
© Stephan Schuetze
Dortmunds Außengastronomie darf bald öffnen - aber viele Wirte zögern
Corona-Lockerungen
Wenn es bei der sinkenden Inzidenz bleibt, kann Dortmunds Außengastronomie voraussichtlich schon kommende Woche wieder öffnen. Unter den Wirten sorgt das nicht unbedingt für Euphorie.
Bei vielen Dortmunderinnen und Dortmundern ist die Vorfreude schon groß:
Bleibt die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen stabil unter 100 (und danach sieht es aus), kann man voraussichtlich ab nächstem Donnerstag, 27. Mai, wieder Kaffee oder andere Getränke im Straßen-Café oder Biergarten genießen - vorausgesetzt man ist negativ getestet oder vollständig geimpft oder von einer Corona-Infektion nachweislich innerhalb des letzten halben Jahres genesen.
Innenräume von Gastronomiebetrieben dürfen dagegen erst genutzt werden, wenn die Inzidenz stabil unter 50 sinkt.
Die Stadt hat deshalb den leidgeprüften Wirten Hilfe versprochen und will, wo immer es möglich ist, Außengastronomie ermöglichen. Und sie verzichtet, wie schon im vergangenen Jahr, auf Sondernutzungsgebühren, wenn Gastronomen Tische oder Stühle auf öffentlichen Flächen vor die Tür stellen.
Man wolle damit „kurzfristig ein positives Signal zur finanziellen Entlastung der gastronomischen Betriebe senden“, heißt es in einem Schreiben an die Gastronomen.
„Bereits Anfang dieses Jahres wurden alle bekannten Betriebe angeschrieben und ihnen Hilfe angeboten“, erklärt Stadtsprecher Maximilian Löchter.
Die Gastronomen wurden gebeten, frühzeitig ihre Anträge auf Sondernutzung zu stellen. Anfang Mai wurde der Appell unter anderem mit Hilfe des Gaststätten-Verbandes Dehoga noch einmal erneuert.
Doch das Echo ist bislang eher gering. Gab es im vergangenen Jahr 404 Anträge auf Außengastronomie in Dortmund, sind es derzeit nur 252 (Stand 18. Mai). Die Hoffnung, dass bald überall neue Straßen-Cafés und Außenterrassen eröffnen, scheint sich also nicht unbedingt zu erfüllen.
Viele Risiken für Gastronomen
Die Zurückhaltung ist durchaus erklärbar, meint Lars Martin als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Dehoga. So bestehe noch immer große Unsicherheit über die Möglichkeiten der Öffnung.
Denn die Lockerungen greifen nur, wenn die Inzidenz mindestens fünf Tage lang unter 100 bleibt. Übersteigt sie wieder die kritische Marke, steht die nächste Schließung an. Dazu kommt der Aufwand für die Kontaktnachverfolgung und die Kontrolle der Tests.
„Der Aufwand und das Risiko für die Betriebe sind enorm“, erklärt Martin. Viele Gastronomen überlegten sich, ob es sich angesichts der unsicheren Lage lohne, die Kühlhäuser mit Waren zu füllen und Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zu holen.
„Viele Betriebe sagen auch, dass es sich nicht lohnt, wenn man nur wenige Tische draußen nutzen kann“, erläutert der Experte. Dazu komme das zurzeit sehr unbeständige Wetter.
Zurückhaltend wird die Möglichkeit zur Öffnung auch andernorts angenommen. Die Dehoga hat ermittelt, dass dort, wo Lockerungen jetzt schon greifen, nur ein Drittel der Betriebe geöffnet hat.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
