
Die neue Brücke von der Lindemannstraße über die B1 soll für Fußgänger und Radfahrer deutlich weniger steil sein. © RN
Baukosten explodieren: Dortmund schiebt Brückenneubau an der B1 nach hinten
Wichtiges Bauprojekt vertagt
Die Stadt ringt um ihre Einnahmen. Gleichzeitig explodieren die Baukosten. Konsequenz: Ein wichtiges Bauprojekt an der B1, das zur Fußball-EM 2024 unbedingt fertig sein sollte, wird nun verschoben.
Eigentlich ist alles angerichtet: DEW und die Netztochter Donetz haben die Arbeiten an den Versorgungsleitungen beendet. Auch die Bäume auf dem Max-Ophüls-Platz am Rande der B1 sind bereits gefällt.
Mit anderen Worten: Die Vorbereitungen für den Neubau der Fuß- und Radwegebrücke an der Lindemannstraße über die B1 sind abgeschlossen.
Im Herbst wollte die Stadt mit dem Abriss starten – und den Besuchern pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli 2024) eine neue und weniger steile Verbindung über die B1 bieten.
Doch daraus wird nichts. Die Stadt Dortmund, die zu den Austragungssorten der EM zählt, hat kurz vor dem Start im September/Oktober die Reißleine gezogen: Sie verschiebt das wichtige Neubauprojekt auf die Zeit nach der EM 2024.
Grund: Die Baukosten schießen ins Kraut und sprengen den geplanten und ohnehin schon erhöhten Etat von 9,9 Millionen Euro nochmals „deutlich“, wie es heißt. Das hätten die Bau-Ausschreibungen gezeigt.
EM 2024: Stadt will beim Neubau kein Risiko eingehen
Zur Höhe der eingegangenen Angebote gab es keine Auskunft. Nur so viel: Aus dem städtischen Haushalt, der aktuell vor hohen Belastungen steht, sei der Neubau gegenwärtig nicht zu bezahlen.
Verschärfend kommt offenbar der Materialmangel hinzu. Steht in der fraglichen Zeit beispielsweise genug Stahl zur Verfügung? Was, wenn es während der Bauarbeiten zu Verzögerungen kommt und die Brücke eben doch nicht rechtzeitig zur EM fertig wird? Auf all diese Risiken will sich die Stadt nicht einlassen – und zieht kurzerhand die Notbremse.

Nach der EM 2024 soll die bestehende B1-Brücke abgerissen sein. Trotzdem muss sie vorher nochmal ausgebessert werden. © RN
Ergebnis: Abriss und Neubau des B1-Überwegs zu den Messehallen und den Sportstätten an der Strobelallee werden um satte zwei Jahre verschoben. Der neue Zeitplan sieht vor, den Abriss der bestehenden Anlage im August 2024 zu starten.
Knapp zwei Jahre später, im März 2026, soll die neue Brücke stehen. Bis Juli 2026 soll dann auch der Max-Ophüls-Platz an der nördlichen Seite der Brücke neu gestaltet sein.
Aktuelles Bauwerk muss jetzt ausgebessert werden
Das heißt: Bis Ende der Fußball-EM 2024 bleibt alles, wie es ist. Fußgänger und Radfahrer müssen vorerst keine Umwege in Kauf nehmen und können die jetzige Brücke weiter nutzen. Die Stadt muss aber trotzdem nochmal Geld ausgeben – die bestehende B1-Brücke muss in Teilen ausgebessert werden. Wovon auch tragende Bauteile betroffen sind.
Kommt hinzu: Durch die vorbereitenden Arbeiten für den zunächst geplanten Baustart im Herbst 2022 präsentiert sich der Max-Ophüls-Platz aktuell wie eine Baustelle.
Dortmund-Besucher jedenfalls sollen ihn so nicht zu Gesicht bekommen. Weshalb die Stadt den Platz vor Beginn der EM 2024 erst einmal provisorisch verschönern und mit Grün anreichern will.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.