Hoffnung fürs verödete Einkaufszentrum
Postbank zieht ins Westfalenforum
Die Postbank zieht in das fast leer stehende Westfalenforum und schließt dafür ihre Filiale an der Reinoldistraße. In dem seit Jahren verödeten Einkaufszentrum im Herzen der City wird auch das erste Vertriebszentrum der Bank eingerichtet. Noch tröpfeln die Informationen, die Recherche vor Ort endete mit einem Rausschmiss.

Die Fassade bröckelt (r.), innen soll sich aber bald mehr tun: Das Westfalenforum, hier am Eingang Kampstraße. © Stephan Schütze
Vor der Tür ein Sicherheitsdienst. In der menschenleeren Passage des Westfalenforums ein Hausmeister, der nicht mit Journalisten sprechen möchte: „Sie dürfen hier nicht fotografieren. Das ist Privateigentum. Ich erteile ihnen nicht die Erlaubnis für Fotos.“ Das Westfalenforum gehört der Intown-Gruppe, die bekanntlich auch Eigentümer des zwangsgeräumten Wohnhauses Hannibal II in Dorstfeld ist. Neuer Mieter von Intown wird die Postbank. Ende des Jahres oder Anfang des nächsten Jahres wird sie in das seit Jahren als „Geisterhaus“ verschrieene Westfalenforum einziehen. Wohin dort genau, darüber darf spekuliert werden.
Keine weiteren Schließungen
Postbank-Sprecher Ralf Palm aus der 130 Kilometer entfernt liegenden Zentrale in Bonn weiß nur, dass im Erdgeschoss die Filiale untergebracht und in der ersten Etage das erste Vertriebscenter in Dortmund eingerichtet wird. Über das Vertriebscenter soll das gesamte Beratungsangebot für Privat- wie Geschäftskunden organisiert werden. Nach dem Einzug in das Westfalenforum schließt die Postbank ihr Finanzcenter an der Reinoldistraße. Von weiteren Filialen-Schließungen ist aktuell nicht die Rede.
Gastro-Meile geplant
Vor Ort, im nur spärlich angemieteten Westfalenforum, heißt es, die Postbank siedele sich im hinteren Bereich an, also dort, wo früher der Adler-Modemarkt untergebracht war. Laut einer anderen Auskunft sei dort allerdings eine Gastro-Meile geplant. Intown-Geschäftsführer Sascha Hettrich sagt auf Anfrage dieser Zeitung, über potenzielle Mieter spreche er nicht. Man sei in Verhandlungen mit mehreren Interessenten, darunter auch mit zwei Betreibern von Food-Courts und Food-Markets. Die Aufteilung der jetzigen Shops werde geändert.
Wenige Mieter
Das seit Jahren als großes innerstädtisches Sorgenkind geltende Westfalenforum entstand aus dem 1993 geschlossenen Kaufhaus Horten. Die Shopping-Mall wechselte bis heute zigfach den Besitzer. Die weitaus meisten Läden hielten sich nur kurz hinter der postmodernen Fassade. Seit Jahren finden sich lediglich die Bäckerei Kamps, die Friseur-Kette Hair Express und das winzige Ladenlokal „Kult-Spiele“ im Erdgeschoss. Hair Express bedient bereits seit gut zwei Jahrzehnten die Kunden. Ob der kleine Salon auch 2019 noch im Westfalenforum sein wird, ist jedoch fraglich. Es ist die Rede von hoher Miete, 4000 Euro im Monat sollen es sein.
Firmen-Geflecht
Von den 3200 Quadratmetern Gewerbefläche, die im Erdgeschoss des Westfalenforums an Kamp- und Hansastraße zur Verfügung stehen, sind nur etwa 300 Quadratmeter vermietet. Wie viele Quadratmeter die Post im verwaisten Westfalenforum anmietet, konnte Ralf Palm nicht sagen. Erst Ende des Jahres gebe es dazu mehr Informationen, so Palm, auch zur Zahl der Mitarbeiter, die dann in der Bankfiliale und im Vertriebscenter beschäftigt sein werden.
Über dem Eingang an der Kampstraße hängt groß die Telefonnummer zur Vermarktung der Flächen. Am anderen Ende der 0800-er Nummer meldet sich die Intown Property Management GmbH. Die Unternehmensgruppe besitzt und verwaltet mehrere größere, meist gewerbliche Immobilienobjekte in Deutschland. Gesellschafter der einzelnen GmbHs sind zumeist Firmen in Zypern. Als der dahinterstehende Gesellschafter wird oft ein aus Israel stammender Amir Dayan genannt. Das Westfalenforum wurde vor fünf Jahren von Intown erworben.
Steueroasen
Zuletzt berichtete diese Zeitung vor gut einem Jahr, dass das verwaiste Einkaufszentrum zur Aroundtown Property Holdings gehört. So auch nachzulesen im Internet-Lexikon Wikipedia. Die Aroundtown Holdings hatte ebenfalls ihren Sitz in der als Steueroase geltenden Republik Zypern, aber nur bis September 2017. Jetzt ist die Steueroase Luxemburg der Sitz für das börsennotierte Unternehmen, dem – laut derselben Quelle – auch das Bürogebäude der Alten Post am Königswall in Dortmund gehört.
Ende 2017 meldete das „Handelsblatt“, Aroundtown sei der Immobilien-Aktien-Gewinner des Jahres gewesen. Eine Kurssteigerung von mehr als 50 Prozent. Intown-Chef Sascha Hettrich sagt auf Anfrage, das Westfalenforum gehöre Intown, man unterhalte aber Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen, Anm. d. Red.), darunter mit institutionellen Investoren.
Security vor der Tür
Die Immobilie an der Kampstraße ruht dagegen still im Inneren: Ein paar Farbeimer neben einer Leiter in einem leeren Shop, ein Maler in weißer Handwerkskleidung läuft einsam durch die Passage. Nur neben dem Haupteingang an der Kampstraße verankern Kollegen locker gewordene Granitplatten an der Außenfassade. Vor dem Eingang wacht die Angestellte einer Security-Firma darüber, dass sich kein Wohnungsloser in die leere Shopping-Mall zurückzieht. Auch nachts wird das Gebäude bewacht.