Stehen die großen Pläne für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 auf der Kippe oder müssen Sie zumindest abspecken? Diese Frage wird in der Landespolitik aktuell diskutiert, weil die Kostenkalkulation angesichts gestiegener Baupreise wohl nicht mehr zu halten ist. Die Sorge um die Kosten teilt man auch in Dortmund - auch wenn man das Gesamtprojekt nicht infrage gestellt sieht.
Dortmund ist neben Duisburg und Gelsenkirchen mit einem sogenannten „Zukunftsgarten“ einer der drei Hauptstandorte der IGA. Angelegt werden soll der Dortmunder „Zukunftsgarten“ rund um die Kokerei Hansa in Huckarde. Rund 900.000 Besucherinnen und Besucher werden hier während der sechsmonatigen Ausstellungszeit von April bis Oktober 2027 während der Ausstellungszeit erwartet.
Erste Bauprojekte über die seit vielen Jahren laufende Sanierung der Kokereianlagen hinaus sind auch schon auf den Weg gebracht. Im Juni hat der Rat der Stadt Dortmund den Bau einer Brücke zwischen dem Kokerei-Gelände und dem Deusenberg unter dem Titel „Haldensprung“ beschlossen - für geschätzte Kosten von 9,56 Millionen Euro.
Im September soll über eine weitere Investition von 12,1 Millionen Euro entschieden werden. Sie fließen in die Gestaltung des Kokereiparks nördlich des alten Industriegeländes, in dem sich der Hauptteil der eigentlichen Gartenschau abspielen soll. Dazu kommen ein Bewegungsgarten, ein neuer Eingangsbereich im Süden der Kokerei und eine Kletterskulptur unter dem Titel „Wolke“, die zum Wahrzeichen des Dortmunder Zukunftsgartens werden soll. 2024 und 2025 soll gebaut werden.
Nur Festbetragsförderung
Das Problem ist: Das Land NRW hat für all diese Projekte nur eine Festbetragsförderung zugesagt - 5,9 Millionen Euro für den „Haldensprung“ und 8,4 Millionen Euro für Kokereipark & Co.. Insgesamt werden die Bauprojekte im Dortmunder „Zukunftsgarten“ aktuell mit rund 26,75 Millionen Euro kalkuliert. Dafür sind Fördermittel von 15,9 Millionen Euro zugesagt. Wird die Umsetzung der Projekte teurer, muss die Stadt das - Stand heute - aus eigener Tasche zahlen.

„Die Kostenkalkulationen für die Investitionen berücksichtigen bereits gestiegene Marktpreise“, heißt es offiziell vonseiten der Stadt. Es sei heute noch nicht absehbar, ob es hier zu weiteren Steigerungen kommen werde. Erst wenn die Ergebnisse der Ausschreibungen vorliegen, werde sich zeigen, wie sich die Marktsituation weiter entwickelt hat.
Kosten-Plus von 20 bis 30 Prozent
Die Sorge, dass es teurer wird, ist allerdings berechtigt. „Die ersten Ausschreibungsergebnisse zeigen, dass es eine Kostensteigerung von 20 bis 30 Prozent gibt“, berichtet Susanne Linnebach als Leiterin des Amtes für Stadterneuerung, das die Federführung für die IGA-Planung in Dortmund hat.
Wie man damit umgeht, ist noch unklar. Planungsdezernent Stefan Szuggat hatte schon im Mai auf die Probleme mit der Festbetrags-Förderung durch das Land hingewiesen. „Bislang tun sich Bund und Land als Fördergeber schwer, die Fördermittel gleitend an Baukosten-Steigerungen anzupassen“, stellte er damals fest. Jetzt heißt es: Die Stadt Dortmund werde sich, sollten Kostensteigerungen eintreten, „eng mit dem Land NRW austauschen und abstimmen, welche Finanzierungswege dann für gestiegene Kosten zur Verfügung stehen“.
Warnung vor Reduzierung
Ausdrücklich warnen die Dortmunder Planer davor, die IGA-Pläne abzuspecken. „Eine Standardreduzierung ist gefährlich“, sagt Susanne Linnebach. Schließlich brauche die Gartenausstellung ihre Highlights und müsse attraktiv und anziehend für die Besucherinnen und Besucher sein.
Die Einnahmen aus Eintrittsgeldern für die „Zukunftsgärten“ spielen denn auch eine bedeutende Rolle in der Gesamtkalkulation der IGA. Bei einem Gesamthaushalt von rund 84 Millionen Euro rechnet die Durchführungsgesellschaft, an der die Stadt Dortmund beteiligt ist, mit Einnahmen von 35 Millionen Euro aus verkauften Eintrittskarten. Das Land hat eine Unterstützung von rund 25 Millionen Euro zugesagt.

Bei der Stadt verweist man zudem darauf, dass die Investitionen in die IGA nachhaltig angelegt sind und dauerhaft neue Angebote speziell in Huckarde und Umgebung schaffen. So soll der „Zukunftsgarten“, der auch in den Stadtteil ausstrahlen soll, nach der IGA-Zeit kostenlos zugänglich sein.
Nicht zuletzt setzt man bei der Stadt auch auf andere Fördertöpfe außer der IGA-Festbetragsförderung, um IGA-Projekte zu finanzieren. Viele Sanierungsmaßnahmen auf dem Kokereigelände wurden schon aus Städtebaufördermitteln mitfinanziert. Auch aus dem Städtebauförderprogramm 2024 hofft das Amt für Stadterneuerung auf 3 Millionen Euro für die weitere Gestaltung des Deusenbergs mit Wegen und Anpflanzungen.
In Sachen Einsparungen wird bei der IGA-Gesellschaft darüber nachgedacht, die Gesamtzahl der Projekte von 38 auf 20 bis 25 zu reduzieren. Denn neben den drei „Zukunftsgärten“ soll es unter dem Titel „Unsere Gärten“ weitere kleine Projekte in mehreren Städten des Ruhrgebiets geben. In Dortmund sollen dabei Westfalenpark, Rombergpark und Fredenbaumpark in die IGA eingebunden werden. Das ist allerdings nicht gefährdet, betont Susanne Linnebach. Die Investitionen dort - etwa in die Erneuerung des Westfalenparks - würden ohnehin allein aus städtischen Mittel finanziert.
Insgesamt stellt Susanne Linnebach denn auch trotz der Finanzsorgen erleichtert fest: „Dortmund steht bei den IGA-Planungen im Vergleich zu anderen Städten gut da.“
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