
© Peter Bandermann
Festi Ramazan: OB Sierau gibt Anwohnern seine private Handynummer
Streit am Remydamm
Genehmigt die Stadt Dortmund das Festi Ramazan, können Anwohner bei Problemen ein Beschwerdetelefon anrufen. Oberbürgermeister Ullrich Sierau stellt seine private Handynummer zur Verfügung.
Während einer Einwohner-Information konnten Anwohner einer kleinen Wohnsiedlung in Dortmund ihre Bedenken gegen ein mehr als vier Wochen dauerndes Ramadan-Festival äußern. Das Festi Ramazan beginnt ab dem 3. Mai 2019 auf dem Parkplatz E2 am Remydamm täglich um 18 Uhr und endet erst um Mitternacht. Anwohner befürchten Staus, Verkehrslärm und Hupkonzerte bis in die Nachtstunden. Wie 2013.
Bis zu 12.000 Besucher erwartet
2019 soll das Festival zum muslimischen Fastenmonat Ramadan ganz anders über die Bühne gehen. Nicht als religiöses Fest, sondern als „Spezialmarkt“. Die in Spitzenzeiten bis zu 12.000 Besucher aus dem In- und Ausland sollen nicht lange nach einem Parkplatz suchen und auf den großen Plätzen rund um das Veranstaltungszentrum kostenlos parken können. Ordner leiten den Verkehr während der An- und Abfahrt. Das Festival muss auf Verstärker und Lautsprecher verzichten.
Noch keine Genehmigung
Im Silbersaal der Westfalenhalle konnten die Nachbarn ihre Bedenken vortragen. Als Moderator der Einwohner-Information stellte Oberbürgermeister Ullrich Sierau klar, dass dem Festival-Veranstalter noch keine Baugenehmigung erteilt worden sei. Denn es fehle ein Lärmschutzgutachten. Ein Akustik-Sachverständiger sagte allerdings voraus, dass die Festival-Geräusche die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschreiten dürften. Messungen und andere nicht angekündigte Kontrollen sollen das über die gesamten vier Wochen überprüfen.
Die Handynummer des Oberbürgermeisters
Auf Wunsch der Anwohner richtet die Stadt Dortmund für die Festival-Zeit ein Beschwerdetelefon ein. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau will „ausgewählten Anwohnern“ seine private Handynummer geben, damit sie ihn persönlich erreichen können. „Wir haben heute ein Gefühl dafür bekommen, wo der Schuh drückt“, sagte er.
Machtlos ist die Verwaltung nicht. Sollten Festival-Besucher nachts während der Abreise „Theater machen“, könne die Stadt Dortmund das Veranstaltungs-Ende von Mitternacht auf 23 Uhr vorziehen. „Wir wollen nachts keinen Verkehrslärm und keine Hupkonzerte hören. Wir wollen nachts schlafen, denn manche von uns müssen um 5 Uhr morgens aufstehen“, sagte eine Anwohnerin von der Joseph-Scherer-Straße. Ihr Haus liegt Luftlinie 320 Meter vom Fest-Ramazan-Gelände entfernt. Ullrich Sierau zeigte Verständnis dafür.
„Wenn da Theater ist, ziehen wir die Genehmigung zurück“
Ullrich Sierau: „Wenn da Theater ist, ziehen wir die Genehmigung zurück.“ Insgesamt baute sich während der Einwohner-Information der Eindruck auf, dass keine andere öffentliche Veranstaltung in Dortmund so sehr im Fokus steht und mit scharfen Auflagen versehen wird. Nach einem zweistündigen Gespräch blieben bei den Anwohnern dennoch Zweifel.
Sie trauen dem Braten nicht und befürchten, dass das vierwöchige Festival künftig jährlich auf dem Remydamm stattfinden werde. Weil es keine andere Fläche in Dortmund gibt, die bis zu 12.000 Besucher aufnehmen und in der Peripherie genug Parkplätze anbieten kann. Ullrich Sierau hörte aufmerksam zu, als die Pläne für die „Eventmeile“ an der Strobelallee zur Sprache kamen.
„Es ist nicht unser Ziel, da ständig Party zu machen“, sicherte er zu. Es gehe darum, für die Fußball-Europameisterschaft 2024 und eventuell in Dortmund stattfindende olympische Spiele eine geeignete Fläche anbieten zu können. Die Stadt werde mit den Anwohnern auch darüber sprechen.
Fazit nach dem Festival
Eine Genehmigung für das Festi Ramazan gibt es noch nicht. Aber Ullrich Sierau kündigte den Anwohnern einen weiteren Gesprächstermin in naher Zukunft an. Kurz nach dem Ramadan-Fest am Remydamm sollen die Anwohner mit ihm eine Bilanz ziehen können.
Jahrgang 1967, geboren in Barop. Aufgewachsen auf einem Sportplatz beim DJK TuS Körne als Torwart. Lebt jetzt im Loh. Fährt gerne Motorrad. Seit 1988 bei den Ruhr Nachrichten. Themen: Polizei, Feuerwehr und alles, was die Großstadt sonst noch so hergibt. Mag multimediales Arbeiten. 2015 ausgezeichnet mit der "Goldenen Viktoria" für Pressefreiheit.
