
© Oliver Schaper
Der neue Standort des Festi Ramazan soll 2020 Lärm und Verkehrschaos verhindern
Muslimisches Fest
Das Festi Ramazan hat in den vergangenen Jahren für heftige Diskussionen in Dortmund gesorgt. 2020 findet es an einem anderen Ort statt. Der Veranstalter hofft, dass der Ärger ein Ende hat.
Das Festi Ramazan kehrt in die Westfalenhallen zurück. Nach fünf Jahren Open-Air auf dem Parkplatz am Remydamm wird der muslimische Fastenmonat in diesem Jahr in den Hallen 7 und 8 überdacht gefeiert.
Vom 1. bis zum 24. Mai, und damit eine Woche kürzer als der Ramadan dauert, soll die Halle zum großen Markt für Essen, Unterhaltung und westlich geprägte muslimische Kultur werden.
Besucherzahl war zuletzt deutlich zurückgegangen
Der Veranstalter erwartet 50.000 bis 70.000 Besucher in drei Wochen. Die Besucherzahl war in den vergangenen Jahren von mehreren Hunderttausend auf 70.000 gesunken. Auch, weil es Auflagen gab, dass das Festival nicht bis in den späten Abend geöffnet sein darf.
Die Rückkehr an den Ort, an dem das Festi Ramazan schon von 2014 bis 2016 stattfand, ist eine Reaktion auf die vielen Diskussionen. „Wir haben uns angepasst, um damit auf die Wünsche der Anwohner und auf das Verkehrschaos zu reagieren“, sagt Festival-Sprecherin Jasmin Sahin.
Denn seit die Zeltstadt 2017 auf den Parkplatz A3 nahe dem TSC-Eintracht-Gelände gezogen war, verging kein Jahr ohne öffentliche Debatten über Lärm und zugeparkte Wohnviertel.
Anwohner hatten immer wieder Bedenken wegen Lärm und Parkchaos
Insbesondere Anwohner der Joseph-Scherer-Straße und der Brünninghauser Straße hatten immer wieder Bedenken geäußert. Es gab Gesprächsrunden mit dem Oberbürgermeister und Auflagen für den Veranstalter. 2019 gab es nur eine Handvoll Beschwerden.
Dennoch hatte Festival-Veranstalter Fatih Ilhan bereits 2019 angekündigt, nicht mehr an den Remydamm zurückkehren zu wollen. Die Kritik der Anwohner bezeichnete er damals als „fair“ und äußerte Verständnis für ihren Wunsch nach Ruhe.
Doch die große Aufmerksamkeit für das muslimische Fest hatte auch hässliche Begleiterscheinungen wie nächtliche Hakenkreuz-Schmierereien und Kot auf Zelten. „Aber wir mussten uns zum Glück nie wirklich Sorgen machen“, sagt Festival-Sprecherin Jasmin Sahin.
An der Westfalenhalle sind Fragen nach Lärmbelästigung oder Parkplätzen unproblematischer. Die Stadt Dortmund hatte zuletzt Anfang März eine Reihe von Regelungen vorgestellt, die Anwohnern noch einmal detailliert erklärt werden sollen.
Bisher gibt es noch keine Reaktion von Nachbarn des Westfalenhallen-Geländes auf den Umzug.
Es gibt weitere Franchise-Feste in Belgien und den Niederlanden
Jasmin Sahin findet es wichtig, dass das Fest zum muslimischen Fastenmonat auch im neunten Jahr in Folge in Dortmund stattfindet. „Es ist gut für die Integration, wenn die Menschen zusammenarbeiten.“
Es gibt einen weiteren Grund für die Verkleinerung. Der Veranstalter organisiert nach einem „Franchise“-Prinzip weitere „Festi“ in Den Bosch (Niederlande, 24.4-10.5) und Genk (Belgien, 14.5-24.5.). In NRW haben sich zudem in den vergangenen Jahren mehrere Konkurrenzveranstaltungen entwickelt.
So wird es ein Festi Ramazan „in abgespeckter Form“ geben, so Jasmin Sahin. „Es ist ein friedliches Familienfest, zu dem die Leute gerne kommen. Es wird wieder wie ein kleiner Urlaub“, sagt Festival-Sprecherin Jasmin Sahin.
Die Entwicklung rund um den Coronavirus ist ein großes Fragezeichen
Wie alle anderen Veranstaltungen in Dortmund steht aber auch über dem Festi Ramazan wegen der Vorkehrungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus‘ ein großes Fragezeichen.
Bis Mitte April sind Großveranstaltungen in Dortmund abgesagt. Der Veranstalter plant auf Anraten der Stadt Dortmund weiter. Über die aktuelle Entwicklung sei man im Austausch mit dem Gesundheitsamt.
Der Zeitraum ist nur vorläufig festgelegt, weil niemand weiß, wie sich das Virus in den nächsten Wochen verbreitet. Oberbürgermeister Ullrich Sierau hatte zuletzt am Mittwoch in einer Pressekonferenz noch betont, dass es keine Garantie gebe, dass ab Ende April alles wieder normal läuft.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
