Wohnungen werden in Dortmund immer knapper. Da war es umso erfreulicher, dass für 2022 ein neuer Rekord für dieses Jahrhundert vermeldet werden konnte. Im vergangenen Jahr wurden 2616 Baugenehmigungen für neue Wohnungen erteilt - so viel wie seit 1999 nicht mehr. Tatsächlich gebaut wurden nach den Zahlen des Landesbetriebs IT.NRW 2022 in Dortmund 1964 Wohnungen in neuen Wohnhäusern, mit Aus- und Umbauten sogar 2121 Wohnungen - ein Plus von 27,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Doch schon bei der Bekanntgabe der Rekordzahlen im Frühjahr klangen sowohl bei Vertretern der Bauwirtschaft als auch der Stadt Dortmund Bedenken durch, dass das hohe Niveau gehalten werden kann. Denn steigende Preise und Zinsen haben den Elan beim Wohnungsbau deutlich gebremst.
Minus von 62,4 Prozent
Das bestätigen jetzt auch die aktuellen Daten des Statistischen Landesamtes für die Wohnungs-Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2023. Denn es gab speziell für Dortmund einen regelrechten Einbruch: Bis Ende Juni wurden in Dortmund nach der Statistik von IT.NRW der Bau von nur noch 560 Wohnungen neu genehmigt. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 1489. Das Minus liegt also bei 62,4 Prozent und damit auch über dem Landesdurchschnitt mit einem Minus von 32,6 Prozent in ganz NRW.
Mit Blick auf die Baugenehmigungen für Wohnhäuser liegt das Minus sogar bei 71,8 Prozent. Besonders deutlich nach unten gingen dabei die Zahlen bei Ein- und Zweifamilienhäusern mit -73,5 beziehungsweise -76,9 Prozent. Bei den Mehrfamilienhäusern sank die Zahl der Genehmigungen um 69,4 Prozent - was im Gesamtvergleich aber bedeutet, dass Wohnungen vor allem in größeren Einheiten entstehen.

Für die Wohnungsexpertinnen und -expertem der Stadt Dortmund kommt der generelle Rückgang wie schon angedeutet nicht überraschend. Man müsse dabei allerdings berücksichtigen, dass die Rekordzahlen von 2022 eine hohe Ausgangsbasis seien, gibt Stadtsprecher Christian Schön zu bedenken. Selbst eine Genehmigungszahl mit einem Durchschnittswert wäre statistisch beziehungsweise prozentual auf einen hohen Rückgang hinausgelaufen, stellt er fest.
Statistische Lücke
Es gebe aber auch eine statistische Lücke, weil die Stadt für das erste Halbjahr 2023 nicht alle genehmigten Wohnungen fristgerecht an IT.NRW melden konnte.
„Hier spielten Urlaubszeiten und die Personalsituation der Bauaufsicht eine Rolle“, erklärt Schön. Tatsächlich seien 180 Wohnungen mehr als von IT.NRW erfasst genehmigt worden. Die Zahl der Baugenehmigungen für das erste Halbjahr liegt damit bei 740 - und damit immer noch um gut 50 Prozent unter den Zahlen des Vorjahreszeitraums.
Die Zahlen würden nachgemeldet und werden sich am Ende des Jahres in der Auswertung für das Gesamtjahr wiederfinden, berichtet Schön.
Schwierige Konjunkturlage
Grundsätzlich sei die Entwicklung erwartet worden, betont Schön. „Denn die baukonjunkturelle Lage in Deutschland macht auch vor Dortmund nicht Halt. Sie wirkt sich nur erst verzögert aus.“
Dortmund habe zwar ausreichend Flächen, um den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. „Doch die hohen und stetig gestiegenen Baukosten machen es immer schwieriger, den Wohnraum im bezahlbaren Preissegment zu errichten“, erklärt der Stadtsprecher.
Die Entwicklung spiegele sich auch in weniger Bauanträgen wider. Die Stadt versuche mit ihrem kommunalen Wohnkonzept, zu dem auch der Bau von Wohnungen über eine städtische Entwicklungsgesellschaft gehört, gegenzusteuern. „Doch ob sich der Markt bald wieder dreht, ist offen und nicht absehbar“, erklärt Schön.
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