Glasfaser-Ausbau in Dortmund Fortschritt für Tausende - aber es geht nicht schnell genug

Glasfaser in Dortmund: Fortschritt für Tausende - aber nicht schnell genug
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Es ist eines der großen Zukunftsthemen in Dortmund: der Einbau von schnellen Glasfaserverbindungen in möglichst allen Dortmunder Haushalten. Seit 2023 sind größere Förderprogramme auf dem Weg. Nach anfänglicher Euphorie gab es auch Rückschläge bei dem Thema.

Seit vergangenem Sommer laufen viele Baustellen in unserer Stadt. Eine davon lässt sich gerade an der Teutoburger Straße in Dorstfeld beobachten, wo der Spar- und Bauverein etliche Wohnungen mit moderner Technik ausstatten lässt. Wir waren vor Ort und beantworten die wichtigsten Fragen dazu, wie weit das Thema Glasfaser in Dortmund gerade ist.

Mein Internet läuft gut. Warum ist Glasfaser wichtig?

Videokonferenzen, digitaler Unterricht oder 3D-Online-Gaming – das sind nur drei Beispiele für datenintensive Internetnutzungen, die mittlerweile üblich sind. Es ist davon auszugehen, dass etwa durch verstärkte KI-Nutzung die Datenmengen weiter steigen.

Die bisher eingebauten DSL-Kupferkabel stoßen an Grenzen. In ganz Dortmund werden deshalb Glasfaserleitungen direkt bis ins Haus oder in die Wohnung verlegt. Diese bieten selbst bei großen Entfernungen mehr Stabilität bei großen Datenmengen im Vergleich zu DSL und VDSL.

Wie weit ist der Ausbau in Dortmund gerade?

Der „Glasfaseratlas“ des Landes NRW nennt einen Ausbaustand von 34,4 Prozent in Dortmund. Zum Zeitpunkt der Erhebung im Juni 2024 hatte also jeder dritte Haushalt bereits einen Glasfaseranschluss.

Es ist davon auszugehen, dass der aktuelle Stand Anfang 2025 etwas höher liegen dürfte. Denn seit Sommer 2024 treibt neben anderen etwa das Unternehmen OXG in hohem Tempo den Ausbau von rund 64.500 Hausanschlüssen in Dortmund voran.

In Dorstfeld, Barop, Aplerbeck und Schüren laufen die Arbeiten bereits seit einigen Monaten. OXG hat nach eigenen Angaben von den geplanten 300 Kilometern Leitungsbau bisher über 40 Kilometer umgesetzt.

Dortmund soll zur „Glasfaserstadt“ werden - und zwar noch im gerade begonnenen Jahr 2025. Das hatte Oberbürgermeister Thomas Westphal 2023 gesagt. 50 Prozent aller Haushalte sollen mit schnellen Verbindungen versorgt sein.

Einer seiner Stellvertreter, Bürgermeister Norbert Schilff (SPD), bekräftigt die Ziele am Dienstag (14.1.) beim Ortstermin in Dorstfeld. „Digitale Infrastrukturen sind wesentliche Bestandteile einer zukunftsfähigen Stadt“, sagt er. Allen Bürgerinnen und Bürgern sollten einen „einen zukunftssicheren digitaler Zugang“ ermöglicht werden.

Glasfaserkabel an einer Baustelle in Dortmund-Dorstfeld.
Glasfaserkabel an einer Baustelle in Dorstfeld. © Oliver Schaper

Wer ist für den Ausbau zuständig?

Mehrere Unternehmen sind am Ausbau des Netzes beteiligt. OXG ist eines davon. Weitere Akteure sind das städtische Tochterunternehmen Dokom 21, Westconnect, Telekom, Vodafone, 1&1 und weitere.

Der Breitbandausbau wird mit insgesamt 97 Millionen Euro öffentlich gefördert. Die Stadt Dortmund trägt 10 Prozent davon, also rund 10 Millionen Euro. Der Rest wird durch die Fördermittel von Bund und Land finanziert.

An der OXG-Baustelle zeigt sich beispielhaft, was das in der Realität bedeutet. Das Unternehmen baut ein offenes Netz und stellt es Internetanbietern zur Verfügung.

„So können Bewohnerinnen und Bewohner in den Ausbaugebieten frei entscheiden, welchen der über das Glasfasernetz regional verfügbaren Anbieter sie für ihren Internetzugang nutzen wollen“, sagt OXG-Sprecherin Tomke Hollander. Im Dorstfelder Fall ist Vodafone der Partner.

Die Wohnungswirtschaft und Telekommunikationsunternehmen arbeiten zunehmend zusammen. „Der Glasfaserausbau ist eine echte Gemeinschaftsaufgabe. Mit der Stadt Dortmund stehen wir in regelmäßigem, sehr engem Austausch und erfahren umfassende Unterstützung durch die zuständigen Ämter“, sagt Tomke Hollander.

Wie läuft so ein Umbau ab?

Der Tiefbau an den Leitungen ist ein wichtiger Teil des Arbeitsprozesses. Die Anschlüsse in Häusern und Wohnungen sind ein weiterer.

In einem Mehrfamilienhaus in Dorstfeld sind Techniker zu sehen, die Kabel in einen Keller ziehen. So ein Glasfaserkabel ist erstaunlich farbenfroh. Einziges sonstiges Indiz für den technischen Fortschritt ist ein Verteilerkasten im Keller.

Die Leitungen mit Gigabit-Leistung entstehen in fast 12.000 Wohneinheiten in über 1.600 Gebäuden der Spar- und Bauverein eG Dortmund. Bürgermeister Norbert Schilff, Franz-Bernd Große-Wilde (Sparbau), Dr. Sören Trebst (OXG) und Stephan Schneider (Vodafone) machen sich ein Bild davon, wie es bei einem der größten Projekte dieser Art aktuell läuft.

„Wir freuen uns sehr über den positiven Fortschritt“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde. Stephan Schneider sieht einen „echten Schub für die Digitalisierung des Immobilienbestandes in Dortmund“.

Franz-Bernd Große-Wilde (Mitte), Vorstandschef von Sparbau, spricht in Dortmund-Dorstfeld mit Mietern über den Glasfaserausbau.
Franz-Bernd Große-Wilde (Mitte), Vorstandschef von Sparbau, spricht in Dortmund-Dorstfeld mit Mietern über den Glasfaserausbau. © Oliver Schaper

Welche Probleme gibt es?

Nach anfänglich großer Euphorie hatten sich zuletzt die Meldungen über Unzufriedenheit mit dem Glasfaserausbau gehäuft. Das betraf vor allem Stadttochter Dokom. In Stadtteilen wie Loh, Kruckel oder Eving warten Kunden trotz abgeschlossener Verträge teils seit Jahren auf neue Leitungen.

Um das 50-Prozent-Ziel bis Jahresende zu erreichen, müsste sich vieles rasant beschleunigen. Das ist trotz positiver Entwicklungen an der einen oder anderen Stelle aktuell nicht zu erwarten.

Ein weiteres Problem: Der Hype um das Thema Glasfaser ist auch attraktiv für Betrüger und Drückerkolonnen, die Kunden zu einem Umstieg drängen wollen.

Ein Verteilerkasten für eine Breitbandinternetverbindung in einem Wohnnhaus im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld.
Ein Verteilerkasten für eine Breitbandinternetverbindung in einem Wohnnhaus im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld. © Oliver Schaper

Was muss ich machen, wenn ich gerne Glasfaser an meinem Haus hätte?

Alle Unternehmen, die ausbauen, bieten Beratungen an. Bei OXG können Immobilieneigentümer etwa kostenfreien Glasfaseranschluss beauftragen. Sie werden dann von Medienberatern von Vodafone kontaktiert. Die Gestattung kann direkt vor der Haustür abgegeben werden, aber auch online durchgeführt werden.

In immer mehr Dortmunder Stadtteilen wird das Netz aktuell vermarktet. Mieter können sich mit ihrem Vermieter über den aktuellen Stand austauschen.

Die Verbraucherzentrale warnt: Vorsicht bei Haustürvertretern. Verträge sollten nicht vorschnell unterzeichnet werden. Jeder sollte prüfen, welche Internetbandbreite er benötigt.

Die Verbraucherzentrale rechnet vor: Während beispielsweise für ein Rentnerehepaar, das nur gelegentlich im Internet surft, eine Bandbreite von unter 100 Mbit/s im Download derzeit ausreicht, benötigen Eltern im Homeoffice und mit internetaffinen Kindern eine höhere Bandbreiten zwischen 100-400 Mbit/s.