Das Unternehmen Kaufland schließt Ende März 2025 seine Filiale in Dortmund-Mengede. Betroffen sind 72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da ziemlich sicher kein anderer Vollsortimenter die 3370 Quadratmeter Verkaufsfläche an der Straße Heimbrügge mietet, gibt es keine Betriebsübergänge.
Das war bei den Kaufland-Vorgängern des Marktes im Mengeder Geschäftszentrum anders. Ob der Betreiber Allkauf-Plaza, Extra, Real oder zuletzt Kaufland hieß, wechselten viele Mitarbeiter nur den Arbeitgeber, nicht aber den Arbeitsplatz. Einige ältere Beschäftigte arbeiten deswegen schon seit mehreren Jahrzehnten in den Märkten mit unterschiedlichen Betreibern.
Auch ein Anrecht auf Weiterbeschäftigung in einer anderen Kaufland-Filiale besteht nicht – obwohl von den insgesamt 700 Kaufland-Filialen die Standorte etwa in Castrop-Rauxel, im Indupark oder in Dortmund-Hombruch nicht so weit entfernt liegen. Kurz hinter der Stadtgrenze, in Witten-Annen, eröffnete im August zudem ein neuer Kaufland-Markt.
Struktur verhindert Filialwechsel
Die Struktur von Kaufland verhindert die Weiterbeschäftigung in einer anderen Filiale. Das Unternehmen besteht aus etwa 50 Vertriebsgesellschaften. Die Mengeder Filiale gehört zur Kaufland Vertrieb Gamma GmbH. Deren nächstgelegene Filiale ist in Bocholt im Westmünsterland, alle weiteren in Süddeutschland.
Um die Rechte der 72 Beschäftigten in Mengede zu wahren, beauftragte der örtliche Kaufland-Betriebsrat Rechtsanwältin Jenna Gerlinger als Sachverständige. Im Januar/Februar verhandelten der Betriebsrat und der Gesamtbetriebsrat der Kaufland Vertrieb Gamma GmbH mit der Vertriebsgesellschaft, wie es nach dem Schließen des Marktes weitergehen soll.
Acht Monate später gibt es einen Sozialplan, die Arbeit als Sachverständige sei für sie damit beendet, erklärt Jenna Gerlinger bei einem Gespräch in ihrer Mengeder Kanzlei.

Kaufland-Kunden dürften derweil bemerkt haben, dass es schon ein halbes Jahr vor der Schließung Veränderungen im Markt gegeben habe. „Viele Gesichter der Mitarbeitenden sind fremd“, erklärt die Arbeitsrechtlerin. „Arbeitnehmer, die seit Jahrzehnten in dem Markt beschäftigt waren, sieht man nicht mehr.“
Eine große Anzahl Beschäftigter sei bereits ausgeschieden. Hinzu komme eine hohe Krankenquote. Das habe deutliche Auswirkungen auf den Markt und die Arbeitsfähigkeit der Belegschaft. „Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, wurden bereits eine Vielzahl von externen Hilfskräften eingesetzt“, berichtet Jenna Gerlinger.
Schon von außen sei erkennbar, dass der Markt unter dem Personalmangel leide. Investitionen durch Kaufland seien nicht erkennbar, was den Zustand des Marktes und die Moral der Belegschaft negativ beeinflusse.
Von der verbliebenen Kern-Belegschaft habe nur ein kleiner Teil „einen Plan B“ – eine Aussicht auf eine Anschlussbeschäftigung nach dem 31. März 2025. „Einige wissen überhaupt nicht, wie es dann weitergeht“, erklärt die Anwältin. Das führe zu Unsicherheiten und Sorgen.

Auch wenn ihr Auftrag als Sachverständige beendet sei, will Jenna Gerlinger an einer der kommenden Betriebsversammlungen teilnehmen. Dort wolle sie die aktuelle Situation erörtern und mit den Mitarbeitenden über die weiteren Perspektiven sprechen.
Es gebe weiterhin den Betriebsrat, betont die Arbeitsrechtlerin. So lange der vor Ort beschlussfähig sei, „ist es seine Aufgabe, die Mitbestimmungsrechte einzufordern.“