demnach nicht zusammen. Ungeimpfte zeigen zudem auch eine geringere Bereitschaft zu anderen Schutzvorkehrungen bei möglichen Verabredungen.
An der Umfrage beteiligten sich insgesamt 1088 Partnersuchende, unter ihnen 574 Frauen, 506 Männer und acht Personen mit nicht-binärem Geschlecht. Das Durchschnittsalter betrug 52 Jahre und schwankte zwischen 18 und 80.
Alle Befragten wurden nach dem Einfluss des Impfstatus und der Haltung zu Covid auf die Partnerwahl befragt. Abgefragt wurde auch, welche Schutzvorkehrungen sie in Anbetracht der vierten Welle beim Dating planen.
Die Gruppen
Geimpfte: 78,4 Prozent der Befragten waren bereits geimpft.
Impfverweigerer: 14,3 Prozent gaben an, ungeimpft zu sein und ungeimpft zu bleiben.
Unentschiedene: 5,7 Prozent schilderten, sie würden noch über eine mögliche Impfung nachdenken.
Impfbereite: 1,6 Prozent gaben an, ungeimpft zu sein, aber sich jetzt bald impfen lassen zu wollen.
Impfstatus vor allem für Geimpfte sehr wichtig
Die Ergebnisse zeigen: Vor allem für Geimpfte ist der Impfstatus von großer Bedeutung. Die meisten Geimpften wünschen sich auch einen geimpften Partner. Aber auch viele Impfverweigerer bleiben gerne unter Ihresgleichen. So hätte die Hälfte der Verweigerer gerne einen ungeimpften Partner.
In Zahlen: 72,5 Prozent legten Wert darauf, dass künftige Partner ebenfalls geimpft seien, während dies 27,1 Prozent egal war.
50 Prozent der Impfverweigerer gaben an, Partner sollten ungeimpft sein, den restlichen 50 Prozent der Impfverweigerer war dies egal. 85,5 Prozent der Unentschiedenen war der Impfstatus von Partnern egal, 12,9 Prozent suchen ungeimpfte Beziehungspartner und 1,6 Prozent suchten geimpfte Beziehungspartner.
Einfluss der Haltung zu Covid bei der Partnerwahl
Noch wichtiger als der Impfstatus ist den Partnersuchenden laut Gleichklang-Studie die Grundhaltung zur Pandemie. Wer Wert auf den Infektionsschutz legt, möchte keine Menschen kennenlernen, die auf die Maßnahmen, die die Regierung vorgibt, pfeifen. Genauso möchte die Mehrheit der Impfverweigerer Menschen daten, die den Corona-Maßnahmen kritisch gegenüberstehen.
In Zahlen: Genau 89,7 Prozent der Geimpften legten Wert darauf, dass künftige Partner die Pandemie ernst nehmen. 8,8 Prozent war dies egal und 1,5 Prozent gaben an, Partner sollten nicht der offiziellen Linie glauben.
68,6 Prozent der Impfverweigerer legten Wert darauf, dass künftige Partner nicht der offiziellen Linie glauben. 17,9 war dies egal und 13,5 Prozent wünschten sich, dass künftige Partner die Pandemie ernst nehmen.
38,7 Prozent der in Bezug auf eine Impfung Unentschiedenen gaben an, dass ihnen die Haltung zu Covid von künftigen Partnern egal sei. 30,6 Prozent wollten, dass Partner nicht der offiziell Linie glaubten. 30,6 Prozent war es wichtig, dass künftige Partner die Pandemie ernst nehmen.
Einfluss der vierten Welle auf das Dating-Verhalten
Nicht nur darauf, wen Menschen kennenlernen und treffen möchten, sondern auch auf das „Wie“ hat die vierte Corona-Welle Einfluss. Viele Geimpfte, 63,4 Prozent, wollen eher online, am Telefon oder im Video nach einem Partner suchen.
Außerdem möchte mit 47,3 Prozent knapp die Hälfte der Geimpften Treffen zunächst einstellen oder zumindest reduzieren. Bei den Impfverweigerern betrug dieser Prozentsatz lediglich 26 Prozent.
86,8 Prozent der Geimpftem gaben an, ihnen seien beim ersten Treffen Schutzmaßnahmen wie beidseitige Tests, Maske und Abstand besonders wichtig. Bei den Impfverweigern legt mit 49,7 Prozent rund die Hälfte Wert auf Maßnahmen zum Infektionsschutz.
Psychologe sieht Gesellschaftsspaltung - auch beim Dating
Der Psychologe Dr. Guido F. Gebauer, der die Studien von Gleichklang betreut, liest aus den Ergebnissen eine tatsächlich bestehende Spaltung der befragten partnersuchenden Singles.
Personen, die Corona und die Impfungen realistisch betrachteten, akzeptierten den wissenschaftlichen Konsens, dass Impfungen notwendig, wirksam und nur sehr selten mit schwereren Nebenwirkungen verbunden seien. Sie gingen davon aus, dass eine Impfung die eigene Person und andere schütze und damit auch zur Überwindung der Pandemie beitrage.
Insofern sei es psychologisch zu erwarten, dass sich Geimpfte eine Impfung auch für künftige Partner wünschten. Schließlich müssten sie ansonsten berechtigt eine erhöhte Sorge haben, dass Partner erkrankten oder dass sie sich selbst durch einen Impfdurchbruch ansteckten. Zumal Impfverweigerer tatsächlich beim Dating deutlich weniger vorsichtig seien als Geimpfte, obwohl sie ein höheres Infektionsrisiko haben.
Impfverweigerer suchen Gleichgesinnte als Partner
Impfverweigerer wiederum sähen sich im Recht und durch die Gesellschaft an den Rand gedrängt, obgleich sie sich in Wirklichkeit selbst in diese Position begeben hätten. Viele suchten von daher nach Gleichgesinnten, um sich gegenseitig zu bestärken und Konflikte zu vermeiden.