Klappt es mit der Gartenausstellung IGA, Herr Szuggat? Planungsdezernent rechnet mit Überraschungen

Planungsdezernent Stefan Szuggat: Gute Aussichten für die IGA-Pläne
Lesezeit

Planungsdezernent Stefan Szuggat hat ein großes Aufgabenfeld - von Stadtplanung und Bauordnung bis zu Klima und Umwelt. Außer über City-Themen und Klimaschutz sprachen wir mit ihm auch über FH-Pläne, IGA und Wohnungsbau - im dritten und letzten Teil unserer Interview-Reihe.

Sie leben zwar seit vielen Jahren in Dortmund, haben aber zuletzt als Stadtplaner in Dresden gearbeitet, haben damit gewissermaßen auch einen Blick von außen auf die Entwicklung der Stadt gehabt. Wie ist denn aus Ihrer Sicht der Stand des Strukturwandels in Dortmund?

Das Thema Strukturwandel gab es ja schon zu der Zeit als ich hier studiert und begonnen habe, hier zu wohnen. Mittlerweile ist der Strukturwandel, mit den damaligen Problemen hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft längst vollzogen. Das sieht man auch an der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die liegt um 30.000 höher als in der bisherigen Hochphase im Jahr 1976. Dortmund hat sich zu einem Motor als Arbeitgeber in der Region entwickelt.

Und der Wandel zeigt sich auch im Stadtbild, etwa mit der Entwicklung von Flächen wie Phoenix-West und -Ost. Auch die Westfalenhütte ist ja im Werden mit neuen Nutzungen.

Stefan Szuggat sieht große Erfolge beim Strukturwandel in Dortmund.
Stefan Szuggat sieht große Erfolge beim Strukturwandel in Dortmund. © Oliver Schaper

Eine Fläche, zu der es wieder Fragezeichen gibt, ist das frühere HSP-Areal, bekannt auch als Smart Rhino. Haben Sie die Hoffnung, dass sich das auch ohne die Fachhochschule bald entwickeln lässt?

Die Planung mit einem Mischkonzept aus Wohnen, Arbeiten und Erholungscharakter wird fortgeschrieben. Dieser Dreiklang der Nutzungen wird auch weiterhin Zielsetzung bleiben. Ich gehe davon aus, dass man auch hochwertiges Gewerbe dort ansiedeln kann. Die Mischung ergibt sich ja auch ein bisschen aus der Topografie. Die Stadt an der Rheinischen Straße wird weitergebaut, im Norden gibt es Flächen, die mehr Gewerbe vertragen können. Die Fläche bietet unheimlich viel Potenzial für den Dortmunder Westen.

Gibt es weiterhin Gespräche mit der Thelen-Gruppe als Eigentümerin?

Wir haben eine Arbeitsgruppe gebildet, mit der wir mit Herrn Thelen den Prozess fortsetzen wollen.

Am Hafen ist jetzt erstmal abwarten angesagt, ob die FH dort angesiedelt werden kann oder nicht?

Abwarten ist vielleicht etwas zu kurz gegriffen. Der Bebauungsplan-Entwurf für die nördliche Speicherstraße aus dem ursprünglichen Konzept heraus wird ja jetzt in der Politik beraten. Im Hintergrund läuft die Arbeitsgruppe mit Land und FH, um das Szenario der Fachhochschule zu prüfen. Dem muss man sicherlich auch einen gewissen Zeitraum für die Machbarkeitsprüfung einräumen. Das geht gar nicht anders. Aber unser Wunsch ist, dass der Prozess der Baurecht-Schaffung nicht unendlich aufgehalten wird, sondern dass der parallel weiter läuft.

In gut einem Jahr könnte der Bebauungsplan beschlossen sein und theoretisch gebaut werden.

Wenn die FH-Planung in ihrer Machbarkeit weiter gediehen ist, kann man sicherlich noch ein stückweit anpassen. Im Laufe des Jahres 2024 werden wir schon sehen, was dann noch notwendig ist.

Die nördliche Speicherstraße am Hafen wird nun für eine Umsiedlung der Fachhochschule in den Blick genommen.
Die nördliche Speicherstraße am Hafen wird nun für eine Umsiedlung der Fachhochschule in den Blick genommen. © Kisker

Aber der hochgelobte Entwurf des Architekturbüros Cobe soll weiterhin Grundlage sein?

Genau. Auch die Fachhochschule hat ja erklärt, dass das für sie ein überzeugender Entwurf ist, mit dem man die Fachhochschule hervorragend präsentieren kann.

Gute Nachrichten für die IGA

Ein wichtiges Projekt auch in Sachen Förderung ist in den nächsten Jahren die Internationale Gartenausstellung (IGA) mit dem Zukunftsgarten an der Kokerei Hansa in Huckarde. Wie sehen Sie da den Stand der Dinge?

Da sind wir sehr gut im Fluss. Der Zeitplan wird gehalten. Was wir nicht im Griff haben, ist sicherlich die Kostenentwicklung bei den Bauaufgaben. Da wird man immer wieder überrascht. Denn die Ausschreibungsergebnisse können wir nicht hundertprozentig vorhersehen.

Eine Wolken-Skulptur soll Attraktion des IGA-“Zukunftsgartens“ an der Kokerei Hansa sein.
Eine Wolken-Skulptur soll Attraktion des IGA-„Zukunftsgartens“ an der Kokerei Hansa sein. © bbz landschaftsarchitekten

Da gibt es ja unterschiedliche Fördertöpfe. Sie haben aber auch schon gesagt, dass die Festbetragsförderung des Landes ein Problem ist, weil sie mit der aktuellen Preisentwicklung nicht Schritt halten kann. Haben Sie denn die Hoffnung, dass sich da beim Land was bewegt?

Ja. Es hat sich schon was bewegt beim Land. Das Land hat kürzlich erklärt, die Festbetragsförderung für die Städte der IGA 2027 zu erhöhen. Damit will das Land auf die Baupreisentwicklung reagieren. Die Ankündigung muss allerdings durch den Landeshaushalt erst noch bestätigt werden.

Also werden die Pläne für den „Zukunftsgarten“ an der Kokerei Hansa nicht an Finanzierungsfragen scheitern?

Nach den jüngsten Gesprächsergebnissen mit dem Land kann es eine Finanzreserve geben. Das stimmt mit zuversichtlich.

Sorgen um Wohnungsbau

In Sachen Wohnungsbau gibt es akute Sorgen, weil auch in Dortmund die Zahl der Bauanträge drastisch zurückgegangen ist. Was kann man tun?

Es geht ja nicht nur um den Wohnungsbau. Wir haben das Problem der Baukostenerhöhung auch im gewerblichen Bau und bei Bildungseinrichtungen. Das heißt, auch Büroimmobilieninvestments sind ins Stocken geraten. Und es trifft auch die Bildungsbauten, also Kitas und Schulen. Davon sind einige private Projekte beim Kita-Bau betroffen, die von Trägern der Jugendhilfe verschoben werden, bis sich die Finanzierungsbedingungen verbessert haben.

Wir müssen einen Weg finden, insbesondere in der privaten Investitionslandschaft die Bedingungen zu verbessern. Denn Bauprojekte ohne öffentliche Förderungen werden ja im Moment angehalten, weil die zu erwartenden Mietpreise für gewerbliche Mieten, für Wohnungsmieten und auch für die Einmietung von Kindertageseinrichtungen durch die hohen Baukosten einfach nicht erzielt werden können. Inwieweit die Ergebnisse des Baugipfels im Kanzleramt eine bauwirtschaftliche Erleichterung bieten, bleibt abzuwarten.

Im geförderten Wohnungsbau können wir das in Nordrhein-Westfalen noch relativ entspannt sehen, weil die Förderbedingungen hier sehr gut sind. Das wird uns aus der Investorenlandschaft schon gespiegelt. Da stehen wir in Nordrhein-Westfalen auch bundesweit an der Spitze.

Dortmund braucht dringend neue Wohnungen - so wie hier im Kaiserquartier nahe der Hamburger Straße.
Dortmund braucht dringend neue Wohnungen - so wie hier im Kaiserquartier nahe der Hamburger Straße. © Oliver Volmerich

Wie sieht es da in Dortmund mit dem Abrufen der Mittel aus?

Wir haben im vergangenen Jahr die doppelte Höhe des vorgesehenen Globalbudget für geförderte Wohnungen von 30 Millionen Euro für Dortmund mit Förderbescheiden gebunden. Und ich gehe davon aus, dass wir dieses Jahr wieder ähnlich hoch liegen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Förderbedingungen im sozialen Wohnungsbau wirklich gut sind. Die funktionieren. Aber es werden eben nicht nur geförderte Wohnungen gebaut. Und wir legen ja auch Wert darauf, dass wir eine soziale Mischung in den Quartieren vollziehen. Das heißt, es sollte immer auch einen Teil frei finanzierter Wohnungen geben. Wir können nicht Quartiere bauen, wo 100 Prozent nur geförderte Wohnungen entstehen. Das Ziel ist, funktional und sozial gemischte Stadträume zu bauen.

Welches Thema liegt Ihnen ansonsten noch am Herzen?

Zur Position als Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen gehört das Thema Baukultur. Es ist eine besondere Aufgabe, im Alltag Baukultur zu pflegen. Jedes Objekt, das gebaut wird, hat eine sehr lange Lebensdauer und muss sich in seinen Standort einfinden. Das Ziel ist, eine lebenswerte und schöne Stadt zu schaffen, lebenswerte Orte anzubieten, die Identifikation ausdrücken und Atmosphäre versprechen. Es ist eine große Herausforderung und eine Daueraufgabe, die für alle Bauaufgaben mitgedacht und verhandelt werden muss.

Nächster Abschnitt für Radschnellweg in Sicht: Stefan Szuggat zu Klimaschutz und Verkehrswende

Neue Sorgen um den Dortmunder Wohnungsmarkt: Dramatischer Einbruch bei Baugenehmigungen

Möglicher FH-Umzug an Dortmunds Hafen - Prüfung dauert länger: Rektorin nennt neuen Zeitplan