Wie lässt sich Gas einsparen? Eine der vielen Antworten, die die Stadt Dortmund vorgibt: Die Temperaturen in den Hallenbädern muss gesenkt werden. Dabei hat das in mehreren Fällen maximal einen geringen Effekt.
In Dortmunds größtem Hallenbad etwa dürfte der Einsparungseffekt gering sein. Das Südbad an der Ruhrallee ist das einzige im Stadtgebiet mit 50-Meter-Bahn. Hier gibt es nicht nur allgemeine Öffnungszeiten, sondern auch Fitness- und Reha-Kurse, Schwimmkurse für Kinder und Trainingszeiten für etliche Leistungsklassen. Auch Spitzenathleten haben hier ihre Heimstätte.
Kälter als in Nachbarstädten
Für das Südbad gilt dieselbe Regel wie für alle Hallenbäder im Stadtgebiet: Die Temperaturen sind seit Monaten von 26 auf 24 Grad Celsius gesenkt. Während andere Städte im Jahr 2022 nur auf 26 Grad herunterpegelten, hielt sich Dortmund an die geringste Zahl, die man überhaupt noch in einer Empfehlung finden kann.
Auch nachdem die Temperaturen in einigen Nachbarstädten wieder angehoben wurden auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg, blieb Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal beim harten Sparkurs. Mehr noch: Der OB kritisierte Kamen und Bergkamen für die Rückkehr zu 28 Grad. So etwas würde man in Dortmund nicht entscheiden, selbst wenn keine Gas-Notlage mehr drohe.
Betrieben mit Fernwärme
Denn man müsse ja auch im Hinblick auf die kommenden Jahre Gas einsparen und für volle Speicher sorgen. Jeder „müsse seinen Beitrag leisten“ – auch wenn das schwerfalle, sagte Westphal in Richtung Schwimmer und Eltern, die sich über die niedrigen Temperaturen beschwerten.
Allerdings: Wasser und Luft werden im Südbad gar nicht klassisch mit Gas beheizt, wie die Stadt auf Anfrage bestätigte.
Genau wie im Nordbad komme hier Fernwärme zum Einsatz. Nur das dritte der Hallenbäder, das die Stadt bisher noch selbst über einen Eigenbetrieb betreibt, werde mit Erdgas beheizt: das Westbad in Dorstfeld. Die beiden innerstädtischen Hallenbäder sind allerdings an das Fernwärme-Netz von DEW21 angeschlossen.

Ungenutzte Wärme
Genutzt wird die Wärme, die bei den Deutschen Gasrußwerken am Hafen ohnehin entsteht und ansonsten ungenutzt abkühlen würde. Über das viele Kilometer lange Netz gelangt die Wärme nicht nur zu vielen Haushalten in der Innenstadt, sondern auch zu den Hallenbädern.
Ähnlich läuft es beim neuen 25-Meter-Sportbecken in Wischlingen, das in Kürze eröffnen soll und das Ersatz für das mit Erdgas beheizte Westbad in Dorstfeld werden soll. Allerdings: 100 Prozent der Heizleistung deckt die Fernwärme der Deutschen Gasrußwerke nicht ab – vor allem nicht an kalten Wintertagen.
15 bis 30 Prozent Gas-Anteil
Den Rest steuert DEW21 mit Energiezentralen an drei eigenen Standorten bei. Bisher seien so etwa 30 Prozent der Fernwärme in Dortmund durch Gas erzeugt worden, heißt es vom Versorger. Doch DEW21 betonte zuletzt: Man setze auch auf Öl zur Wärmeerzeugung. Damit könne man den Gas-Verbrauch noch einmal um die Hälfte senken.
Das wiederum bedeutet: 70 bis 85 Prozent der Energie für die Hallenbädern kommt nicht vom Gas. Wie hoch genau der Anteil zuletzt war? Die Stadt erklärt auf die Anfrage: „Wie hoch die Minderverbräuche bei den gasbetriebenen Anlagen sind, kann aktuell noch nicht gesagt werden.“
Aber man betont weiterhin: „Die Absenkung der Raum- und Wassertemperaturen in den städtischen Sportstätten trägt wesentlich dazu bei, die Energieeinsparziele zu erreichen.“ DEW21 wiederum erklärt, das Heraussuchen des Gas-Anteils bei der Fernwärme dauere ein paar Tage – und man werde sie nachliefern.
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