Für die Stadt Dortmund ist es eindeutig: „Die Absenkung der Temperaturen in den Schwimmerbecken folgte der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen“.
So steht es in der Standard-Antwort, die Dortmunder Eltern bekommen, wenn sie sich schriftlich über zu kaltes Wasser in den Hallenbädern beschweren. Die Experten würden schließlich „grundsätzlich die Absenkung der Wassertemperatur um 2 Grad Celsius für vertretbar erachten“. Allerdings: So ganz eindeutig, wie es die Stadt interpretiert, ist es offenbar nicht.
Viele Beschwerden von Eltern
Die Stadtverwaltung will den Gasverbrauch senken und setzt das seit Monaten auch in den Hallenbädern um. In den größeren Sportbecken beträgt die Wassertemperatur nun 24 statt 26 Grad. Das führt vermehrt zu Beschwerden, vor allem von Vereinen und Eltern. Gerade den Kindern sei das zu kalt. Blaue Lippen seien keine Seltenheit.
Aber hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen das denn nicht berücksichtigt in ihren Empfehlungen aus dem April 2022, die herausgegeben wurden, als in Folge des Ukraine-Krieges die Gaspreise explodierten und ein Mangel drohte? Eine Nachfrage in Essen ergibt: Nun ja, schon, aber es komme nicht nur auf die Senkung der Temperatur an, sondern auch auf die Ausgangstemperatur.
26 Grad „noch erträglich“
„Die klassische Empfehlung ist eine Absenkung von 28 auf 26 Grad“, erklärt Sprecherin Ann-Christin von Kieter. So wird es auch in anderen großen Städten in NRW gehandhabt: in Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum und Münster beispielsweise. Das sei nachvollziehbar, so von Kieter.
„26 Grad im Sportbecken sind noch erträglich“, erläutert sie. Das würde bedeuten: Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen ist in diesem Punkt einer Meinung mit der Bäderallianz, einem deutschlandweiten Zusammenschluss von Schwimmverbänden, DLRG, Schwimmmeistern und weiteren Akteuren. Die hatte unlängst unterstrichten: Mindestens dort, wo Wettkampfsport passiere oder dafür trainiert werde, dürfe das Wasser nicht kälter als 26 Grad sein.
„24 Grad hart an der Grenze“
Und 24 Grad, wie in Dortmund? „Das ist schon hart an der Grenze“, verdeutlicht von Kieter. Das gelte gerade für diejenigen, die sich länger im Wasser aufhielten, gerade für die Jüngeren. In diese Richtung argumentiert auch der Dortmunder Kreisverband Schwimmen.

„Die Stadt Dortmund hat sich dieses Jahr im Anfängerschwimmbereich gut aufgestellt“, lobt die Vorsitzende Susanne Maurer zunächst einmal. Man habe „viel Geld in die Hand genommen“, um nach der Corona-Pandemie wieder viele Kinder in Schwimmkurse zu bekommen. Aber: In zu kaltem Wasser klappe das nicht.
Forderung beim Energiegipfel
29 Grad in den kleineren, den Lernschwimmbecken – das sei schon zu kühl. Hier habe man sich an die Stadt gewandt, die Temperaturen zu überdenken. Das wolle der Stadtsportverband beim nächsten Dortmunder Energiegipfel am Montag (28.11.) auch so vortragen. „Aber das kann nur die Minimalforderung sein“, unterstreicht Maurer.
„Die Beschwerden nehmen durchaus zu, der Unmut wird größer und den Übungsleitern fällt es schwer, immer weiter zu motivieren.“ Wenn man die Kinder „in der Schwimmstunde mehrfach zum Duschen schicken“ müsse, damit sie nicht so stark auskühlen, sei damit doch keinem geholfen – und dann spare das unterm Strich auch keine Energie mehr.
„Daran führt kein Weg vorbei“
Die Stadt Dortmund indes argumentiert, zum Beispiel gegenüber den Eltern, die sich beschweren: Es sei ja „nachvollziehbar, dass die Temperaturabsenkung in den Bädern nicht auf die ungeteilte Zustimmung der Badegäste“ treffe. „Oberste Priorität“ aber habe, „Energie einzusparen, um eine Notfallsituation in diesem Winter zu vermeiden“.
Sportdezernentin Birgit Zoerner verdeutlicht auf Anfrage: „Mit Blick auf die Gesamtlage und die Herausforderungen, Energie in nennenswertem Umfang einzusparen, geht an der Reduzierung der Wassertemperatur kein Weg vorbei.“ Oberbürgermeister Thomas Westphal betont, dennoch nehme man „die Bedürfnisse auch der Wassersportlerinnen und -sportler in Dortmund sehr ernst“.
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