Fan-Feste an prominenten Plätzen und ein Fußball-Dorf Große Pläne für die Euro 2024 in Dortmund

Olympiasieger macht Dortmund fit für Fußball-EM
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Mit Kurs halten und Tempo angeben kennt er sich aus. Martin Sauer war 13 Jahre lang Steuermann des Deutschland-Achters, wurde mit dem Paradeboot der deutschen Ruderer neunmal Europameister, achtmal Weltmeister, Olympiasieger und zweifacher Olympia-Silbermedaillen-Gewinner. Jetzt hat der 40-Jährige, der in Bochum Jura studiert hat, eine neue Steuer-Aufgabe - als Beauftragter der Stadt Dortmund für die Fußball-Europameisterschaft Euro 2024.

Seinen wohl größten sportlichen Erfolg erlebte Martin Sauer bei Olympia 2012 in London. Nach dem Gewinn der Goldmedaille wurde er von seinen Mannschaftskameraden ins Wasser geworfen.
Seinen wohl größten sportlichen Erfolg erlebte Martin Sauer bei Olympia 2012 in London. Nach dem Gewinn der Goldmedaille wurde er von seinen Mannschaftskameraden ins Wasser geworfen. © picture alliance / dpa

Die Schlagzahl, die er im Deutschland-Achter so erfolgreich vorgegeben hat, erhöhe sich hier jeden Tag, stellt Martin Sauer fest. Knapp 500 Tage sind es noch bis zum Start des Fußball-Großereignisses in Deutschland. Dortmund ist als Spielort am 15. Juni schon am Tag nach dem Eröffnungsspiel zum ersten Mal als Gastgeber an der Reihe. Insgesamt sechs Spiele finden im Signal Iduna Park statt, darunter ein Halbfinale.

Erfahrungen aus WM 2006

Da werden natürlich Erinnerungen an das „Sommermärchen“, die WM 2006, wach als sich in Dortmund Fußball-Fans aus aller Welt trafen. Die Stadt kann bei den Vorbereitungen auf die Euro 2024 auf die guten Erfahrungen von damals und die eingearbeitete Organisationsstruktur bauen.

„Wir sind dankbar für alle, die damals dabei waren“, sagt Soeren Spoo, der als Vertreter der Dortmund-Agentur Teil des Vorbereitungsteams ist. Auch jetzt gibt es rund um das aktuell achtköpfige Team im Euro-Büro der Stadt zahlreiche Arbeitsgruppen mit Vertretern verschiedener Ämter, aber auch von Polizei, Rettungsdiensten, Schaustellern und anderen Beteiligten.

Sören Spoo und Martin Sauer gehören zum Vorbereitungsteam für die EURO2024 in Dortmund.
Sören Spoo und Martin Sauer gehören zum Vorbereitungsteam für die EURO2024 in Dortmund. © Oliver Volmerich

„Man kann 2006 aber nicht als Blaupause nehmen“, stellt Soeren Spoo fest. Die Welt sei mobiler geworden. „Jeder kann heute Fußball auf dem Smartphone schauen“, erklärt Spoo. Und auch die Sicherheitsanforderungen sind deutlich höher als 2006.

Der Fußball-Feststimmung soll das aber keinen Abbruch tun. Auch zur Euro 2024 wird es ein Fan-Fest geben, dass allerdings nicht mehr zentral in der City stattfindet. Die Zeit der großen Public-Viewings sei eh vorbei, sind sich Martin Sauer und Soeren Spoo einig. Die „Fan-Zone“ auf und rund um den Friedensplatz werde deshalb angelegt wie eine Open-Air-Sportsbar mit mehreren Punkten, an denen man Spiele verfolgen und gemeinsam feiern kann, kündigt Martin Sauer an. „Football-Village“ nennt das der europäische Fußballverband Uefa.

So voll wie beim Public Viewing zur WM 2006 wird es 2024 auf dem Friedensplatz nicht werden. Für die Fan-Treffen gibt es ein neues Konzept.
So voll wie beim Public Viewing zur WM 2006 wird es 2024 auf dem Friedensplatz nicht werden. Für die Fan-Treffen gibt es ein neues Konzept. © Laryea

Großes „Rudelgucken“ soll es allerdings zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaften und bei Partien in Dortmund mit großen Fan-Andrang geben - dann allerdings im Westfalenpark. Dort könnte nach aktuellem Stand der Planungen die Festwiese genutzt werden - in Sicht- und Hörweite des Stadions. Bis zu 25.000 Fans könnten dort zusammenkommen.

Fans sollen zu Fuß gehen

Eine Herausforderung wird das vor allem für die Verkehrsplanung. „Das ist richtig viel Arbeit für die Kolleginnen und Kollegen der Mobilität“, stellt Martin Sauer fest. Die Stadtbahn wird im Verkehrskonzept eine große Rolle spielen. Da trifft es sich gut, dass DSW21 zurzeit neue Bahnen anschafft.

„Wir wünschen uns aber auch, dass die Leute möglichst viel zu Fuß gehen“, erklärt Martin Sauer. „Das trägt auch zum Gemeinschaftserlebnis bei.“ Und Dortmund sei dafür durch die Nähe des Stadions zur Innenstadt in einer „ziemlich einzigartigen Lage“. Welche Straßen für „Fan-Walks“ genutzt und möglicherweise zeitweise auch gesperrt werden, ist noch offen.

Das gilt für viele Details der Euro-Planungen, denn man will möglichst flexibel sein. Vieles hängt davon ab, welche Länder in Dortmund ihre Spiele austragen, erklärt Martin Sauer. Mit großer Spannung blickt man deshalb auf den 3. Dezember, wenn die Gruppen-Zusammensetzungen ausgelost werden. Danach beginnt für die Planer der Endspurt. Welche Quartiere sind nötig? Wird es Zeltplätze geben? Das sind nur zwei Fragen, die von den Gästen abhängen.

Ein 2,5 Kilometer langer roter Teppich wurde 2006 für die Fußball-Fans aus aller Welt ausgerollt. Für 2024 sammelte man neue Ideen.
Ein 2,5 Kilometer langer roter Teppich wurde 2006 für die Fußball-Fans aus aller Welt ausgerollt. Für 2024 sammelte man neue Ideen. © Reminghorst

Klar ist, dass sich Dortmund für die Gäste herausputzen wird. Einen roten Teppich vom Hauptbahnhof zum Stadion und eine riesige Stadionkulisse zur Begrüßung der Fans vor dem Bahnhof wie 2006 wird es nicht geben. Aber es wird über ähnliche Formate nachgedacht. „Wir sind dabei, neue Ideen zu entwickeln“, sagt Soeren Spoo. Geplant sind etwa schon Pop-up-Bolzplätze in der Kampstraße.

Alles muss natürlich mit Uefa und DFB abgestimmt werden. Regelmäßig werden dort Zwischenberichte vorgelegt. „Und bis jetzt ist das Zwischenzeugnis für Dortmund sehr gut ausgefallen“, freut sich Martin Sauer. „Die spüren, dass Fußball hier ganz oben steht.“

Kosten und Einnahmen unklar

Zu den Unklarheiten gehört auch, was die Organisation der Euro 2024 die Stadt kosten wird. 21 Millionen Euro stehen aktuell als Budget zur Verfügung. Wobei nicht nur wegen der allgemeinen Preissteigerungen absehbar ist, dass man damit am Ende nicht auskommen wird.

Auf der anderen Seite ist zu erwarten, dass Dortmund durch die Euro 2024 auch gewinnen wird - nicht nur mit indirekten Einnahmen durch Zehntausende Fußball-Fans, die in die Stadt kommen. „Es wird am Ende auf jeden Fall eine Auswertung geben, welche finanziellen, ökologischen und sozialen Auswirkungen die Euro 2024 für die Stadt hat“, kündigt Martin Sauer an.

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