Bastian Stegemann und Alexander Kampmann kümmern sich bei DEW21 um die Wärmeversorgung und den Bau der neuen Energiezentrale an der Weißenburger Straße.

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45.000 Tonnen CO₂ weniger: Neue Energiezentrale auf historischem Gelände

rnDEW-Wärmenetz

An einem klimafreundlichen Wärmenetz arbeitet Energieversorger DEW21. Dazu gehört der Neubau von modernen Energiezentralen. Eine entsteht an der Weißenburger Straße - auf historischen Grund.

Dortmund

, 24.01.2022, 07:57 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die hell glänzende Metallfassade des Neubaus steht in auffallendem Kontrast zur alten Backstein-Fassade des Verwaltungsgebäudes daneben. Vergangenheit und Zukunft treffen hier auf dem Kraftwerks-Gelände an der Weißenburger Straße aufeinander.

Und das Kraftwerk hat eine besondere Geschichte: Es war 1897 - also vor genau 125 Jahren - das erste Kraftwerk im Ruhrgebiet, das Strom für die öffentliche Versorgung lieferte. Damals liefen hier vier Dampfmaschinen, später wurde auf Kohle- und Erdgasfeuerung umgestellt.

Das Kraftwerks-Gelände an der Weißenburger Straße hat eine lange Geschichte

Das Kraftwerks-Gelände an der Weißenburger Straße hat eine lange Geschichte. © Oliver Volmerich

Die meisten historischen Spuren sind auf dem Kraftwerksgelände inzwischen verschwunden. Immer wieder wurden Anlagen ersetzt und modernisiert - anfangs von der Stadt Dortmund als erster Betreiberin, später von den Energiekonzernen VEW und RWE. Im September wird auch das letzte RWE-Kraftwerk vom Netz gehen und später abgerissen.

Vier Heizkessel in neuer Halle

Doch die Zukunft steht gleich nebenan - in Form einer zwölf Meter hohen Stahlbau-Halle mit glänzender Metallfassade. Unter der lärm- und wärmegedämmten Hülle verbergen sich vier erdgasbetriebene Heizkessel, die zurzeit dafür hergerichtet werden, eine wichtige Rolle im neuen Dortmunder Wärmenetz zu übernehmen.

Das lässt DEW seit gut drei Jahren für mehr als 100 Millionen Euro von Grund auf erneuern, was für viele Baustellen auf den Straßen der Innenstadt sorgt. Statt mit Dampf wird das Fernwärmenetz künftig mit Heißwasser betrieben - beheizt mit der Abwärme der Gasrußwerke in Lindenhorst.

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Der Vorteil: Bei gleicher Wärmeleistungen wird künftig 80 Prozent weniger CO₂ ausgestoßen als bisher. Das wäre eine Ersparnis von 45.000 Tonnen Kohlendioxid, rechnet man bei DEW21 vor.

Doch was ist, wenn die Gasrußwerke mal als Energielieferant ausfallen oder nicht genug Energie liefern können? DEW hat dafür drei Sicherungen vorgesehen - in Form von Heizkraftwerken. Sie springen immer dann ein, wenn die Wärmeversorgung aus dem Gasrußwerk ausfällt oder der Energiebedarf etwa an strengen Wintertagen besonders groß ist.

Drei neue Energiezentralen

Eine Energiezentrale mit einer Leistung von 28 Megawatt ist an der Adlerstraße im Union-Viertel eingerichtet, eine zweite mit 50 Megawatt in der Nähe der Gasrußwerke in Lindenhorst. Die größte Energiezentrale mit einer Leistung von 100 Megawatt entsteht für rund 14 Millionen Euro aktuell auf dem Kraftwerksgelände an der Weißenburger Straße, das von DEW21 übernommen wird.

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Seit einem Jahr laufen die Bauarbeiten, bei denen inzwischen der Endspurt begonnen hat. „Im neuen Heizwerk sind vier erdgasbefeuerte Kessel mit jeweils zwei Brennern eingebaut, die an das lokale Gasnetz angeschlossen sind“, erklärt Projektleiter Alexander Kampmann. Die Gaskessel funktionierten ähnlich wie eine haushaltsübliche Gastherme, erläutert der Experte.

Außer mit dem Gasnetz ist das Heizwerk auch mit dem neuen Fernwärmenetz verbunden. Das dort fließende Wasser wird bei Bedarf in die Anlage gepumpt, in den Heizkessel aufgeheizt und dann wieder ins Netz eingespeist.

In der knapp 50 Meter langen und 23 Meter breiten Halle stehen bereits die vier Heizkessel. Aktuell läuft die Montage von Rohren, Aggregaten und Leitungen. Außerdem entstehen eine Druckhalteanlage, über die der Druck im Fernwärmenetz reguliert werden kann, sowie eine Aufbereitungsanlage für das Fernwärmewasser, erläutert Kampmann. Acht Wasserspeicher sind insgesamt vorgesehen.

Vier Heizkessel mit jeweils zwei Brennern sind in der Energiezentrale untergebracht.

Vier Heizkessel mit jeweils zwei Brennern sind in der Energiezentrale untergebracht. © Oliver Volmerich

Was fehlt, sind auch noch die vier knapp 30 Meter hohen Kamine für die Abluft aus den Heizkesseln, die neben der Halle entstehen. Sie sind dann halb so hoch wie der alte Schornstein des RWE-Kraftwerks, der bald als weithin sichtbares Zeichen an der Weißenburger Straße verschwinden wird.

Probebetrieb startet im Frühjahr

Bevor das der Fall ist, muss die neue DEW-Heizzentrale natürlich laufen. „Geplant ist, dass schon in diesem Frühjahr der Probebetrieb beginnt“, kündigt Kampmann an. Im September muss dann alles für den Ernstfall parat sein - auch wenn die Heizzentrale nur „Ersatzspieler“ ist.

„Der Betrieb läuft dann vollautomatisch und wird aus unserer Leitzentrale gesteuert und überwacht“, erklärt Bastian Stegemann, der für das Wärmenetz bei DEW21 zuständig ist. Nur alle 72 Stunden finden Kontrollen durch Mitarbeiter vor Ort statt. Das Leben auf dem alten Kraftwerks-Gelände wird sich also gründlich wandeln.

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