Ende von Sperrstunde und Vergnügungssteuer in Dortmund „Ein Feiertag für die Clubszene“

Ende von Sperrstunde und Vergnügungssteuer: „Feiertag für die Clubszene“
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Für den Dortmunder Clubbetreiber Yves Oecking („Weinkeller“) und viele andere aus seiner Branche geht der 14.12., der Tag der letzten Ratssitzung im Jahr 2023, als „Feiertag für die Clubszene“ in die Geschichte ein. Der Grund für den Jubel: Der Rat beschloss zwei Punkte, die für die Nachtwirtschaft in Dortmund von großer Bedeutung sind.

Es gibt künftig offiziell keine Sperrstunde mehr, die über Jahrzehnte Dortmunder Kreativen gegenüber anderen Städten einen Nachteil verschafft hatte. Außerdem ist die Vergnügungssteuer für Tanzveranstaltungen für alle Veranstalter ausgesetzt. Hinzu kommt eine weitere Neuerung: Ab 2025 wird ein mit 30.000 Euro dotierter Club-Preis verliehen.

„Wünsche gibt es seit 20 Jahren“

„Seit ich in dieser Branche bin, also seit knapp 20 Jahren, gibt es diese Wünsche“, sagt Oecking. In der jüngeren Vergangenheit waren beide Regelungen zeitweise ausgesetzt.

Jetzt wird aus der Probephase ein Dauerzustand. Nicht einfach so, sondern nach ausführlicher Prüfung.

Die Aufhebung der Sperrstunde ist in einer erfolgreichen zweijährigen Pilotphase erprobt worden. Bei der Vergnügungssteuer gab den Ausschlag, dass der bürokratische Aufwand für die Betreiberinnen und Betreiber, aber auch für die Verwaltung, in keinem Verhältnis zum Steuer-Ertrag stehe. Dieser liegt nach Angaben der Stadt bei nur rund 320.000 Euro pro Jahr.

Arbeit der Clubszene

Die Entscheidungen sind auch ein Resultat der Arbeit der Interessengemeinschaft Club- und Konzertkultur, die sich in der Zeit der Corona-Pandemie 2020 gegründet hat.

„Als sich im April 2020 Akteure der Dortmunder Clubszene informell im Weinkeller trafen, hätten alle Beteiligten wohl nicht damit gerechnet, drei Jahre später so eng an der Gestaltung der politischen Bedingungen unserer Stadt mitwirken zu können“, sagt der IG-Vorsitzende Philipp Bückle am Freitag (15.12.).

Der Vorstand der IG Club- und Konzertkultur mit Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern aus Dortmund.
Der Vorstand der IG Club- und Konzertkultur mit Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern aus Dortmund. © IG Club- und Konzertkultur

Was mit einem offenen Brief von über 100 Vertreter der lokalen Clubszene an die Verwaltung begonnen habe, sei nun einen entscheidenden Schritt weiter. „Unsere Kernbemühungen drehten sich um die Abschaffung von Vergnügungssteuer und Sperrstunde, beide auf ihre jeweilige Art ein anachronistisches Konzept“, sagt Bückle.

Zusammenarbeit mit Politik

Der Dortmunder DJ und Veranstalter sagt: „Wir stehen immer noch leicht ungläubig vor den Ergebnissen, die wir nun schwarz auf weiß in Händen halten. Partizipation ist möglich, Veränderung ist möglich, wenn man nur Engagement zeigt.“

Aus Sicht der IG hebt er die Zusammenarbeit mit Kulturbüro und Wirtschaftsförderung hervor. Außerdem nennt er die Lokalpolitikerinnen und -politikern wie Ute Mais (CDU), Dominik De Marco (SPD) und Katrin Lögering (Bündnis 90 / Die Grünen), „die uns auf den letzten Metern geholfen haben, den Ball im Rollen zu halten.“

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