
DEW-Technik-Geschäftsführer Peter Flosbach verkündet die vorzeitige Abschaltung des alten Gaskraftwerks an der Weißenburger Straße. © Volmerich/Schütze
Gas-Krise: RWE-Kraftwerk in Dortmund früher abgeschaltet als geplant
Energieversorgung
Weg vom Gas als Energiequelle ist das Motto. Und das geht in Dortmund an einem wichtigen Punkt schneller als geplant. Damit endet auch ein Stück Dortmunder Energiegeschichte.
Seit vier Jahren baut der Energieversorger Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) am neuen Fernwärmenetz für die Innenstadt. Es soll das alte Kraftwerk an der Weißenburger Straße ersetzen. Und das geht jetzt schneller als geplant. Denn statt Ende September wurde das Kraftwerk schon in diesem Monat vom Netz genommen. Das Kraftwerk wurde bereits am 9. Juni zum letzten Mal gefahren, wie Betreiber RWE erst am Dienstag (21.6.) mitteilte.
„Der Aufbau der klimafreundlichen Wärmeversorgung ist so weit fortgeschritten, dass wir bereits drei Monate eher als geplant auf die Wärmelieferung aus dem Kraftwerk Dortmund verzichten können“, erklärt Peter Flosbach, Technik-Geschäftsführer bei DEW21. Weil DEW der einzige Kunde des Kraftwerks war, wäre der weitere Betrieb des Kraftwerks unwirtschaftlich, ergänzt RWE.
Statt mit Wärme aus dem Heizkraftwerk an der Weißenburger Straße wird das Fernwärmenetz in der Innenstadt mit klimafreundlicher Abwärme von den Deutschen Gasrußwerken gespeist. Der Ausbau des neuen Netzes, der für viele Baustellen in der Innenstadt sorgt, steht kurz vor dem Abschluss. Außerdem seien die warmen Sommermonate eine gute Voraussetzung, um bereits jetzt auf die gasbasierte Wärme zu verzichten – „ohne dass es Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit hat“, wie Flosbach anmerkt.
Die vorzeitige Abschaltung des Kraftwerks sei ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg von DEW21 in Richtung Klimaneutralität 2035, mit dem das Unternehmen zehn Jahre vor der Zielvorgabe der Politik liege.
Ältester Kraftwerk-Standort im Ruhrgebiet
Mit dem Abschalten der RWE-Anlage geht auch ein Stück Dortmunder Energiegeschichte zu Ende. Denn das Kraftwerk war 1897 das erste Kraftwerk im Ruhrgebiet, das Strom für die öffentliche Versorgung lieferte. Damals liefen hier vier Dampfmaschinen, später wurde auf Kohle- und Erdgasfeuerung umgestellt.

So sah das Kraftwerk an der Weißenburger Straße - das älteste im Ruhrgebiet - im Jahr 1927 aus. © RWE
Die Anlagen wurden immer wieder ersetzt und modernisiert - anfangs von der Stadt Dortmund als erster Betreiberin, später von den Energiekonzernen VEW und RWE. Das jetzt abgeschaltete Kraftwerk hatte zwei Turbinen und vier gasbefeuerte Kessel für die Dampf- und Wasserfernwärme-Versorgung.
Für die RWE-Mitarbeiter des Kraftwerks seien keine negativen Folgen verbunden, betont das Unternehmen. Ein Teil habe bereits den Standort gewechselt und sei auf der Anlage des RWE-Müllheizkraftwerks in Essen-Karnap beschäftigt. Von dort wurde das Kraftwerk Dortmund schon seit 2019 per Fernsteuerung betrieben. Die in Dortmund verbliebenen Mitarbeiter wechseln Ende Juni nach Essen-Karnap oder gehen in Altersteilzeit.
Das alte 2,5 Hektar große Gelände an der Weißenburger Straße hat DEW21 vor zwei Jahren von RWE gekauft. Denn ganz ausgedient als Kraftwerks-Areal hat es noch nicht. Es ist Standort der größten von drei neuen Energiezentralen, die DEW gebaut hat.
Neue Energiezentralen gebaut
Auch sie werden mit Gas betrieben - allerdings wesentlich effizienter als das alte Kraftwerk und auch nur als Notfall-Ebene. Die Energiezentralen springen ein, wenn die Fernwärme-Versorgung ausfallen oder etwa an strengen Wintertagen nicht genug Leistung liefern sollte.

Das Luftbild zeigt das RWE-Heizkaftwerk im Überblick. © RWE
Im September werde man planmäßig die Ablösung des Dampfnetzes in der Innenstadt abschließen, teilt DEW21 mit. Dann sollen auch alle neuen Energiezentralen einsatzbereit sein, um als Absicherung für kalte Wintertage dienen zu können. Voraussichtlich Mitte 2023 beginnt dann unter Regie von RWE der Abriss des alten Kraftwerks.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
