Eigentlich lagen wir gut im Zeitplan, sagt Tiefbauamts-Leiterin Sylvia Uehlendahl. Trotzdem entschied sich die Dortmunder Bauverwaltung schon im Sommer 2022, den Neubau der Fußgängerbrücke über die B1 in Höhe der Westfalenhallen zu verschieben. Zu groß erschien neben Kostensteigerungen das Risiko, möglicherweise wegen Lieferengpässen im Stahlbereich in Zeitverzug zu geraten und dann zur Fußball-EM im Sommer 2024 ohne Brücke auf dem wichtigen Weg zum Stadion dazustehen.
Der verschobene Brücken-Neubau ist das beste Beispiel dafür, dass es für Dortmunds Tiefbauer bei der Planung von Baustellen im Innenstadt-Bereich eine ganz besondere Zeitrechnung gibt - mit einer Einteilung vor und nach der Fußball-EM EURO24, bei der sechs Spiele - darunter ein Halbfinale - in Dortmund stattfinden.
Die Orientierung an der EURO24 prägt das Jahresarbeitsprogramm des Tiefbauamtes für 2023 und die folgenden Jahre. Und das hat es in sich:
Mehr als 600 Bauprojekte listet das Programm auf, das jetzt in den Ratsausschüssen und Bezirksvertretungen beraten wird. Darunter sind kleinere wie neue Laternen oder Ampeln und der behindertengerechte Umbau von Bushaltestellen, aber auch große wie Straßenerneuerungen und Brücken-Neubauten.
Kreuzung muss umgebaut werden
Eines der größten Langzeit-Projekte ist die Erneuerung der Kreuzung Ophoff mit dem B1-Anschluss an die Märkische Straße. Schon seit knapp einem Jahr läuft hier an der Westseite der vielbefahrenen Kreuzung die Erneuerung einer Brückenplatte.
Sie war so marode, dass die Wendeschleife für Autofahrer, die in Richtung Bochum wieder auf die B1 auffahren wollen, schon seit längerer Zeit gesperrt war. Jetzt soll die Erneuerung in diesem Frühjahr abgeschlossen werden.

Doch das ist nur der erste Schritt: „Es müssen alle sechs Brückenplatten erneuert werden“, kündigt Sylvia Uehlendahl an. Außerdem soll die Stadtbahn-Station Märkische Straße, die bislang nicht barrierefrei erreichbar ist, endlich mit Aufzügen nachgerüstet werden.
Das Problem: Wenn sie direkt auf die Bahnsteige führen sollen, liegen sie an der Oberfläche im heutigen Straßenbereich der Kreuzung.
Die Folge: Die Kreuzung muss komplett umgebaut und neu geordnet werden. Natürlich auch mit Blick auf den Radverkehr, betont die Tiefbauamts-Leiterin. Das wird nicht ohne Staus abgehen - ist also ein Fall für die Zeit nach der Fußball-EM.
Brücke muss saniert werden
Ähnlich sieht die Planung für den westlich benachbarten B1-Knotenpunkt mit der B54 aus. Auch hier muss die Brücke der B54 über die B1 umfassend saniert werden.
Der Baubeschluss für (damals) 2,35 Millionen Euro wurde schon 2021 gefasst. Der Beginn der auf eineinhalb Jahre taxierten Baustelle ist nun für den Herbst 2024 und damit, wie es im Arbeitsprogramm ausdrücklich heißt, ebenfalls nach der EURO24 ins Auge gefasst.
Für die EM geteilt wird auch der Umbau der Strobelallee, die zur Sport- und Erlebnismeile werden soll. Aktuell läuft bereits der 7,7 Millionen Euro teure Umbau der Straße Im Rabenloh mit dem Bau eines Kreisverkehrs am Übergang zur Strobelallee. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten hier abgeschlossen sein.
Der Umbau der weiteren Abschnitte der Strobelallee unmittelbar vor dem Signal Iduna Park und weiter östlich soll dann nach der EURO24 begonnen werden.

Ein Dauerprojekt in der City wird ebenfalls durch das Fußball-Fest geteilt. Als nächster Abschnitt des Boulevards Kampstraße soll in diesem Jahr zunächst der Platz von Netanya neugestaltet werden. Die Kampstraße selbst wird zur EURO24 temporär schick gemacht - mit mobilem Grün und Spielelementen wie Mini-Bolzplätzen. 2024 soll es am „Boulevard“ dann auf jeden Fall eine Baustellen-Pause geben.
Ärger um Stadtbahn-Station
Temporär schick gemacht werden muss nicht weit davon entfernt auch die Stadtbahn-Station Hauptbahnhof. Die Arbeiten zur Erweiterung der Bahnsteige haben bereits 2014 begonnen und sollten eigentlich schon vor fünf Jahren abgeschlossen sein. Doch immer neue Pannen und Bauprobleme haben die Fertigstellung um Jahre zurückgeworfen.
Aktuelles Beispiel ist der Ärger mit dem Natursteinboden. Erst gab es Lieferprobleme, jetzt stellte sich heraus, dass der in einem Teil der erweiterten Bahnsteige schon verlegte neue Boden schlecht zu reinigen ist. Jetzt soll ein neuer Belag gesucht werden. Die Bahnsteige und die Verteilerebene darüber können bis zur Fußball-EM also nur provisorisch fertiggestellt werden. „Wir wollen zur EURO24 aber ein ansprechendes Bild abgeben“, versichert Sylvia Uehlendahl.
Neue Fußgängerbrücke kommt
Und was wird aus der Fußgängerbrücke zwischen Lindemannstraße und Westfalenhallen-Gelände über die B1?
Zur EURO24 sollen Stadionbesucher weiter die alte steile Brücke nutzen können, der Max-Ophüls-Platz an der Nordseite wird bis dahin ebenfalls provisorisch schick gemacht. Der Bau der mindestens 10 Millionen Euro teuren neuen Brücke, die barrierearm gestaltet wird, soll dann gleich nach der EM im Sommer 2024 begonnen werden. Zwei Jahre - also bis Sommer 2026 - sollen die Bauarbeiten dauern.

Sylvia Uehlendahl hat damit schon ein neues sportliches Ziel im Blick: die Frauen-Fußball-WM 2027, bei der das Dortmund Stadion ebenfalls ein wichtiger Schauplatz werden könnte.
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