Einsam im Homeoffice? Yannik Fritsch (27) sieht Vor- und Nachteile

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Einsam im Homeoffice? Yannik Fritsch (27) sieht Vor- und Nachteile

rnArbeitswelt und Corona

Die Corona-Pandemie hat Arbeiten im Homeoffice für viele Menschen zum Alltag gemacht. Yannik Fritsch hat als betroffener Arbeitnehmer gute Erfahrungen gemacht, sieht aber auch Tücken.

Dortmund

, 11.03.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eigentlich teilt sich Yannik Fritsch sein Büro mit einem Kollegen. Doch den hat er schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr leibhaftig gesehen. Beide sind gewissermaßen im Wechseldienst. „In Doppelbüros ist immer nur einer vor Ort“, erklärt der DSW21-Mitarbeiter. Der andere arbeitet im Homeoffice – eine Arbeitsweise, die coronabedingt in vielen Unternehmen Alltag ist. In der Umfrage unserer Redaktion zur Serie „Mensch, wie glücklich bist du?“ gaben 43 Prozent der Teilnehmenden an, ständig, manchmal oder häufig im Homeoffice zu arbeiten.

Das gilt auch für die Stadttochter DSW21 – wobei logischerweise nur ein Teil der Beschäftigten das Homeoffice nutzen kann. Denn Bus- und Bahnfahrer oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werkstätten müssen weiter vor Ort sein. „Von unseren 2000 Beschäftigten kommt für Homeoffice etwa 300 bis 400 infrage“, erklärt DSW-Sprecher Frank Fligge.

Aber die nutzen das Angebot ausgiebig. „Wir haben eine sehr hohe Homeoffice-Quote“, sagt Fligge. Schon vor Jahren wurde eine Dienstvereinbarung zu mobilem Arbeiten geschlossen, die 2020 um den Aspekt Homeoffice erweitert wurde. „Danach gilt, dass jeder Mitarbeiterin und Mitarbeiter, bei dem oder der das möglich ist, zwei Tage die Woche von zuhause aus arbeiten kann – auch ohne Corona“, betont Fligge.

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Wie in vielen Unternehmen hat die Pandemie, Homeoffice-Ausbau und -Nutzung gewaltig beschleunigt. „Bei uns gab es schon früh Pandemie-Pläne, wer in Präsenz vor Ort ist und wer im Homeoffice arbeitet“, erklärt Yannik Fritsch, der in der Kommunikationsabteilung von DSW21 unter anderen für den Internet-Auftritt, Newsletter und die App zuständig ist.

Für ihn heißt das, dass er an zwei bis drei Tagen in der Woche daheim arbeitet. Für Laptop und technische Zugänge hat der Arbeitgeber gesorgt. In der Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung, die Yannik Frtisch sich mit seiner Freundin teilt, ist zwar kein Platz für ein eigenes Arbeitszimmer, aber für eine nette Arbeitsecke, „Ich habe mir in einem kleinen Erker einen Schreibtisch hingestellt“, erklärt Fritsch.

Videokonferenzen sind für Yannik Fritsch inzwischen Alltag.

Videokonferenzen sind für Yannik Fritsch inzwischen Alltag. © Oliver Volmerich

Und dort fühlt er sich sehr wohl. „Ich war selbst überrascht, wie schnell ich mich ins Homeoffice eingelebt habe“, berichtet der 27-Jährige. „Ich bin ein Fan von schnellen Videokonferenzen und Chats.“ Dienstbesprechungen und andere Kontakte finden in der Regel über die Kommunikationsplattform Teams statt. Und das funktioniere gut. Fritsch ist sogar davon überzeugt, dass die Produktivität im Homeoffice höher ist. „Man hat weniger Ablenkung“, stellt er fest.

Zeit für Sport und Studium

Auch für das Privatleben sieht er Vorteile. „Ich kann mir meine Arbeit besser einteilen“, sagt er. Sein Sportprogramm konnte er sogar ausbauen. Außerdem lässt sich der Dienst gut mit seinem Studium in Marketing und Digital Media kombinieren, das er in Abendveranstaltungen an der privaten Hochschule FOM absolviert.

Auch da finden aktuell 80 Prozent der Veranstaltungen digital statt, schätzt Fritsch. Trotzdem ist er froh, dass er vor Beginn der Corona-Pandemie vier Semester in Präsenz hatte und so seine Mitstudierenden kennenlernen konnte. „Der persönliche Kontakt fehlt natürlich“, bedauert Fritsch.

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Das gilt auch für den Dienst bei DSW21. Auch da vermisst Fritsch die Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen. „Manche Prozesse, etwa größere Projekte, sind auch schwieriger und geraten ins Stocken“, sagt der DSW-Mitarbeiter. „Und über den Tag verspürt man schon eine gewisser Vereinsamung.“

Und was heißt das für eine hoffentlich bald kommende Zeit ohne Corona-Pandemie? „Ich kann mir sehr gut vorstellen, mindestens einen Tag in der Woche weiter im Homeoffice zu arbeiten“, sagt Fritsch. Sich ganz ins Homeoffice zurückzuziehen, kommt für den 27-Jährigen aber nicht infrage. „Da fehlen dann doch die Kontakte“, stellt er fest.

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„MENSCH, WIE GLÜCKLICH BIST DU?“

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